128 Schreiben an eine Freundin der Natur.
Wahrheit folgt und Gutes thun will. Und der ist ge-
wiß unglüklich und verlassen, der nicht in sich selber
eine verborgene Quelle der Zufriedenheit hat, aus der
erschöpfen kann, wenn ihn die Wildheit anderer, in
die Einsamkeit treibt, und er von dem traurigen Ge-
danken, daß auch die besten Absichten oft mislmgen
können, gegeißelt wird. Wie oft ich in dieser betrüb-
ten läge bin, wißen sie. Aber da ist dann Bibel und
meine Naturaliensammlung der sichre Ort, zu dem
ich meine Zuflucht nehmen kann.
Ich könnte es Ihnen mit Worten nicht sagen,
welche Freude mich ganz überströmen würde, wenn ich
einmal auch Ihnen, auch Ihnen meine Freundin!
Den kleinen Anfang, die Schönheiten der Natur im
Zimmer aufzustellen, zeigen könnte! Fast bei jeder
Schublade wünschte unsre Clelie, daß Sie doch bei
uns wären, und sehen, und Gott bewundern könn-
ten. Ich bin nicht reich an seltenen und kostbaren
Stüken. Ich kann nicht viel Puz und Schmuk auf
die Bewahrung meiner Lieblingssachen wenden. Aber
die simple Natur würde Ihnen freilich, da Ihr Ge-
schmak so rein und lauter ist, auch gefallen. Clelie
hak von mir verlangt, daß ich Ihnen wenigstens die
Stüke nennen soll, woran sie sich am meisten ergözte.
Und ich erfülle mit Freuden diese Pllicht, so viel
ich mich noch erinnern kann. Das Muschelkabinet,
so unvollständig es noch ist, Zog Zuerst ihre Aufmerk-
samkeit an sich. Die Perspektivschneke hatte sie lan-
ge auf der Hand liegen, und sie brach in ein lautes
Freudengeschrei aus, als ich ihr schnell neben ihrem
Exemplar noch ein anderes auf der verkehrten Seite
legte,
Wahrheit folgt und Gutes thun will. Und der ist ge-
wiß unglüklich und verlassen, der nicht in sich selber
eine verborgene Quelle der Zufriedenheit hat, aus der
erschöpfen kann, wenn ihn die Wildheit anderer, in
die Einsamkeit treibt, und er von dem traurigen Ge-
danken, daß auch die besten Absichten oft mislmgen
können, gegeißelt wird. Wie oft ich in dieser betrüb-
ten läge bin, wißen sie. Aber da ist dann Bibel und
meine Naturaliensammlung der sichre Ort, zu dem
ich meine Zuflucht nehmen kann.
Ich könnte es Ihnen mit Worten nicht sagen,
welche Freude mich ganz überströmen würde, wenn ich
einmal auch Ihnen, auch Ihnen meine Freundin!
Den kleinen Anfang, die Schönheiten der Natur im
Zimmer aufzustellen, zeigen könnte! Fast bei jeder
Schublade wünschte unsre Clelie, daß Sie doch bei
uns wären, und sehen, und Gott bewundern könn-
ten. Ich bin nicht reich an seltenen und kostbaren
Stüken. Ich kann nicht viel Puz und Schmuk auf
die Bewahrung meiner Lieblingssachen wenden. Aber
die simple Natur würde Ihnen freilich, da Ihr Ge-
schmak so rein und lauter ist, auch gefallen. Clelie
hak von mir verlangt, daß ich Ihnen wenigstens die
Stüke nennen soll, woran sie sich am meisten ergözte.
Und ich erfülle mit Freuden diese Pllicht, so viel
ich mich noch erinnern kann. Das Muschelkabinet,
so unvollständig es noch ist, Zog Zuerst ihre Aufmerk-
samkeit an sich. Die Perspektivschneke hatte sie lan-
ge auf der Hand liegen, und sie brach in ein lautes
Freudengeschrei aus, als ich ihr schnell neben ihrem
Exemplar noch ein anderes auf der verkehrten Seite
legte,