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Sander, Heinrich; Goetz, Georg Friedrich [Hrsg.]; Hohenlohe-Kirchberg, Christiane Louise zu [Bearb.]
Heinrich Sanders, Professors am Gymnasium illustre zu Karlsruhe, der Gesellschaft Naturforschender Freunde in Berlin, und der Fürstl. Anhaltischen teutschen Gesellschaft in Bernburg Ehrenmitglieds Kleine Schriften (Erster Band) — Frankfurt am Main: in der Wernerischen Buchhandlung, 1788 [VD18 90819837]

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https://doi.org/10.11588/diglit.52956#0168

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154 Von einem Msammengenähten Neste.
den, grausamen, und muthwilligen Thieren mehr zu
fürchten haben. Sezt unsere Vögel nach Ostindien,
so sind sie in kurzer Zeit ausgerottet. Seht also —
in der Welt ist alles am rechten Ort. Alles hat sei-
ne Ursachen und feine gute Absichten.
Wenn euch Jemand sagt, daß in der Welt man-
ches unnüz, überflüssig oder klein und unbedeutend
sei, so glaubt das nicht. Tausend einzelne Blatter
kann dieser Vogel nicht so bequem brauchen, als drei
miteinander im Stiel verbundene Blätter, und was
schemt dem stolzen Menschen zufälliger zu sein als das.
Aber was sollten ihm die Blatter, wenn er nicht ver-
lorne und zerstreuete Materialien Zum Nahezeug fände?
Und wieder, was scheint dem stolzen Menschen zu-
fälliger, als das?
Muß das kleine wehrlose Vögelchen so lange su-
chen, sooft stiegen, fo mühsam schwebend und stot-
ternd nahen, bis es nur eine Ruhestätte hat — Und
wir, die wir viel grössere, edlere, höhere, mannich-
faltigere Kräfte haben, wollten in Gottes schöner
Welt müssig gehen, faul werden, oder uns über Ar-
beit beschweren?
Denkt Gott an das arme Geschöpf im Walde,
das feines lebens nicht einen Augenblik sicher ist, zeigt
er ihm ein Blatt am Baum, eine Wollstoke am
Strauche, schüzt er das lose Gebäude, wenn der
Wind raßt, — o so faß ich auch Zutrauen zu ihm,
und erwarte alles Gute von Ihm --- dem unaus-
sprechlich Gütigen.
, Xl.
 
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