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Schlie, Friedrich
Die Darstellungen des troischen Sagenkreises auf etruskischen Aschenkisten — Stuttgart, 1868

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https://doi.org/10.11588/diglit.5013#0130
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120 II« Kreis der Ilias.

CAP.ITEL VII.
Das Todtenopfer für Patroclus.

Auch diese Scene findet sich nur auf einer einzigen Volterraner
Aschenkiste.

Volterra: Museum Nr. 202; Ingliirami, Gal. om. II, 216; R. Eo-
chette, Mon. in. 21, 1. Diese Aschenkiste steht auf zwei vorspringenden
mächtigen Löwenklauen, deren einzelne Zehen etwas grösser sind als das
vom Euss bis ans Knie genommene Bein der auf dem Eelief sich befin-
denden menschlichen Figuren. Drei Gruppen von je zwei Figuren und
hinter der Gruppe 1. noch eine dritte bilden nebst zwei am Boden liegen-
den Leichen den Inhalt dieser Composition. Von der 1. R. her sehen wir
in kurzer ungegürteter etruskischer Tracht und Kopfbedeckung einen Krie-
ger horanschreiten, welcher einem vor ihm am Boden sitzenden und ihm
den Rücken zukehrenden ganz nackten Gefangenen, dem die Hände auf
dem Rücken zusammengebunden sind, das Messer von hinten an den Hals
setzt, während er mit der Linken das vordere Kopfhaar des Opfers ge-
packt hat. Hinter diesem Gefangenen im Hintergrunde steht eine ruhig-
zuschauende Figur in ganz langer gegürteter Gewandung und mützenarti-
ger Kopfbedeckung in Vorderansicht, in beiden auf der Brust ruhenden
Händen einen ruderartigen Gegenstand über der r. Schulter haltend. Dann
folgt nach der Mitte zu ein mit einem kurzen Ober- und Unterpanzer und
einem doppelbuschigen Helm gerüsteter Krieger in Vorderansicht, mit dem
gerade ausgestreckten 1. Arme einen ebenfalls ganz» nackten Gefangenen,,
dessen Hände auf dem Rücken zusammengebunden sind, herbeiziehend, den
r. Arm aber und den Blick nach 1. gewandt. Auf der r. R. führt ein
durch eine frei aufrecht stehende Lanze von der mittlem Scene geschie-
dener Krieger von mächtigem Körperbau, das Gesicht nach r. umgewandt
und ebenso gerüstet wie der Krieger in der Mitte, mit seinem 1. Arme
einen dritten ganz am Ende befindlichen Gefangenen zur Schlachtung her-
bei. Hinter diesem dritten Krieger sieht man die Spitze einer Lanze über
dessen 1. Schulter hervorragen. Die Figuren sind allesammt unbärtig..
Vor diesen beiden letzteren Gruppen endlich liegen in der Mitte des
Reliefs zwei ganz nackte Leichname mit dem Rücken der Länge nach auf
dem Boden, beide so einander gegenüber, dass sie sich fast mit den Köpfen
berühren. Es sind Gefangene, welche bereits abgeschlachtet sind.

Der Gegenstand dieser Darstellung ist längst richtig erkannt; es ist
die für die Leichenfeier des Patroclus vorgenommene Opferung der ge-
fangenen Trojaner. Selbst dann, wenn dieses Bildwerk ohne Analoga wäre,
würde die Deutung desselben auf der Hand liegen; nun aber sind wo-
durch die umfangreichere Composition eines wohlerhaltenen Vulcenter Wand-
 
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