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Schlie, Friedrich
Die Darstellungen des troischen Sagenkreises auf etruskischen Aschenkisten — Stuttgart, 1868

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https://doi.org/10.11588/diglit.5013#0160
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150 IV. Kreis der kleinen llias und Iliupersis.

Aber trotz alledem kann man aus dem oben schon angegebenen Grunde
nicht mit Bestimmtheit sagen, ob das Bildchen auf diese frische Version
zurückgehe oder nicht. Immerhin kann letztere recht wohl als eine Folge
der üblichen Darstellung in der bildenden Kunst angenommen -werden,
von welcher es bei Philostratus heisst: zöv ■fovv &aoxzrjrriv yqücpovsiv mg
xa>?.bv y.cil voaovvza.1) Nehmen wir also an, dass der Künstler den Philoctet
überhaupt gar nicht anders habe darstellen können, so ist in dem Kelief
nicht mehr als die einfache epische Version des Mythus enthalten.

Auch seiner "Wirkung nach muss man dieses Bild zu den epischen
Darstellungen rechnen. Demi der kurze spannende Moment der einfachen
Handlung, das gegenseitige Abschnellen des tödtlichen Pfeils zieht so sehr
das Interesse von der Individualität der beiden Persönlichkeiten ab, dass
für die Breite einer lyrischen Empfindung oder gar einer weiteren drama-
tischen Entwicklung des Vorganges in dem Bildwerke selber durchaus
keine Anhaltspunkte zu finden sind. Man sieht, es kommt nur darauf an,
<dass beide, Philoctet und Paris, sich finden und der eine den andern er-
legt: damit ist die Sache abgemacht, und es ist gar kein Grund vorhanden,
den ursächlichen Zusammenhang der vorhergehenden und nachfolgenden
Ereignisse auf eine besondere poetische Art zu gestalten. Somit reducirt
sich die ganze Darstellung auf eine "Wirkung, welche bei der mangelhaften
künstlerischen Ausführung des Bildchens kaum höher kommt als die der
nüchternen Erzählung Bygins, fab. 112: Philoctetes cum Alexandro: Ale-
xander occiditur.

CAPITEL XIII.

Die Ueberraschung der schmausenden Troer durch die
ans dem hölzernen Rosse steigenden Griechen.

Nur ein einziges Volterraner Aschenkistenrelief (Florenz: Uffizj
Nr. 265; Inghirami, Gal. om. III, 19; B. Röchelte, Mon. in. 57, 1.
Overbeck T. XXV,, 20), aus welchem in der Mitte leider ein sehr grosser
^Theil herausgebrochen ist, zeigt diese Sceno aus dem Kreise der kleinen llias
und Iliupersis. Ganz am Ende der I.E. sehen wir ein grosses, mit dem Kopfe
nach der r. E. hingewendetes Eoss, woran das 1. Vorder- wie das 1. Hinter-.
hein nicht sichtbar sind. Zwischen seineu Füssen befindet sich ein uni-
gestürzter Feigenbaum, und hinter dem Eücken des Thieres die Abbildung
eines noch jetzt in Volterra befindlichen gewölbten Thores mit drei Men-

') Epist. 22. Overbeck, Herdengall. p. 573.
 
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