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Sauer, Joseph
Symbolik des Kirchengebäudes und seiner Ausstattung in der Auffassung des Mittelalters: mit Berücksichtigung von Honorius Augustodunensis Sicardus und Durandus — Freiburg. i.Br., 1924

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https://doi.org/10.11588/diglit.8576#0342

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308 Beziehungen zwischen der Kirchensymbolik und der bildenden Kunst.

sponsa Der, ersichtlich eine grofse Rolle gespielt hat. Mit dieser
Stellung Mariens im Anschauungskreis des Mittelalters ist deren
hohe Verehrung und immer mehr sich steigernde Verherrlichung
in Lied und theologischer Spekulation jedenfalls besser erklärt als
durch den Hinweis auf den germanischen Sinn für Ritterlichkeit
und Frauenehre. Letzteres mag noch als Nebengrund im hohen
Mittelalter in Betracht kommen. Aber die Männer des 12. Jahr-
hunderts, ein Bernhard von Clairvaux, ein Ivo von Chartres, ein
Honorius Augustodunensis, schrieben sicherlich nicht unter der
Einwirkung des Sinnes für Frauenminne.

Viertes Kapitel.

Die Bildercyklen an Kirchenportalen und Kirchenfassaden eine
Znsammenfassung der ganzen Kirchensymbolik.

Wir haben im vorstehenden alles genannt, was die Kirchen-
symbolik an theologischem Gehalt in sich birgt, und es fragt sich,
ob diese „Summa theologica", die einen monumentalen Ursprung hat,
auch eine einheitliche monumentale Darstellung gefunden hat. Wir
knüpfen mit dieser Frage an eine frühere Andeutung über den
Portalschmuck in romanischer Zeit an. Dort haben wir als ge-
wöhnliche „Inschrift" über der Wohnstätte Gottes auf Erden die
Christusgestalt mit den Evangelistensymbolen kennen gelernt und
sie als den Kerngedanken der ganzen Heilslehre bezeichnet. Gehen
wir aber noch weiter zurück, so finden wir schon in der frühesten
Zeit, alsbald nach Wiederherstellung des Friedenszustandes für die
Kirche, eine ähnliche Charakterisierung des Gotteshauses, und zwar
angebracht auch schon an derselben Stelle. Ein klassisches Bei-
spiel hierfür ist die Felixbasilika von Nola, deren Inschriften vom
hl. Paulin stammen. Uber dem einen Eingang las man da:

Pax tibi sit, quicunque Dei penetralia Christi
Pectore pacifico Candidus ingrederis.

Eine andere erläuterte die Kreuzesdarstellung über dem Portal
folgendem! afsen:

Gerne coronatam Domini super atria Christi
Stare crucem duro spondentem celsa labori
Praemia. Tolle crucem qui vis auferre coronam.

Sermo de Assumpt. B. M. V. [Opp. II, 423]). Vgl. auch Albertus Magn.,
Sermo 59 (Dominica V post Trinit.: Opp. XII, 99). Durand. 5, 4 n. 28;
6, 122 n. 1; 137 n. 3; 7, 7 n. 16. Vgl. ferner Springer a. a. 0. S. 38.
 
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