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Sauer, Joseph
Symbolik des Kirchengebäudes und seiner Ausstattung in der Auffassung des Mittelalters: mit Berücksichtigung von Honorius Augustodunensis Sicardus und Durandus — Freiburg. i.Br., 1924

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.8576#0011

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Aus dem Vorwort zur ersten Auflage.

rVe vorliegende Studie will eine zusammenfassende, systematische
Darlegung der geistigen Auffassimg des Kirchengebäudes und
seiner Ausstattung darbieten. Diese tiefere Erfassung und Aus-
deutung der bedeutungsvollsten Stätte der christlichen Kulturwelt
ist eine Frucht der allegorischen Exegese der alten Väter; sie hat
sich bei der Verpflanzung in die anglo-germanische Kultur durch
Beda und die Autoren der Karolingerzeit allmählich von der Schrift-
auslegung losgelöst und ist als ein Bestandteil der liturgischen
Literatur ihrer vollen Ausbildung durch die Schriftsteller des
12. und 13. Jahrhunderts zugeführt worden. In diesem letzten
Stadium der Entwicklung wird das Kirchengebäude zu einem klaren
und deutlichen Spiegelbilde des großen, allumfassenden Weltreiches
der Kirche. In unserer Untersuchung hat es sich in erster Hinsicht
darum gehandelt, diesen Literaturzweig, der sich mit dem
christlichen Gotteshaus befaßt hat, nach seinem Entstehen, seiner
allenfallsigen Umbildung und seiner Entfaltung zu betrachten. Im
Gegensätze zu ähnlichen früheren Werken von Kreuser und Auber,
welche das literarische Material teils gänzlich planlos und un-
gesichtet, ohne eine Spur von kritischer Durcharbeitung vorlegten,
teils es nur zur Erläuterung der Kirchensymbolik der mittel-
alterlichen Künstler beizogen, sollte die Kirchensymbolik
der Literatur untersucht und dargestellt werden, näherhin dann
auch gezeigt werden, welche Beziehungen zwischen dieser und der
Kunst stattgefunden haben. Hierbei hat sich zweierlei ergeben, ein-
mal, daß die einzelnen Begriffe und Ideen dieser Kirchensymbolik
fast durchweg Allgemeingut der mittelalterlichen Menschheit, oder
besser gesagt, der mittelalterlichen Literatur sind, wie diese Sym-
bolik die Zentralidee dieser ganzen Vorstellungswelt repräsentiert.
Aus diesem Grunde halten wir es für verfehlt, die Verwendung
irgend eines symbolischen Motivs auf Anregung eines bestimmten
Autors zurückzuführen: in den meisten Fällen wird man der Wahr-
heit näher kommen mit der Annahme, daß der Künstler aus der-
selben Vorstellung heraus geschaffen hat, die auch der und jener
Autor in seinen Schriften zum Ausdruck gebracht hat.
 
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