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ANHANG I.

ERSTE (BAIRISCHE) FORTSETZUNG.

So wie die alte Kaiserchronik mit den Worten der chunic niht langer netweite
mitten im satz abbrach, ist sie uns in den handschriften 1 und 4 der ursprünglichen
5 redaction (A) überliefert, ebenso auch in der allein1 vollständigen hs. 16 der be-
arbeitung B, wo nur ein kümmerlicher, nachlässiger versuch gemacht scheint, den satz
zu vollenden. Es ist für die geistige Schwerfälligkeit der kreise, in denen das alte
werk handschriftlich fortgepflanzt wurde, durchaus bezeichnend, dass mehr als ein
Jahrhundert verfloss, ohne dass sich ein gebildeter Schreiber zu einer fortsetzung auf-
10 raffte oder auch nur die spuren des torso - Charakters zu beseitigen strebte.

Die hss. 27—33, die wir oben s. 23 ff. als jüngsten oder C-text zusammengefasst
haben, bringen den ersten versuch dieser art. In den fünf vollständigen manuscripten
27—31 ist der formell stark überarbeitete grundtext mit einer fortsetzung versehen,
welche den faden genau da auf nimmt, wo ihn der geistliche dichter des 12. jahr-
15 hunderts fallen Hess, und die erzählung in knapper gereimter darstellung bis zum tode
Friedrichs II. führt.

Da die hs. 31 wegen ihrer Jugend und der absonderlichen manieren ihres
Urhebers ganz ausser berücksichtigung bleiben muss, so haben wir für die herriclitung
des textes dieser fortsetzung nur die nachfolgenden Codices zu benutzen:

20 27. Wien nr. 2685 (Massmann W) bl. 90'—94'; ) collationiert von

28. Wien nr. 12487 (Massmann 1) bl. 59' —64'; j prof. Roediger.

29. Karlsruhe nr. 52 (Massmann KJ bl. 102' —106'; eigene collation.

30. Schloss Zeil nr. 81 (Massmann ZJ bl. 347—364; abschrift von dr. Kuno
Francke.

25 Alle vier handschriften gehören dem 14./15. jh. an, 27. 28 dem bairisch-öster-
reichischen, 29. 30 dem schwäbisch-alemannischen Sprachgebiet. Ein blick in die les-
arten zeigt, dass am häufigsten 28 und 30 zusammengehn und zwar vielfach in un-
zweifelhaften fehlem und änderungen. Man vergleiche nur zur probe die verse 401
—420; 401: edel chunig 28. 30 st. edel chint 27. 29; 406: ich von der schrift 28. 30
30 st. von der schrift ich 27. 29; 408: Chalember 28. Challenber 30 st. Kalaber 27. 29;
414: enpiten 28. 30 st. erbiten 27. 29; 416: do 27. 29,/. 28. 30; 418: santen boten 28. 30 st.
taten botschaft 27. 29. Dass die Vorlagen von 28 und 30 sich sehr nahe standen, ja
vielleicht identisch ivaren, ergibt sich aus Übereinstimmungen in der Schreibung, die
um so auffallender sind, als die beid.en hss. verschiedenen dialektgebieten angehören:
35 so steht 724 chom 28. kom 30 st. chüme (choum); 404 ist ieman in 28 als iem ab-

1) 17 bricht mit hertzogen v. 17041 ganz ab, wonach oben einleitung s. 21 z. 3 v. o. zu
berichtigen ist.

Deutsche Chroniken I.

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