Tabula Smaragdina.
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und können die verhältnismäßig späte Abfassungszeit der von Kircher
ausgezogenen Schrift nicht verleugnen. Denselben Eindruck macht noch
eine andere von Kircher besprochene Stelle, die auf die Tabula Smarag-
dina anspielen soll. Es ist vom Lebenswasser oder lebendigen Wasser
die Rede, das Gold und Silber auflöse und mit ihnen ein unverbrenn-
liches Öl darstelle, das die unedlen, unvollkommenen Metalle, wenn es
ihnen zugesetzt wird, veredelt und zur Vollkommenheit bringt. Es ver-
wandelt sie in die Natur eines schmelzbaren Salzes, das die Araber
r-All Sal Albroth1 nennen, ein höchst edles, fixes, feines, durch-
dringendes Salz, das das innerste Mark der Körper (Metalle) durchdringt,
das vollkommene Elixir, das Geheimnis aller Geheimnisse, von welchem
Haled sagt. a.—lalAJ ,
Quicunque noverit salem Solls et
Lunae, et generationem eius, et noverit rationem eum cum caeteris
imperfectis corporibus et amicis seu sympathis commiscendi; is certe
noverit mysteriorum omnium maximum.
Ich kann in diesem Satze ebensowenig eine Anspielung auf den
Text der Tafel sehen, wie in jener koptischen Inschrift3 auf einem Fels
bei Memphis, die Michael Schatta aus Memphis, einst Kirchers Ama-
nuensis im Koptischen und Arabischen, diesem mitgeteilt hat:
ουρανο ανω * ουρανο κάτω
αστρα ανω ·» αστρα κάτω
παν ο ανω ·» τούτο κάτω
ταυτα λαβε * κε ευτυχε
Um als Anspielung auf die Tabula gelten zu können, genügt dies
Spiel mit άνω-κάτω doch nicht. Und so darf ich wohl auch die weit-
schweifigen Erörterungen, in denen Kircher die crux ansata, das'Henkel-
kreuz der Ägypter, mit dem Lebenswasser und seiner Auffassung von
Alchemie in Zusammenhang bringt, übergehen, um mich dem Kapitel XII
zuzuwenden, das die Frage behandelt, ob Hermes Trismegistus wirklich
der Urheber der Tabula Smaragdina gewesen sein kann.4
1 Ist aus Albroth der Ausdruck Alembroth zu erklären? Vielleicht liegt beidein
jjjIJI albRrüd zugrunde, was itn späten Arabisch den Salpeter bezeichnet.
2 Bei Kircher ^111, jUJ-I, Jl; ein höchst bedenkliches Arabisch!
3 Ich gebe das , Koptische' mit griechischen Buchstaben wieder, da es ja doch
nur aus griechischen Worten besteht.
* Voraus geht S. 425 eine Verspottung der modernen Alchemisten, die mehr Ein-
druck machen würde, wenn Kircher mit seiner Theorie, daß die ägyptischen Alchemisten
das Lebenswasser, die quintam essentiam aller Dinge, darzustellen suchten, nicht selbst
so weit von der geschichtlichen Wahrheit abirrte.
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und können die verhältnismäßig späte Abfassungszeit der von Kircher
ausgezogenen Schrift nicht verleugnen. Denselben Eindruck macht noch
eine andere von Kircher besprochene Stelle, die auf die Tabula Smarag-
dina anspielen soll. Es ist vom Lebenswasser oder lebendigen Wasser
die Rede, das Gold und Silber auflöse und mit ihnen ein unverbrenn-
liches Öl darstelle, das die unedlen, unvollkommenen Metalle, wenn es
ihnen zugesetzt wird, veredelt und zur Vollkommenheit bringt. Es ver-
wandelt sie in die Natur eines schmelzbaren Salzes, das die Araber
r-All Sal Albroth1 nennen, ein höchst edles, fixes, feines, durch-
dringendes Salz, das das innerste Mark der Körper (Metalle) durchdringt,
das vollkommene Elixir, das Geheimnis aller Geheimnisse, von welchem
Haled sagt. a.—lalAJ ,
Quicunque noverit salem Solls et
Lunae, et generationem eius, et noverit rationem eum cum caeteris
imperfectis corporibus et amicis seu sympathis commiscendi; is certe
noverit mysteriorum omnium maximum.
Ich kann in diesem Satze ebensowenig eine Anspielung auf den
Text der Tafel sehen, wie in jener koptischen Inschrift3 auf einem Fels
bei Memphis, die Michael Schatta aus Memphis, einst Kirchers Ama-
nuensis im Koptischen und Arabischen, diesem mitgeteilt hat:
ουρανο ανω * ουρανο κάτω
αστρα ανω ·» αστρα κάτω
παν ο ανω ·» τούτο κάτω
ταυτα λαβε * κε ευτυχε
Um als Anspielung auf die Tabula gelten zu können, genügt dies
Spiel mit άνω-κάτω doch nicht. Und so darf ich wohl auch die weit-
schweifigen Erörterungen, in denen Kircher die crux ansata, das'Henkel-
kreuz der Ägypter, mit dem Lebenswasser und seiner Auffassung von
Alchemie in Zusammenhang bringt, übergehen, um mich dem Kapitel XII
zuzuwenden, das die Frage behandelt, ob Hermes Trismegistus wirklich
der Urheber der Tabula Smaragdina gewesen sein kann.4
1 Ist aus Albroth der Ausdruck Alembroth zu erklären? Vielleicht liegt beidein
jjjIJI albRrüd zugrunde, was itn späten Arabisch den Salpeter bezeichnet.
2 Bei Kircher ^111, jUJ-I, Jl; ein höchst bedenkliches Arabisch!
3 Ich gebe das , Koptische' mit griechischen Buchstaben wieder, da es ja doch
nur aus griechischen Worten besteht.
* Voraus geht S. 425 eine Verspottung der modernen Alchemisten, die mehr Ein-
druck machen würde, wenn Kircher mit seiner Theorie, daß die ägyptischen Alchemisten
das Lebenswasser, die quintam essentiam aller Dinge, darzustellen suchten, nicht selbst
so weit von der geschichtlichen Wahrheit abirrte.