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Schlie, Friedrich
Die Darstellungen des troischen Sagenkreises auf etruskischen Aschenkisten — Stuttgart, 1868

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https://doi.org/10.11588/diglit.5013#0142
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]32 III. Kreis der Aetüiopis.

CAPITEL X.
Der Kampf um die Leiche des Achilles (?).

Das dritte Relief, welches in den Kreis der Aetliiopis gezogen werden
kann, befindet sicli im Museum von Perugia (Gori, Mus. ei/r. I, t. 134,1).
Es stellt den Kampf um einen zu Boden gesunkenen ganz nackten Heros
dar, welcher grösser als alle andern Gestalten des Bildwerks und mit
den Beinen nach der r. R. gewendet ist. Hinter ihm steht ein mit Schild
und Helm bewaffneter Krieger, der mit seinem r. Arm ihn am r. Arm
etwas vom Boden erhoben hat und zu sieh hinüberzuziehen sucht. Dabei
blickt er nach einem andern, ebenfalls ganz gerüsteten Krieger ihm gerade
gegenüber, der mit seinem r. Arm das 1. Bein des Gefallenen an der Ferse
ergriffen hat, um diesen auf diese Art seinem Gegner zu entreissen und
zu sich hinüberzuziehen. Zwischen den Füssen dieses letzteren Kriegers
ein Helm. Unmittelbar hinter dem Gefallenen, in der Mitte des Bildes,
sieht man einen mit Pilos und Schild versehenen bärtigen Mann am Bo-
den niedergekauert, welcher über das r. Knie des Gefallenen weg nach
einem undeutlichen Waffenstück (einem Helm?) greift, dabei aber mit einem
herausfordernden Blicke zu dem Krieger der r. R. in die Höhe sieht, lieber
ihm, mehr im Hintergründe, steht ein anderer ganz gerüsteter Krieger,
welcher mit dem Schwerte zum Schlage gegen den Krieger am Ende der
1. R. ausholt, und endlich zwischen diesen beiden, ebenfalls im Hinter-
grunde, noch eine undeutliche sechste Figur, welche barhäuptig, nur mit
einem Gewandstück über der 1. Schulter versehen ist, die Linke wie ent-
setzt an den Kopf hebt und in der ausgestreckten Rechten einen undeut->
liehen Gegenstand, wahrscheinlich ein Schwert hält.

Die mit dem Pilos versehene Gestalt in der Mitte, welche sich auf
den Boden niedergelassen hat und trotzigen Blickes zu dem Krieger am
Ende der r. R. in die Höhe schaut, lässt uns den tüchtigen und gewandten
Laertiaden erkennen und berechtigt uns daher, dieses Bildwerk in den
troischen Kreis zu ziehen. Und weil es sich ferner offenbar um die Ret-
tung oder den Gewinn eines gewaltigen Helden handelt, so denken wir
zunächst an den Kampf um die Leiche des Achilles und vermutheil daher
in dem Krieger, der ihn aufzuheben sucht, den Ajax, und in seinem Geg-
ner einen der Troer, entweder den Glaukos oder den Aeneas ') oder auch
den Agenor,2) welche ebenso wie Ajax und Odysseus alle drei sowohl
durch andere Monumente als durch literarische Traditionen überliefert
sind.3) Aber es fehlt an jenen bekannten noch bestimmteren Indicion für

0 Welcker, Ep. Cyel. II, 190.— -) Quintus Smymaeus IH, 214. — s) Wel-
cher, 1. c. II, 175 ff., 189 ff., 220 ff., Fuchs de rarietate fab. troie. 128 ff. Over-
beok Heroengall. p. 539 ff.
 
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