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KAISERCHRONIK

EINES REGENSBURGER GEISTLICHEN.

HERAUSGEGEBEN

VON

EDWARD SCHRÖDER.

EINLEITUNG.

1. Die Literatur.

Die gereimte deutsche Kaiserchronik des zwölften Jahrhunderts ist erst verhältnis-
mässig spät in den kreis der philologischen und historischen erforschung des mittelalters
10 gezogen worden. Sie hat offenbar mit unrecht lange unter dem Vorurteile gelitten, das
gegen reimchroniken, zumeist mit gutem gründe, besteht: sie gewähren dem geschichts-
forscher wie dem literarhistoriker nur halbe ausbeute. Freilich ward schon im jahre
1765 eine auszugsweise Veröffentlichung der hs. 2, welche sich damals noch in Passau
befand, für den 1. band der Scriptores rerum Boicarum verheissen ', aber weder hier
15 noch an anderm orte ist das versprechen eingelöst ivorden. Während ein jüngerer misch -
text der Weltchronik Rudolfs von Ems schon im j. 1779 (durch Schütze in Hamburg)
gedruckt wurde, musste die ungleich wichtigere Kaiserchronik noch 70 jahre auf ihre
Veröffentlichung warten. 1783 wurde das fragment 22, 1803 die altertümlichen bruch-
stücke 8b veröffentlicht2, aber auch nachdem Docen3 1807 die hs. 2 kurz besprochen
20 und aus dem werke, dem er zuerst den titel 1Kaiserchronik’ gab, den abschnitt über
Karl den grossen mitgeteilt hatte, ivar man über wert und Zugehörigkeit der einzeln zu
tage tretenden fragmente völlig im unklaren. Noch der Bitter arische grundriss von
von der Hagen und Büsching aus dem j. 1812 kennt unser werk nicht, und Jacob
Grimm, der in seiner anzeige des buchest die verse 14815—14826 nach dem fragment 8a
25 anführt, hält dieselben für den eingang eines alten strophischen gedichtes aus der
Karlssage. In den nächsten jahren erschienen dann eine reihe weitererbruchstücke in den
verschiedenen periodischen public ationen, ivelche die erwachte fr eude an der altdeutschen
poesie zum ausdruck brachten. Wie Docen auf die Münchener, so icies Mo ne wieder-
holt auf die Heidelberger hs. (nr. 4) hin, freilich ohne dem plane einer ausgabe des
so werkes oder doch eines abdrucks der einen hs., wozu ihn Lachmann in seiner recension

1) Monumenta Doica IV, s. 216. 2) Die nähern angahen s. unten bei den einzelnen nrr.

3) In Aretins Beytraegen zur geschickte und literatur IX, s. 1063 —1076; vgl. dazu den iveitern
aufsatz D.’s in Fr. Schlegels Deutschem museum II (1812), s. 235—251, 4) lleidelbergische

jahrbüchcr der literatur 1812 bd. II, s. 857 (Kleine Schriften VI, s. 81).

Deutsche Chroniken I.

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