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KAISERCHRONIK EINES REGENSBURGER GEISTLICHEN.

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wol auf diese lesart verzichten. Die runde klammer um eine zahl deutet an, dass die
betreffende hs. zu der lesart stimmt, ohne genau deren ivortlaut zu bieten. — Vollständig
auf geführt sind die lesarten der bruchstücke 8 —13, mit auswahl die von 14 und 15.
Warum ich C nur selten, B fast nie herangezogen habe, das ist im vorangehenden ge-
5 niigend begründet. Ich fürchte, dass der ap parat auch so noch manchem im Verhältnis
zur güte der Überlieferung viel zu umfänglich erscheinen wird.

4. Die zeit der abfassung.

Die betrachtung des handschriftenverhältnisses hat uns bereits die gewisheit ver-
schafft, dass unsere gesummte Überlieferung auf ein exemplar zurückgeht, welches das
io ganze werk bis v. 17283 enthielt, so wie es uns die repräsentanten beider liandschriften-
gruppen 1 und 4 am vollständigsten beioahrt haben. Denn auch die fragmente Hessen
sich mit mehr oder weniger Sicherheit der gruppe X zuweisen oder gar innerhalb der-
selben genauer bestimmen.

Die chronik erzählt zidetzt die einnahme von (Edessa und dessen citadelle) Rohas
15 durch Sangwin (Zenki), spricht dann kurz von der agitation Bernhards von Clairvaux
und scliliesst mit dem aufbruche Konrads III. zum kreu-zzuge: der chunich niht lenger
netweite —; hier bricht die erzählung mitten im satze ab, und ehe C eine fort Setzung
unternahm, hat kein Schreiber (auch nicht der bearbeiter B) sich die mühe gegeben,
das notwendigste zu ergänzen. Der chronist aber, der hier die feder aus der hand
üo legte, deutet nirgends auf ein späteres ereignis bestimmt hin, denn, wenn er nach der
eroberung von Edessa und der ermordung des bischofs Hugo sagt:

17267 den tievel gerau sit der rät,
want er liizel dar an gewan.
min trehtin die sele zuo sich genam,

25 so ist diese hindeutung zu allgemein, als dass wir etwas damit anfangen könnten: der
zweite kreuzzug verlief ja resultatlos, und speciell Edessa blieb, nachdem die stadt (ohne
die citadelle) zu ende des Jahres 1146 nur ganz vorübergehend im besitze des grafen
Joscelin gewesen war, dauernd in den händen von Zenkis sohne Nureddin.

Eine Vorausdeutung auf das gegen den Schluss berichtete findet sich bereits
30 v. 16610ff., wo die sagenhafte geschichte der herzogin Agnes erzählt wird, die als ge-
fangene die gattin eines Sarazenen wird:
bi dem si sit gewan
ain sun der hiez Sangwin.

16615 nu läzen wir die rede sin:

35 swennez chumet an daz,

so besceiden wir die rede baz.

Diese stelle besagt doch wol nichts anderes als: wodurch sich nun aber dieser
Sanguin bekannt gemacht hat, davon wird im verlaufe der erzählung noch die rede
sein, nämlich wenn wir an die einnahme von Edessa kommen. Schon der rasch von
■io einem gegenstarfd zum andern eilende vortrag dieser ganzen letzten partie verbietet es,
mit Scherer1 anzunehmen, der Verfasser habe ‘den oben flüchtig skizzierten roman der
herzogin Agnes näher ausführen wollen’. Als Scherer diese auslegung der stelle gab,
hielt er noch an der ansiclit fest, dass mit v. 17181 das werk ursprünglich geschlossen
habe, und dass dieser abschluss bald nach dem tode der kaiserin Ricliinza (1141)

45 1) Zeitschr. f. d, alt, XVIII, s. 300; Sch. hält es auch für auffallend, dass v. 16610

ain stat liaizet Ragez (so 1) genannt wird, nachher aber Edessa 17250 Roas heisst: aber nichts
zwingt zu der annahme, dass an beiden stellen derselbe ort gemeint sei, oder wenigstens, dass der
dichter die verschiedenen namensformen, die ihm dort die sage, hier die Zeitgeschichte zutrug, auf
denselben ort bezogen habe.
 
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