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Schlie, Friedrich
Die Darstellungen des troischen Sagenkreises auf etruskischen Aschenkisten — Stuttgart, 1868

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https://doi.org/10.11588/diglit.5013#0049
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Capitel II. Die Entführung der Helena. 39

verschiedene Art gedeutet wird1), kein einladender Vorwurf für eine
tragische Behandlung- zu sein vermochte. Bezüglich der von Welcker
genannten Helena des Livius Andronicus 2) vergleiche man Eibbeck.3)
Dagegen kann man nicht läugnen, dass dieser Stoff als Intriguenstück
für das Lustspiel sehr geeignet war. Und immerhin ist es möglich, dass
das Satyrspiel des Sophokles 'EXivrjg yäpog 4) und die Komödie des Alexis5)
'Eksvr;g äqnayii besonders mit Hereinziehung der Dioskuren aus diesem
Stoffe etwas zu machen wussten. Man denke sich nur folgende Momente:
die Ankunft des Paris in Amyklae bei Tyndareus und seinen beiden
Söhnen; die Gewinnung der letzteren für seinen von der Aphrodite ge-
heiligten Plan; die gemeinschaftliche Keise nach Sparta und die Intrigue
gegen den ehrlichen Menelaus, welcher sich gutwillig nach Kreta schicken
und Hörner aufsetzen liisst; die Ueberredung der Helena, welche vielleicht
einige Schwierigkeiten machte6); endlich nach aller Noth die Hochzeit
und schnelle von Winden begünstigte Fahrt nach Troja'): — und man
wird zugeben, dass der Stoff für ein lustiges und spannendes Intriguen-
stück ohne sittlichen Inhalt ganz ausserordentlich geeignet war.

Aus den bezüglichen Stellen in den epischen Gedichten des Koluthus
'El£vr]g aQTtayj] sowie des Tzetzes zu kqo 'Ofnqqov lässt sich für unsern
Zweck nichts gewinnen.

CAPITEL HI.
Teleplios im Griecheiüager.

Es liegen uns 18 etruskische Aschenkisten vor, auf welchen ein und
■derselbe Mythus behandelt ist. Vierzehn dieser Darstellungen, und zwar
die figurenreichsten gehören nach Voltorra, die vier einfacheren dagegen
stammen aus Perugia. Beginnen wir mit den letzteren.

Nr. 1 {Perugia: Villa di Colle). In der Mitte der Bildfläche sehen

wir einen einfachen Altar. Auf demselben kniet ein kleiner nackter Knabe,

■Orestes, wie wir gleich sagen wollen, welchen ein von 1. nach r. in

leidenschaftlicher Bewegung herangetretener bärtiger Mann, Teleplios, in

' seiner Gewalt hat. Aengstlich hebt der Knabe seinen 1.. Arm in die

!) Welcker, Nachtrag zur Tril. p. 294. Grieoh. Trag. I, 158. — 2) Griech.
Trag. III, 1368. — 3) Trag. lat. rel. p. 245. — 4) Welcker, Nachtrag z. Tril.
p.287 ff. Dp. Cycl. II, 96. — 6) Bekker Anecd. gr. 106. — °J Overbeck T. XII,
Kr. 9. — 7) Herod. II, 117.
 
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