Schreiben an eine Freundin der Natur. 127
ne unaussprechliche Weisheit immer im neuen Licht
darstellk. Zch kann auch, wenn ich das kummer-
volle Leben auf Erden, heute beschliessen sollte, aus
nichts stolz sein, als darauf, daß es mir so gut ge-
worden ist, hie und da Menschen von allerlei Standen
durch Natur und Religion auf den Gang Gottes in
der Welt aufmerksam zu machen und ihnen das Glük
zu preisen, das ich in der Anbetung Gottes finde.
Auch bezeuge ich Ihnen, meine Theureste! vor dem
allwissenden Gott, daß ich unter den Stürmen und
Abwechslungen dieses Lebens, die ich schon oft erfah-
ren habe, bei der Undankbarkeit, bei der Unterdrü-
kung und Beunruhigung von andern schlechtgefinnten
Menschen, in so manchen trüben Stunden, bei den
Thränen, die mir oft in die Berufsgeschäfte stiessen,
und bei der bangen Sorge die mich anstößt, so oft
ich in die Zukunft dringe, nur allein in dem Gedan-
ken, daß ich gerne mit Gott und seinen Werken um-
gehe, und so lang ich lebe, mich nie von Ihm tren-
nen werde, meine Ruhe wieder gefunden habe. Die
Vorsehung läßt mich früh manche Prüfungen erfahren.
Ich weiß es schon aus Erfahrung, daß dieß das Land
unserer ewigen Wohnung nicht sein kann. Grausam
entreißt man mir oft alle Zufriedenheit. Die wenig-
sten Menschen haben Sinn für den stillen Kummer
ihres niedergeschlagenen Bruders, und noch weniger
Menschen kennen die Kunst, mit den Mistritten ande-
rer Gedult zu haben, und mit sanfter Güte das irren-
de gute Herz zurecht zu weisen, und zu leiten. Die
Aufmunterung und Unkerstüzung, die man von der
Welt erwarten darf, kennen Sie selber. Man leidet
insgemein desto mehr, jemehr man geradezu der
Wahr-
ne unaussprechliche Weisheit immer im neuen Licht
darstellk. Zch kann auch, wenn ich das kummer-
volle Leben auf Erden, heute beschliessen sollte, aus
nichts stolz sein, als darauf, daß es mir so gut ge-
worden ist, hie und da Menschen von allerlei Standen
durch Natur und Religion auf den Gang Gottes in
der Welt aufmerksam zu machen und ihnen das Glük
zu preisen, das ich in der Anbetung Gottes finde.
Auch bezeuge ich Ihnen, meine Theureste! vor dem
allwissenden Gott, daß ich unter den Stürmen und
Abwechslungen dieses Lebens, die ich schon oft erfah-
ren habe, bei der Undankbarkeit, bei der Unterdrü-
kung und Beunruhigung von andern schlechtgefinnten
Menschen, in so manchen trüben Stunden, bei den
Thränen, die mir oft in die Berufsgeschäfte stiessen,
und bei der bangen Sorge die mich anstößt, so oft
ich in die Zukunft dringe, nur allein in dem Gedan-
ken, daß ich gerne mit Gott und seinen Werken um-
gehe, und so lang ich lebe, mich nie von Ihm tren-
nen werde, meine Ruhe wieder gefunden habe. Die
Vorsehung läßt mich früh manche Prüfungen erfahren.
Ich weiß es schon aus Erfahrung, daß dieß das Land
unserer ewigen Wohnung nicht sein kann. Grausam
entreißt man mir oft alle Zufriedenheit. Die wenig-
sten Menschen haben Sinn für den stillen Kummer
ihres niedergeschlagenen Bruders, und noch weniger
Menschen kennen die Kunst, mit den Mistritten ande-
rer Gedult zu haben, und mit sanfter Güte das irren-
de gute Herz zurecht zu weisen, und zu leiten. Die
Aufmunterung und Unkerstüzung, die man von der
Welt erwarten darf, kennen Sie selber. Man leidet
insgemein desto mehr, jemehr man geradezu der
Wahr-