100 Symbolik d. Kirchengebäudes u. seiner Ausstattung in d. mittelalterl. Litt.
Gewöhnlichem1, und Laktanz gebraucht die Bezeichnung ganz
ebenso2. Diese wenigen Stellen der älteren Litteratur 3 zeigen zur
Genüge, dafs vom Ende des 2, Jahrhunderts an für die Gemein-
schaft der Gläubigen sowie für das gottesdienstliche Versammlungs-
gebäude der Gemeinde ein und derselbe Ausdruck gebräuchlich
war, und dafs das axxÄyotaq ocxoq oder olxodo/u^ kurzweg zur exxfyma
wurde; dafs also hierbei derselbe etymologische Vorgang statt-
gefunden hat wie auch bei dem Wort Synagoge, dem Synonymon
von ixx/^aca, aber nur mit einer feineren, zu Gunsten der letzteren
Bezeichnung sprechenden und früh schon vermerkten Nuance4. Der
Heiland selbst hat das Wort exxtyoia bei jenen den Primat Petri
und die Gründung der geistigen Kirche aussprechenden Worten
gebraucht für die Gemeinschaft der Gläubigen; aber wenn er in
so unzweifelhaft klarer Weise die Gründung dieser Kirche mit
einem auf Fels zu erstellenden Bau verglichen hat, so hat er
damit die Beziehung auf ein Gebäude bereits ausgesprochen, die
über kurz oder lang auf den Versammlungsort der christlichen
Gemeinde übertragen werden mufste und auch thatsächlich über-
tragen worden ist. Am Ende des 2. Jahrhunderts sehen wir
diese Beziehung bereits vollzogen; sie geht in die lateinische
Sprache über und giebt ihr einen passenden Ersatz für das „domus
Dei", „basilica" etc. Der Grundgedanke der ganzen Symbolik des
Gotteshauses, wonach die materielle Kirche ein Abbild der
grofsen geistigen ist, reicht demnach bis in die früheste Zeit
hinauf, und früh finden wir auch die Typik und mystische Deutung
des einen Begriffes auf den andern übergegangen. Bei diesem
Wechselverhältnis ist stets die geistige Kirche der zuerst zur Sym-
bolik drängende und an das Gotteshaus von diesen neugeschaffenen
Attributen abgebende Begriff. Die Gemeinschaft der Gläubigen
erschien den ersten Christen gern unter dem Bilde des Schiffes:
ein Vergleich, der sich in den gefahrvollen Zeiten der ersten Jahr-
hunderte ganz von selbst nahelegte, auch wenn er nicht An-
1 Contra Cels. 6, 77 (Opp. II, 147); In Matth. 24, 9 (Migne, PP. gr.
XIII, 1654).
2 De mort. persec. (ed. Sam. Brandt, Vindob. 1897, p. 11): „Adhuc
dubia luce ad ecclesiam praefectus - . . venit, ... in alto enim constituta ecclesia
ex palatio videbatur."
3 Vgl. hierüber noch Kraus, Real-Encykl. 1, 381; Gesch. d. christl.
Kunst I, 270.
4 Isidor. Sevill., Etymol. 8, l (Migne LXXXII, 295).
Gewöhnlichem1, und Laktanz gebraucht die Bezeichnung ganz
ebenso2. Diese wenigen Stellen der älteren Litteratur 3 zeigen zur
Genüge, dafs vom Ende des 2, Jahrhunderts an für die Gemein-
schaft der Gläubigen sowie für das gottesdienstliche Versammlungs-
gebäude der Gemeinde ein und derselbe Ausdruck gebräuchlich
war, und dafs das axxÄyotaq ocxoq oder olxodo/u^ kurzweg zur exxfyma
wurde; dafs also hierbei derselbe etymologische Vorgang statt-
gefunden hat wie auch bei dem Wort Synagoge, dem Synonymon
von ixx/^aca, aber nur mit einer feineren, zu Gunsten der letzteren
Bezeichnung sprechenden und früh schon vermerkten Nuance4. Der
Heiland selbst hat das Wort exxtyoia bei jenen den Primat Petri
und die Gründung der geistigen Kirche aussprechenden Worten
gebraucht für die Gemeinschaft der Gläubigen; aber wenn er in
so unzweifelhaft klarer Weise die Gründung dieser Kirche mit
einem auf Fels zu erstellenden Bau verglichen hat, so hat er
damit die Beziehung auf ein Gebäude bereits ausgesprochen, die
über kurz oder lang auf den Versammlungsort der christlichen
Gemeinde übertragen werden mufste und auch thatsächlich über-
tragen worden ist. Am Ende des 2. Jahrhunderts sehen wir
diese Beziehung bereits vollzogen; sie geht in die lateinische
Sprache über und giebt ihr einen passenden Ersatz für das „domus
Dei", „basilica" etc. Der Grundgedanke der ganzen Symbolik des
Gotteshauses, wonach die materielle Kirche ein Abbild der
grofsen geistigen ist, reicht demnach bis in die früheste Zeit
hinauf, und früh finden wir auch die Typik und mystische Deutung
des einen Begriffes auf den andern übergegangen. Bei diesem
Wechselverhältnis ist stets die geistige Kirche der zuerst zur Sym-
bolik drängende und an das Gotteshaus von diesen neugeschaffenen
Attributen abgebende Begriff. Die Gemeinschaft der Gläubigen
erschien den ersten Christen gern unter dem Bilde des Schiffes:
ein Vergleich, der sich in den gefahrvollen Zeiten der ersten Jahr-
hunderte ganz von selbst nahelegte, auch wenn er nicht An-
1 Contra Cels. 6, 77 (Opp. II, 147); In Matth. 24, 9 (Migne, PP. gr.
XIII, 1654).
2 De mort. persec. (ed. Sam. Brandt, Vindob. 1897, p. 11): „Adhuc
dubia luce ad ecclesiam praefectus - . . venit, ... in alto enim constituta ecclesia
ex palatio videbatur."
3 Vgl. hierüber noch Kraus, Real-Encykl. 1, 381; Gesch. d. christl.
Kunst I, 270.
4 Isidor. Sevill., Etymol. 8, l (Migne LXXXII, 295).