300 Beziehungen zwischen der Kirchensymholik und der bildenden Kunst.
Ganz unzweifelhaft hat die Symbolik auch den Bilderschmuck
vieler alten Taufbrunnen, der Ambone bezw. Kanzeln, der Ante-
pendien und Altarretabeln, der Kelche und Rauchfässer und anderer
Gegenstände mitbestimmt. Wenn unsere Gewährsmänner sich nie
über diese Seite der kirchlichen Inventarstücke äufsern, so haben
sie doch deutlich genug die Gedanken und Typen bei Behand-
lung des Bulssakramentes, des Opfertodes Christi, der Lehrver-
kündigung und anderer christlichen Geheimnisse ausgesprochen,
welche der Künstler nachher ins Bild umsetzte. Sehr häufig stand
letzterer allerdings auch unter dem Einflüsse der Zahlensymbolik,
die ihn veranlafste, gleichzahlige Gegenstände und Motive neben-
einander zu stellen. Namentlich gilt das von der Zahl vier, fünf,
sieben, zwölf. Oft mochten rein äufserliche Gesichtspunkte, Rück-
sicht auf Symmetrie, auf gute künstlerische Wirkung oder treffliche
Anpassung an die äufseren Formen des zu schmückenden Gegen-
standes entscheidend gewesen sein für die Wahl der oder jener
Zahl bezw. der in ihr gegebenen Motive. Für vierseitige Gegen-
stände eigneten sich vorzüglich die Evangelisten, Hauptpropheten,
Paradiesesströme, Kardinaltugenden u. a. m.; alle diese Motive,
ebenso wie diejenigen der Zahl drei oder sieben u. a. m., Helsen
sich fast wie Karyatiden als Stützen oder Träger verwenden, und
doch wohnte ihnen allen auch ein tieferer Sinn und eine weit über
diese äufserlich mechanische Anbringung hinaus gehende Bedeu-
tung inne.
Fassen wir das Resultat dieses Kapitels in einem Wort zu-
sammen, so wird es wohl lauten müssen, dafs die Einwirkung der
Symbolik auf die ursprüngliche Einrichtung und Ausstattung der
Gotteshäuser im einzelnen nicht eine allgemeine und zwin-
gende gewesen sein kann; dafs die Elemente dieser symbolischen
Interpretation weniger Quelle von Motiven für den Künstler als
der relgiösen Unterweisung für den Laien waren. Es wird sich
für uns noch weiterhin darum handeln, ob die Hauptideen der
symbolischen Ausdeutung irgend welche Befruchtung an die Kunst
abgegeben haben. >
Drittes Kapitel.
Zusammenfassung der Ideen der Kirchensymbolik.
Das Kirchengebäude bedeutet in der Sprache der Symbolik
die Gemeinschaft der Gläubigen. Diese Gemeinschaft gliedert sich
in die zwei grofsen Klassen der Kleriker und Laien, gleichwie das
Ganz unzweifelhaft hat die Symbolik auch den Bilderschmuck
vieler alten Taufbrunnen, der Ambone bezw. Kanzeln, der Ante-
pendien und Altarretabeln, der Kelche und Rauchfässer und anderer
Gegenstände mitbestimmt. Wenn unsere Gewährsmänner sich nie
über diese Seite der kirchlichen Inventarstücke äufsern, so haben
sie doch deutlich genug die Gedanken und Typen bei Behand-
lung des Bulssakramentes, des Opfertodes Christi, der Lehrver-
kündigung und anderer christlichen Geheimnisse ausgesprochen,
welche der Künstler nachher ins Bild umsetzte. Sehr häufig stand
letzterer allerdings auch unter dem Einflüsse der Zahlensymbolik,
die ihn veranlafste, gleichzahlige Gegenstände und Motive neben-
einander zu stellen. Namentlich gilt das von der Zahl vier, fünf,
sieben, zwölf. Oft mochten rein äufserliche Gesichtspunkte, Rück-
sicht auf Symmetrie, auf gute künstlerische Wirkung oder treffliche
Anpassung an die äufseren Formen des zu schmückenden Gegen-
standes entscheidend gewesen sein für die Wahl der oder jener
Zahl bezw. der in ihr gegebenen Motive. Für vierseitige Gegen-
stände eigneten sich vorzüglich die Evangelisten, Hauptpropheten,
Paradiesesströme, Kardinaltugenden u. a. m.; alle diese Motive,
ebenso wie diejenigen der Zahl drei oder sieben u. a. m., Helsen
sich fast wie Karyatiden als Stützen oder Träger verwenden, und
doch wohnte ihnen allen auch ein tieferer Sinn und eine weit über
diese äufserlich mechanische Anbringung hinaus gehende Bedeu-
tung inne.
Fassen wir das Resultat dieses Kapitels in einem Wort zu-
sammen, so wird es wohl lauten müssen, dafs die Einwirkung der
Symbolik auf die ursprüngliche Einrichtung und Ausstattung der
Gotteshäuser im einzelnen nicht eine allgemeine und zwin-
gende gewesen sein kann; dafs die Elemente dieser symbolischen
Interpretation weniger Quelle von Motiven für den Künstler als
der relgiösen Unterweisung für den Laien waren. Es wird sich
für uns noch weiterhin darum handeln, ob die Hauptideen der
symbolischen Ausdeutung irgend welche Befruchtung an die Kunst
abgegeben haben. >
Drittes Kapitel.
Zusammenfassung der Ideen der Kirchensymbolik.
Das Kirchengebäude bedeutet in der Sprache der Symbolik
die Gemeinschaft der Gläubigen. Diese Gemeinschaft gliedert sich
in die zwei grofsen Klassen der Kleriker und Laien, gleichwie das