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Sauer, Joseph
Symbolik des Kirchengebäudes und seiner Ausstattung in der Auffassung des Mittelalters: mit Berücksichtigung von Honorius Augustodunensis Sicardus und Durandus — Freiburg. i.Br., 1924

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https://doi.org/10.11588/diglit.8576#0133

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Ursprung und erste Anfänge der Symbolik des christlichen Gotteshauses. 99

schliefslich und eigens zu seinem besondern Zweck errichtet und
eingerichtet wurde. Solange also die gottesdienstlichen Übungen
vielfach noch in jüdischen Bethäusern oder in Privatwohnungen
oder in andern improvisierten Gebetsräumen vorgenommen werden
mufsten, werden wir von einer eigentlichen Symbolik des christlichen
Gotteshauses nicht reden können. Auch von den Schriftstellern
der zunächst folgenden Zeit, in der äufserste Vorsicht im Aus-
druck oberstes Gesetz des Schreibens war. dürfen wir nicht er-
warten, dafs sie uns genauere Beschreibungen von den Versamm-
lungsorten der Gemeinde und daran anschliefsend eine Darlegung
des tieferen Sinnes geben, der solchen Orten zukommen könnte.
Die Not des Augenblickes und der Zwang der Verhältnisse waren
zu grofs, als dafs man Zeit und Lust gefunden hätte zu jenen
mehr oder weniger geistvoll ausgeklügelten pädagogischen Hilfs-
mitteln zweiter Ordnung, durch die dem Neubekehrten manche
Wahrheiten hätten besser illustriert und verdeutlicht werden
können.

Mancher interessante Fingerzeig begegnet uns indes schon in
der älteren christlichen Litteratur, der uns über die damalige
Auffassung der Gotteshäuser orientieren kann. Klemens von
Alexandrien äulsert sich an einer Stelle in gleichwertigem Sinne
über das Gotteshaus wie über die Gemeinschaft der Gläubigen und
wenn er zunächst mit exxÄrjo'ta blofs die letztere meint, so zeigt
seine Ausdrucksweise doch, dafs diese Bezeichnung auch dem er-
steren zukommen kann. Nicht so ganz bestimmt spricht sich
Hippolytus2 für die Möglichkeit dieser Identifizierung aus an einer
Stelle, die ihrem allgemeinen Inhalte nach sehr an den eben citierten
Passus bei Klemens erinnert. Nach einer Beschreibung der gei-
stigen Kirche fährt er fort: „Denn nicht ein Ort wird die Kirche
genannt, auch nicht ein Haus von Stein und Lehm erbaut, noch
kann an und für sich selbst der Mensch Kirche genannt werden.
Denn ein Haus wird zerstört und der Mensch stirbt. Was nun ist
die Kirche? Die Gemeinschaft der in Gerechtigkeit Lebenden."
Origenes hingegen spricht von f/t ttjq kxxXyjffiaQ olxodopj] als etwas

1 Nachdem er über die Erhabenheit der geistigen Kirche gesprochen, fährt
er fort: Ou yap vüv töv totzov , ä.XXä ro ä-B-poicrpa twv ixAsxrwv ixxXrjcnav xaÄw
(Strom. 7, 5; Migne, PP. gr. IX, 436).

2 In Dan. 1, 17 (Opp. 1, 28). Die Stelle ist nur in altslavischer Über-
setzung überliefert.
 
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