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Sauer, Joseph
Symbolik des Kirchengebäudes und seiner Ausstattung in der Auffassung des Mittelalters: mit Berücksichtigung von Honorius Augustodunensis Sicardus und Durandus — Freiburg. i.Br., 1924

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.8576#0174

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140 Symbolik d. Kirchengebäudes u. seiner Ausstattung in d. mittelalterl. Litt.

giebt näherhin das Atrium als Standort des Taufbrunnens an *.
Übrigens gedenkt er auch der von den Ordines erwähnten sieben
Stufen, die der Täufling bei der Taufe zu betreten hat, ganz im
Anschlufs an Isidor von Sevilla 2, und zwar dreier zum Hinab-
steigen, die an die dreifache Renuntiatio erinnern, und dreier zum
Aufstieg, die an die allerheiligste Dreifaltigkeit mahnen, im Glauben
an die die Taufe erteilt wird; die siebente oder vierte ist diejenige
direkt am Wasser, der „feste Punkt für die Füfse, das Fundament
des Wassers, Christus selbst, in dem leibhaftig alle Fülle der Gott-
heit wohnt"3.

Eine eigentliche symbolische Ausdeutung hat die Orgel, die
von Durandus erwähnt wird4, nicht gefunden; Gleichheit, wenn
auch nicht der Sache, so doch des Zweckes und besonders des
Namens (organon) waren Anlafs, sie als Antitypon der von David
für den alttestamentlichen Gottesdienst eingeführten Musikinstru-
mente (2 Chron. 29, 26 ff.) auszugeben und anderseits wieder auf
mittelalterlichen Orgeldarstellungen den König David anzubringen5.

Fünftes Kapitel.
Turm und Glocke.

1. Zum Wesen des altchristlichen Gotteshauses gehörte die
Turmanlage nicht. Wo sie uns, wie schon frühzeitig in Syrien
und etwas später in Ravenna, begegnet, da diente sie, je nach
den Verhältnissen der Ortlichkeiten, ganz verschiedenen Zwecken,
entweder als Treppensteig für höher gelegene Teile des Gottes-
hauses, als Wehranlage gegen Feinde oder war wohl auch ein
ästhetisches Motiv ; erst später wurde der Turm eigentlich Glocken-
träger6. Die mittelalterliche Symbolik unterliefs es, bei Behand-

1 Honor. Aug., Gemma animae 1, 150 (Migne CLXXII, 590).
4 Etymol. 15, 4 n. 10 (Migne LXXXII, 545 A), und danach De eccl. offic.
2, 25 n. 4 (Migne LXXXIII, 821 A).

s'Honor. Aug., Gemma animae 3, 112 (Migne CLXXII, 673 B C).

4 Durand. 1, 4 n. 15; 4, 34 n. 10.

5 Vgl. Otte, Handb. I, 322 ff. und die dort angegebene Litteratur; ferner
Kraus, Gesch. d. christl. Kunst I, 528. G. Schmitt, Hist. de l'orgue, in
Rev. de l'art chrät. XIII, 1 ss.; XIV, 138 ss. Cor biet ibid. III, 481 ss.

6 Vgl. Kirsch in Kraus, Real-Encykl. II, 864. Kreuser, Wiederum
christl. Kirchenbau II, 560. Holtzinger, Die altchristl. Architektur S. 203 ff.
Die Theorie von Weingärtner (System des christl. Turmbaues. Göttingen
 
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