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Sauer, Joseph
Symbolik des Kirchengebäudes und seiner Ausstattung in der Auffassung des Mittelalters: mit Berücksichtigung von Honorius Augustodunensis Sicardus und Durandus — Freiburg. i.Br., 1924

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https://doi.org/10.11588/diglit.8576#0200

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ib'6 Symbolik d. Kirchengebäudes u. seiner Ausstattung in d. mittelalterl. Litt.

Bezug auf die Symbolik der Glocken, bei der wir unsere Gewährs-
männer ganze Predigten niederschreiben sahen. Und doch hätte
die Auffassung des Altars als der Kreuzesstätte oder als des
menschlichen, im harten Lebenskampfe ringenden Herzens reiche
Gedankenquellen erschliefsen können; statt dessen erhalten wir
aber eine mehr oder weniger ausgedehnte Paraphrasierung der
verschiedenen Konsekrationsformeln und -gebräuche mit gewissen-
hafter Anlehnung an Bibelstellen1.

Siebentes Kapitel.
Symbolik der Altarausrüstuug.

Eine annähernd genügende Beschreibung des Altars dürfen
wir, wie schon angedeutet, in der symbolischen Litteratur nicht
erwarten. Die dürftigen Angaben über sepulcrum, mensa, gradus
oei Durandus reichen gerade aus, um den beschriebenen Konse-
krationsritus zu verstehen, können aber einem mit der Sache
nicht Vertrauten kein Bild von einem x^ltar geben. Nicht besser
entschädigt werden wir, wenn wir nach der Ausstattung des Al-
tars fragen. Vielmehr hemmt gerade hier wieder eine vollstän-
dige Befangenheit gegenüber dem alttestamentlichen Typus in
Ausdruck wie Gedankenentwicklung die freie und präcise Aus-
sprache. Die Thatsache, dafs in der Bundeslade die Gesetzes-
tafeln, der Deuteronomius, der Aaronsstab und das Mannagefäfs
hinterlegt und ein Leuchter aus reinstem Golde davor angebracht
waren, ist für Durandus und seine Vorgänger zwingend genug,
diese Dinge, und nur diese, zunächst auf dem christlichen Altare
zu suchen und zurechtzudeuten. Befriedigender ist das, was er im
folgenden, dem Kirchenschmuck gewidmeten Kapitel sagt, aber
auch hier verrät sich die Abhängigkeit einmal von den alttesta-
mentlichen Vorbildern und dann von der älteren Litteratur, na-
mentlich dem Liber pontificalis mit seinen reichen Angaben über
den Schmuck römischer Gotteshäuser, in einer gewissen Unsicher-
heit und Unklarheit. Einen eigentlichen Altarschmuck kennt die
Frühzeit und noch das Frühmittelalter aufser den Leinwanddecken
nicht. Nirgends in der Litteratur ist solcher erwähnt. Alle älteren
bildlichen Darstellungen zeigen uns für die liturgischen Verrich-

1 Über die Symbolik ist aufser der schon citierten Litteratur noch anzu-
führen Kreuser. Wiederum christl. Kirchenbau II, 327 ff.
 
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