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ANHANG II.

ZWEITE (SCHWÄBISCHE) FORTSETZUNG.

Eine der handschriften des C-textes, die auf schloss Zeil als nr. 81 aufbeioahrte
Tis. 30 (Massmanns Z) bietet auf bl. 364'—374' das bruchstück einer weitern fortsetzung,
die hier mit dem Schluss des codex auf s. 374' unten mitten im satz abbricht, ohne dass
über umfang und ende ein sicherer Schluss möglich icäre. Das erhaltene reicht bis
ins jahr 1274, und der zustand der spräche, der vers- und reimkunst macht es wahr-
scheinlich, dass das werkchen noch im 13. Jahrhundert entstanden ist. Ja, ich möchte
glauben, dass uns die eingangszeilen: Nach kaiser Frideriches zit fride unde reht dar
30 nider lit wol drizic jär und manegen tac trotz der nicht ganz präcisen ausdrucksweise
gestatten, auf das jahr 1281 mit einiger Sicherheit zu schliessen. Dazu stimmt recht
wol, was G. Waitz und K. Francke (dem ich eine vollständige abschrift verdanke)
über den ursprünglichen umfang der Zeiler hs. geurteilt haben1: es sei höchstens ein
sextern ausgefallen. Denn brauchte der fortsetzer für die anfänge Rudolfs (v- 156 —
15 483) bis zum aufbruch nach Österreich mehr als 7 blätter, so kann er auf 12 weitern
schwerlich viel übers jahr 1280 hin aus gekommen sein.

Die heimat dieses poeten war Schwaben, darüber wird kaum ein zweifei sein.
Von Baiern und Regensburg ist in der zweiten fortsetzung mit keinem worte mehr die
rede, dafür aber wird mit sichtlichem stolze berichtet, wie die reichsfürsten in Schioaben
20 den heissersehnten kaiser suchen und finden: v. 176 ff. Do daz nch durch disiu lant
kamen pfleger niender vant, si suochten nach alter künde, ob ez in Swäben funde
ieman von der alten art. Und gegen den Schluss unseres fragments hin scheint der
Verfasser seinen landsleuten noch ein besonderes lob zu spenden, wenn er wiederholt
(468 f. 478 f.) hervorhebt, die Schwaben seien könig Rudolf ohne grossen lohn gefolgt.
25 Zur schiväbischen heimat stimmt sehr wol, tvas sich aus den reimen für den

dialekt ergibt. Gegen Baiern entscheidet schon das viermalige kam (226. 314. 355.
506) bei nur 241 reimpaaren, und weiterhin die reime von auslautenden m : n, deren
sich 5 finden: dan : kam 354/.; gehorsam : verlän 376/.; nam : sän 380/.; Behaim : enain
438/.; arm: scharn 15/. Alle andern abweichungen vom idealen mittelhochdeutsch
30 sind, zumal in dieser späten zeit, zur dialektscheidung nicht zu verwenden. Viermal
reimt a:ä vor nasal (122 f. 132/. 376 /. 380 f), einmal sun : tuon 41 f., das mit
recht als vorwiegend bairisch gilt, aber auch bei Schioaben und Alemannen. oft genug
vorkommt. Der reim bescherten : inerten 87 /. hat in beiden dialekten entsprechungen.
— Von apokopen sind zunächst die adverbia auf — lieh zu nennen: endelich : Friderich
267 und im reime auf mich : lobelich 331; sich : gewalticlich 76, kürelich 120; weiter-
hin er subst.: mer 188, geriht subst. : niht 166, muot dat.: guot 196; schämt prät.:
35 amt 342; bräht prät.: gedäht part.

Im Wortschatz ist etwas charakteristisches kaum hervorzuheben, obivol die com-
posita vienttjost „ernsthafter speerkampfu 54 und zornsin 334 sowie die neu-

1) S. oben s. 24. 33.

Deutsche Chroniken I.

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