Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

— Ausgrabungen in Sendschirli, 4: Berlin: Druck und Verlag von Georg Reimer, 1911

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.49438#0076
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
302

G. Jacoby.


Abb. 212. Mörtelansatz für die
Türrahmen im Gebäude L. Der
Lehmputz geht an der Ziegel-
mauerhinter dem Pfosten durch.
Der Kalkmörtel grenzt an den
Holzpfosten.

Die sechs erhaltenen Türen befinden sich nicht in der Mitte der
Wände, sondern an den Ecken; die Tür von L 8 nach Süden ist in der
Ergänzung auf Tafel L jedoch in der Mitte angenommen, weil sie als
Haupteingang gedacht ist. Die Bauart der Türen zeigt eine bisher nicht
beobachtete Eigentümlichkeit: an vier der genannten sechs Türen ist
mit Sicherheit ein Lager für einen senkrechten Holzpfosten in der Mitte
der Seitenwände festgestellt worden, und bei zweien entsprach diesem
noch ein Verbindungsbalken in der Schwelle, also wäre das Ganze eine Art Türrahmen,
vgl. Abb. 212. Eine fernere Eigentümlichkeit ist es, daß die Ecken der Ziegelwände an den
Türen L 3—4, 4—5, 5—Fl nicht scharfkantig, sondern abgerundet sind.

60 cm; das reicht für Außenmauern nicht aus. Verständlich werden diese Maße, wenn wir
das Verhältnis der Burgmauer zu diesem Gebäude L festzustellen suchen.
Von der stark zerstörten Burgmauer ist nämlich längs des Gebäudes L nur eine
Schicht sehr großer Blöcke oder zwei Schichten ein wenig kleinerer übrig geblieben. Diese
liegen aber durchgängig höher als die Fundamente von L, die zum Teil sogar unter ihr nach
Westen sich fortsetzen, aber hier nicht mehr verfolgt wurden. Somit muß die Burgmauer
jünger sein als die Anlage von L. Auffallenderweise sind die Mauern nach Osten hin,
besonders bei L 3 und 4, besser erhalten und stehen bis fast zur Hügeloberfläche an. Es
scheint also, als ob nach Westen hin die Mauern L behufs Anlage der Burgmauer teilweise
abgetragen worden seien. Wahrscheinlich sind sie hier seit der Freilegung bei der letzten
Grabung 1894 auch durch Witterung und Menschen beschädigt.
Auf den Fundamenten ist stellenweise ein Rost ohne zwischengesetzte Steinreihen
gefunden worden, also wahrscheinlich für das ganze Gebäude anzunehmen.

L 1 UND 2.

Die Mauern der beiden Räume sind besonders stark zerstört. Nur auf dei’ Ostmauer fand

sich noch ein ganz geringer Rest der gegen das Fundament 20 cm zurückspringenden

Ziegelwand mit dem Ansatz einer 1,3 m weiten Tür, die
neben der Wand von L 3 (die Mauern stehen hier nicht
im Verband) nach Osten ins Freie führt.
Die Mauer zwischen L 1—2 ist so schlecht erhalten,
daß nicht einmal mit Sicherheit zu erkennen war, ob
sie zu dem Gebäude gehört oder ursprünglich 1 und 2
nicht vielmehr einen einzigen Raum bildeten. Fraglich
ist es überhaupt, ob diese nicht später angebaut sind; sie
liegen tiefer als die Fundamente von L 3; ebenso ungewiß
bleibt die im Plan punktiert angedeutete Zwischentür. —
In L 1 lag, etwas unter der Fundamentkrone, dicht an


Abb. 213. Mulden aus ungebranntem Ton und Ziegeln
in Raum L 3. Grundriß und Längsschnitt. 1:20.

der Ostmauer ein Bodenstück einer tönernen 60

cm breiten Wanne wie in J 11.

Ein

vermutlich älteres Fundament durchschneidet L 2.

L 3.
Soweit die Ziegelwände des Raumes L 3 erhalten sind, war über dem Lehmputz
noch eine gelbliche Kalkschicht zu beobachten.
An der Nordwand fanden sich dicht über dem Fundament zwei Ziegel (31 • 32 • 5
bezw. 6) nebeneinandergelegt und mit Lehm überstrichen; darauf waren zwei runde, 5 cm
tiefe Mulden von 15—20 cm Durchmesser hergestellt; die linke Schmalseite ist schlecht
erhalten. Der Zweck dieser im ganzen 65—70 cm langen Anlage ist unbekannt. Vgl. Abb. 213.
Durch den westlichen Teil des ganzen Raumes zieht sich ein wohl älteres Fundament.
 
Annotationen