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Sauer, Joseph
Symbolik des Kirchengebäudes und seiner Ausstattung in der Auffassung des Mittelalters: mit Berücksichtigung von Honorius Augustodunensis Sicardus und Durandus — Freiburg. i.Br., 1924

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.8576#0132

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98 Symbolik d. Kirchengebäudes u. seiner Ausstattung in d. mittelalterl. Litt.

an den ,Physiologus' und die Bestiarien ein Überblick zu geben1.
Da aber die erwähnten Naturgegenstände nur vereinzelt, nicht so
direkt und unmittelbar in die Symbolik des Kirchengebäudes hinein-
spielen, so genügt es, am gegebenen Ort ihnen die entsprechende
Beachtung zu schenken.

Zweiter Abschnitt.

Das Kirchengefoäude und seine Einrichtung.

Erstes Kapitel.

Ursprung und erste Anfänge der Symbolik des christlichen

Gotteshauses.

Die mittelalterlichen Liturgiker schicken durchweg der mystisch-
symbolischen Ausdeutung des Gotteshauses und der gottesdienstlichen
Officien einen mehr oder weniger ausführlichen Exkurs über die
verschiedenen Namen des Kirchengebäudes voraus2, der auf eine
einheitliche, im wesentlichen schon in den biblisch-archäologischen
Schriften Bedas und Isidors fliefsende Quelle zurückgeht. Alle
diese Benennungen sind aufs engste mit einer geistigen Vorstellung,
mit einem tieferen Gedanken neben ihrer natürlichen Bedeutung
verknüpft. Manche sind direkt übertragene Bezeichnungen, die
nur anwendbar sind auf das Gotteshaus, wenn seine ideelle Bedeu-
tung in Betracht kommt. Aber auch für die älteren und ältesten
Bestandteile dieser Nomenklatur lassen sich mühelos' Beziehungen
zu einer Vorstellung höherer Ordnung finden. Es konnte ja nicht
ausbleiben, dafs schon frühzeitig die heilige Ehrfurcht vor den
Gebräuchen und Kulteinrichtungen, die den Christen beseelen
mufste, auch auf den Ort sich übertrug, an dem er sie vornehmen
sah, und dafs dadurch für ihn das „Haus Gottes" aus der Masse
profaner Gebäulichkeiten heraustrat. Ebenso gewifs aber ist es,
dafs diese Anschauung so lange nicht zu einer Art Gesetz werden
konnte, solange nicht auch wirklich das religiöse Kultgebäude aus-

1 Vgl. die reichhaltige Litteratur bei Lauche-rt, Gesch. d. Physiologus,
Strafsb. 1889, u. Kraus, Gesch. d. christl. Kunst IT, 405 ff.; aufserdem de G o u r-
mont 1. c. p. 110 ss. 166 ss.

2 Vgl. Honor. Aug., Sacram. c. 31; Gemma animae 1, 127 (Migne
CLXXII, 585 C). Sicard. 1, 5 (Migne CCXIII, 26 sqq.). Durand. 1. 1
n. 1—4.
 
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