Symbolik des Altars.
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der altchristlichen Symbolik vorliegen, darf einmal in der Liturgie
gesucht werden, die einen überaus reichhaltigen und sinnreichen
Benediktionsritus ausgebildet hatte, den Glocken im Gottesdienst
für die allgemeine Wahrnehmung nicht zu übersehende Funktionen
anwies, und alles das zu einer Zeit, als die Gesetze der Symbolik
nicht mehr spontan, sondern mit zieljewufster Absichtlichkeit und
Zweckmäfsigkeit arbeiteten, sodann faber auch im Eingreifen
der Glocken ins soziale Leben, das auch eine Laienseele zu
eigenen Betrachtungen anregen mufste und eine Fülle von Volks-
vorstellungen und Volkssagen über die Glocken hervorrief.
Sechstes Kapitel.
Symbolik des Altars.
Der Altar ist ohne Zweifel der wichtigste Teil des christlichen
Gotteshauses und darum auch schon für die älteste Zeit bezeugt
und entsprechend vorgebildet im Alten Bunde. Bei der Kirchen-
konsekration nimmt die Altarweihe eine zentrale Stelle ein1. Es
sind somit alle Vorbedingungen für eine tiefere geistige Auffassung
gegeben, und frühzeitig ist auch diese Auffassung schon festgelegt
worden durch die Schriften der Väter. Über die geschichtliche
Entwicklung des Altars dürfen wir in dieser Litteratur keine Auf-
schlüsse erwarten; der Hinweis auf die alttestamentlichen Vor-
bilder2 erfolgt nur, um die gottgewollte, durch lückenlose Tra-
dition geheiligte Würde des Altars aufzuweisen, und wo Angaben
über die äufsere Beschaffenheit der Altäre gemacht werden, ge-
schieht es nur, weil damit das eigentliche Wesen dieses Teils im
christlichen Gotteshaus berührt werden soll oder die Berücksichti-
gung von kirchlichen Erlassen dazu nötigt. Die mittelalterlichen
Gewährsmänner sprechen alle entweder explicite oder implicite von
dem Ciborium-Altar3, darin ein Antitypon des alttestament-
lichen Propitiatorium erblickend. Die ersten litterarischen Spuren
des Retabel-Altars, die erst vom 2. Jahrtausend ab wahrzunehmen
1 Es mufs hier auf die zwei Hauptschriften verwiesen werden: Laib und
Schwarz, Studien z. Gesch. des christl. Altars, sowie A. Schmid, Der
christl. Altar, und dessen Artikel in Kraus, Real-Encykl. I, 34 ff.
2 Altäre von Noe, Isaak, Abraham, Jakob und die kostbaren Altäre von
Moses und Salomon.
3 Vgl. über den Ciborium-Altar Holtzinger, Die altchristl. Architektur
S. 135 ff.
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der altchristlichen Symbolik vorliegen, darf einmal in der Liturgie
gesucht werden, die einen überaus reichhaltigen und sinnreichen
Benediktionsritus ausgebildet hatte, den Glocken im Gottesdienst
für die allgemeine Wahrnehmung nicht zu übersehende Funktionen
anwies, und alles das zu einer Zeit, als die Gesetze der Symbolik
nicht mehr spontan, sondern mit zieljewufster Absichtlichkeit und
Zweckmäfsigkeit arbeiteten, sodann faber auch im Eingreifen
der Glocken ins soziale Leben, das auch eine Laienseele zu
eigenen Betrachtungen anregen mufste und eine Fülle von Volks-
vorstellungen und Volkssagen über die Glocken hervorrief.
Sechstes Kapitel.
Symbolik des Altars.
Der Altar ist ohne Zweifel der wichtigste Teil des christlichen
Gotteshauses und darum auch schon für die älteste Zeit bezeugt
und entsprechend vorgebildet im Alten Bunde. Bei der Kirchen-
konsekration nimmt die Altarweihe eine zentrale Stelle ein1. Es
sind somit alle Vorbedingungen für eine tiefere geistige Auffassung
gegeben, und frühzeitig ist auch diese Auffassung schon festgelegt
worden durch die Schriften der Väter. Über die geschichtliche
Entwicklung des Altars dürfen wir in dieser Litteratur keine Auf-
schlüsse erwarten; der Hinweis auf die alttestamentlichen Vor-
bilder2 erfolgt nur, um die gottgewollte, durch lückenlose Tra-
dition geheiligte Würde des Altars aufzuweisen, und wo Angaben
über die äufsere Beschaffenheit der Altäre gemacht werden, ge-
schieht es nur, weil damit das eigentliche Wesen dieses Teils im
christlichen Gotteshaus berührt werden soll oder die Berücksichti-
gung von kirchlichen Erlassen dazu nötigt. Die mittelalterlichen
Gewährsmänner sprechen alle entweder explicite oder implicite von
dem Ciborium-Altar3, darin ein Antitypon des alttestament-
lichen Propitiatorium erblickend. Die ersten litterarischen Spuren
des Retabel-Altars, die erst vom 2. Jahrtausend ab wahrzunehmen
1 Es mufs hier auf die zwei Hauptschriften verwiesen werden: Laib und
Schwarz, Studien z. Gesch. des christl. Altars, sowie A. Schmid, Der
christl. Altar, und dessen Artikel in Kraus, Real-Encykl. I, 34 ff.
2 Altäre von Noe, Isaak, Abraham, Jakob und die kostbaren Altäre von
Moses und Salomon.
3 Vgl. über den Ciborium-Altar Holtzinger, Die altchristl. Architektur
S. 135 ff.