210 Symbolik d. Kirchengebäudes u. seiner Ausstattung in d. mittelalterl. Litt.
Rose1 u. a, derartiges, übergehen wir. Von den eigentlichen kirch-
lichen Inventarstücken, von denen bisher nicht die Rede war, sei zu-
nächst der Baldachin oder Traghimmel (mappula) genannt, untei
dem der Pontifex von seinem Ankleideplatz bei Beginn der heiligen
Messe zum Altare schreitet. In hervorragender Weise bediente sich
der mappula oder des baldachinus (mappa), offenbar nach orientali-
schem Vorbilde, wo der Baldachin, wie in Mesopotamien, Auszeich-
nung der Grofsen war oder, wie bei den Dionysien, liturgische
Verwendung hatte, der Papst2. Nach der gleichlautenden Beschrei-
bung bei Innocenz III. und Durandus besteht der Traghimmel aus
einem an vier Stangen befestigten Tuche, das, mit verschiedenen
bildlichen Darstellungen (häufig den Evangelistensymbolen)
geschmückt, ein Abbild der Heiligen Schrift darstellt, die, mit
vielen Geheimnissen erfüllt, auf vierfachem Sinne ruht.
Die Vierzahl der Tragstangen macht den Traghimmel auch zu einer
Nachbildung des Paradiesesstromes und des auf vier Füfsen ruhen-
den Schaubrottisches. Die vier Träger (mappularii) sind die vier
Evangelisten, welche die Heilige Schrift enthalten und so den Glauben
erhöhen. Aus diesem Grunde ist auch oben ihr Bild angebracht.
Indem der Baldachin über dem Bischof getragen wird, soll damit
gezeigt werden, dafs der gekommen ist, von dem das Gesetz und
die Propheten geschrieben haben 3.
man zu Hause zum Schutze gegen dämonische Einflüsse anzündete („pro qua-
cunque eis necessitate evenerit"). Amalar schreibt eine ähnliche Verwendung
bezw. Wirkung auch den Partikeln der Osterkerze zu, von der es in einem alten
Weiheformular heifst: „Quocunque loco ex huius aliquid sanctificationis fuerit
mysterio deportatum , expulsa diabolicae fraudis nequitia virtus tuae Maiestatis
assistat" (Migne LXXVIII, 337 C). Nach Hugo Menard (Migne LXXVIII,
338 A) ist in Rom die Weihe der Wachslämmchen erst aufgekommen, als man
diejenige der Osterkerze aufgegeben hatte. Vgl. über die „Agnus Dei" die Spezial-
arbeit von Borgia, De benedictione Agnus Dei, Roma 1775; Cozza-Luzzi
in Rom. Quartalschr. VII (1893), 267 ff., und auch Otte, Handbuch I, 359.
Das Neue Stift in Halle bewahrte zu Anfang des 16. Jahrhunderts in einem
einzigen Kästchen allein 701 solcher Agnus Dei. Vgl. P. Redlich, Kard.
Albrecht von Brandenburg und das Neue Stift von Halle (Mainz 1900) S. 258.
1 Durand. 6, 53 n. 8—11; Sicard. 6, 8 (Migne CCXIII, 275 D), und
sonst noch öfters. Otte a. a. 0. I, 363. Über Goldene Rosen aus dem 14. bis
16. Jahrhundert vgl. Eug. Müntz in Rev. de l'art ehret. 1901, p. 1 ss.
2 Vgl. Ordo Roman. XI, n. 17. 40. 47; XII, c. 22 n. 45; XIV, c. 57 (Migne
LXXVIII, 1032. 1040. 1043. 1087. 1182).
3 Innoc. III, De sacro alt. myst. 2, 7 (Migne CCXV1I, 804 A B). Du-
rand. 4, 6 n. 11. Vgl. auch Otte a. a. O. I, 372 und Charles de Linas,
Rose1 u. a, derartiges, übergehen wir. Von den eigentlichen kirch-
lichen Inventarstücken, von denen bisher nicht die Rede war, sei zu-
nächst der Baldachin oder Traghimmel (mappula) genannt, untei
dem der Pontifex von seinem Ankleideplatz bei Beginn der heiligen
Messe zum Altare schreitet. In hervorragender Weise bediente sich
der mappula oder des baldachinus (mappa), offenbar nach orientali-
schem Vorbilde, wo der Baldachin, wie in Mesopotamien, Auszeich-
nung der Grofsen war oder, wie bei den Dionysien, liturgische
Verwendung hatte, der Papst2. Nach der gleichlautenden Beschrei-
bung bei Innocenz III. und Durandus besteht der Traghimmel aus
einem an vier Stangen befestigten Tuche, das, mit verschiedenen
bildlichen Darstellungen (häufig den Evangelistensymbolen)
geschmückt, ein Abbild der Heiligen Schrift darstellt, die, mit
vielen Geheimnissen erfüllt, auf vierfachem Sinne ruht.
Die Vierzahl der Tragstangen macht den Traghimmel auch zu einer
Nachbildung des Paradiesesstromes und des auf vier Füfsen ruhen-
den Schaubrottisches. Die vier Träger (mappularii) sind die vier
Evangelisten, welche die Heilige Schrift enthalten und so den Glauben
erhöhen. Aus diesem Grunde ist auch oben ihr Bild angebracht.
Indem der Baldachin über dem Bischof getragen wird, soll damit
gezeigt werden, dafs der gekommen ist, von dem das Gesetz und
die Propheten geschrieben haben 3.
man zu Hause zum Schutze gegen dämonische Einflüsse anzündete („pro qua-
cunque eis necessitate evenerit"). Amalar schreibt eine ähnliche Verwendung
bezw. Wirkung auch den Partikeln der Osterkerze zu, von der es in einem alten
Weiheformular heifst: „Quocunque loco ex huius aliquid sanctificationis fuerit
mysterio deportatum , expulsa diabolicae fraudis nequitia virtus tuae Maiestatis
assistat" (Migne LXXVIII, 337 C). Nach Hugo Menard (Migne LXXVIII,
338 A) ist in Rom die Weihe der Wachslämmchen erst aufgekommen, als man
diejenige der Osterkerze aufgegeben hatte. Vgl. über die „Agnus Dei" die Spezial-
arbeit von Borgia, De benedictione Agnus Dei, Roma 1775; Cozza-Luzzi
in Rom. Quartalschr. VII (1893), 267 ff., und auch Otte, Handbuch I, 359.
Das Neue Stift in Halle bewahrte zu Anfang des 16. Jahrhunderts in einem
einzigen Kästchen allein 701 solcher Agnus Dei. Vgl. P. Redlich, Kard.
Albrecht von Brandenburg und das Neue Stift von Halle (Mainz 1900) S. 258.
1 Durand. 6, 53 n. 8—11; Sicard. 6, 8 (Migne CCXIII, 275 D), und
sonst noch öfters. Otte a. a. 0. I, 363. Über Goldene Rosen aus dem 14. bis
16. Jahrhundert vgl. Eug. Müntz in Rev. de l'art ehret. 1901, p. 1 ss.
2 Vgl. Ordo Roman. XI, n. 17. 40. 47; XII, c. 22 n. 45; XIV, c. 57 (Migne
LXXVIII, 1032. 1040. 1043. 1087. 1182).
3 Innoc. III, De sacro alt. myst. 2, 7 (Migne CCXV1I, 804 A B). Du-
rand. 4, 6 n. 11. Vgl. auch Otte a. a. O. I, 372 und Charles de Linas,