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Schlie, Friedrich
Die Darstellungen des troischen Sagenkreises auf etruskischen Aschenkisten — Stuttgart, 1868

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https://doi.org/10.11588/diglit.5013#0169
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Capitel XVI. Die Rache des Orestes und seine Verfolgung. 15g

CAPITEL XVI.

Die Rache des Orestes und die Verfolgung desselben
durch die Furien.

Wenn wir im Folgenden zwei sonst gewöhnlich in den Denkmäler-
Beschreibungen von einander getrennte Momente des Mythus zu einem
Capitel vereinigen, so geschieht dies deshalb, weil sich zwischen der ersten
Gruppe unserer Aschenkisten, welche bloss den Mord der Mutter und des
Aegisthus darstellen, und der dritten, worauf nur die Verfolgung durch
die Furien abgebildet ist, noch eine zweite Gruppe findet, in welcher diese
beiden Momente mit einander vereinigt sind. Um nun bei der Behand-
lung der zweiten und dritten Gruppe nicht unnötigerweise dieses und
jenes aus den vorhergehenden Theilen wiederholen zu müssen, wie dies
bei einer Sonderung der Fall sein würde, treffen wir diese Anordnung.
Neun Aschenkisten gehören zur ersten, zwei zur zweiten und sechs zur
dritten Abtheilung.

Nr. 1 (Volterranisch. Gori, Mus. etr. I, 125; Overbeck XXVII, 7;
von Brunn nicht aufgefunden). Die Darstellung zerfallt in zwei Gruppen,
welche durch einen in der Mitte schwebenden geflügelten weiblichen Dä-
mon äusserlich mit einander verbunden sind. Auf dem Bande eines ganz
am Ende der r. B, befindlichen Altars, auf welchem eine kleine langbe-
kleidete, dem eigentlichen Vorgange in der Mitte den Bücken zukehrende
Götterstatue steht, sitzt eine halbnackte, nur um die Füsse und Schenkel
bekleidete und mit einer Torques geschmückte Frau in Vorderansicht,
Klytaemnestra, wie wir gleich sagen wollen, welche, das Gesicht nach der
Statue umwendend und um diese ihren 1. Arm schlingend, mit ihrer aus-
gestreckten Beeilten einen ganz nackten bärtigen Mann abzuwehren sucht,
der kräftigen Schrittes hinter ihr von der Mitte her herangekommen ist
und, den Blick auf die Frau gerichtet, mit seiner Linken ihr Haupthaar
vorne auf der Stirn gepackt hat, während er mit der r. Hand, welche
durch den aus der Mitte der Bildfiädio liereinschwebenden geflügelten
weiblichen Dämon verdeckt ist, offenbar eine Waffe gegen sie gebrauchen
will. Der mit einem bis zu den Knieen und über'die halbe Brust rei-
chenden Gewände bekleidete Dämon, dessen Bewegung gegen die Frau am
Altar gerichtet ist, zeigt mit der Beeilten auf dieselbe. Auf der 1. E. ist
dem Dämon zunächst, noch ein wenig vor demselben, ein bärtiger Mann,
Aegisthus, welcher ebenfalls nur um den Unterkörper bekleidet ist, von
]. her auf die Kniee gefallen, und ein vom Ende der 1. E. her herange-
schrittener bärtiger Mann, der nur ein ganz schmales, von der 1. Schulter
über den r. Ellenbogen fallendes Gewandstück trägt und sonst ganz un-
bewaffnet ist, hat ihn von hinten bei den Haaren ergriffen, während er
mit der Beeilten eine demonstrirende Bewegung macht, als ob er mit
 
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