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Sauer, Joseph
Symbolik des Kirchengebäudes und seiner Ausstattung in der Auffassung des Mittelalters: mit Berücksichtigung von Honorius Augustodunensis Sicardus und Durandus — Freiburg. i.Br., 1924

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.8576#0083

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Litteratur über die mittelalterliche Symbolik des Kirchengebäudes. 49

Verhältnis zwischen symbolischer Kunst und symbolischer Idee
aufzufassen hat, ob der symbolische Gedanke entscheidend und
zwingend für die Gestaltung der Kunst geworden ist oder ob das
künstlerische Werk selbst die Anregung gegeben hat, unbeabsich-
tigte Gedanken herauszulesen, nicht beantwortet. Wenn es, wie
schon gesagt, unausbleiblich war, dafs das Kirchengebäude, der
Schauplatz der geheimnisvollen überaus gedanken- und symbol-
reichen liturgischen Vorgänge, selbst Träger höherer, im Zusammen-
hang mit diesen Vorgängen stehender Gedanken wurde, so werden
wir thatsächlich schon in früher Zeit einer Anzahl symbolischer
Vorstellungen begegnen, die sich ans Gotteshaus knüpften und deren
Gesetze deshalb auch gewöhnlich bei der Neuanlage berücksichtigt
wurden. Wir werden aber weit mehr Deutungen antreffen, die erst
nachträglich entstanden sind, an eine schon bestehende Einrichtung
erst anknüpften1 und günstigen Falls im spätesten Mittelalter auch
für die Kunst mafsgebend geworden sind. Es wird sich für uns
demgemäfs darum handeln, welche Spuren dieser symbolischen
Deutung uns bei der Gotteshausanlage begegnen, nach welcher
Richtung gerade der Portalschmuck am Eingange zum Gotteshaus
durch den Wandel der symbolischen Typen bestimmt worden ist.

c) Als letzter Punkt bliebe noch der Nachweis übrig, in
welchem Zusammenhang die symbolische Interpretation mit dem
Kulturzustand steht, und gerade an dem einzelnen Beispiel der
Kirche wird sich die Evidenz drr Springerschen These zeigen, dafs
„die Wandlungen der Weltanschauung auch einen Wechsel der
künstlerischen Motive und eine anders geartete Auffassung" zur
Folge haben.

1 Selbst Ca hier giebt das zu: „Le moyen-age manquait rarement de cou-
ronner un fait materiel par des pens^es d'un ordre superieur; et quand ces idees
n'avaient pas ete le point de döpart dans l'execution, elles survenaient bientot
pour donner une sorte de consöcration ä l'ceuvre achevöe" (Mel. d'arch. III, 36. 37).

Sauer, Die Symbolik des Kirchengeb'äudes.

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