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— Ausgrabungen in Sendschirli, 4: Berlin: Druck und Verlag von Georg Reimer, 1911

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https://doi.org/10.11588/diglit.49438#0082
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308

G. Jacoby.

wie es scheint, das ältere Hauptpflaster des ganzen Hofes, denn es wurde durch lokale
Grabungen weiterhin nach Süden noch an einigen Stellen nachgewiesen; auf + 8,72, +8,70,
+ 8,82, + 8,47 und zuletzt westlich des westlichsten Turmes des NWH auf + 8,30 (vgl.
Taf. L). Hier liegt Fundamentkrone etwa auf + 9,6; das spätere Ziegelpflaster auf + 9,5.
Vom Tore Q führte auch nach der kleinen Tür des nordwestlichen Hallenbaus ein
dreireihiges Ziegelpflaster von 97 cm Breite quer durch den Hof1). Unter und neben ihm
liegt das ältere Hofpflaster aus kleinen Klaubsteinen. Dagegen ist die ganze SO-Ecke des
Hofes bis zu den Hallenbauten mit Ziegelpflaster belegt, wie schon von Koldewey festgestellt
worden war.
Die ganzen Erdschichten über dem Hof M sind, teils tiefer, teils höher bis zur
Hügeloberfläche (vgl. S. 171), von späteren Mauern durchzogen, von denen jedoch die
meisten, schmal und ohne Zusammenhang, kein Interesse beanspruchen. Vor der Frei-
treppe sind dicht über dem Hofpflaster sechs Zimmer eines späteren Gebäudes (mit Mauern
von 0,80—1,0 m Stärke) zu erkennen; nur die Fundamente sind erhalten, doch lag westlich
daneben, auf +9,35 der geringe Rest eines zugehörigen Ziegelpflasters (einige der Ziegel
mit den Maßen 31 • 31 • 7). — Etwa in der Mitte des Hofes ziehen sich von Ost nach West
die Fundamente einer mächtigen Halle; in der Verlängerung der nördlichen Längsmauer war
ein Stück bereits früher gefunden, vgl. Taf. XXIV/V; die westliche Abschlußmauer setzt sich
nach Süden noch weiter fort, die östliche fehlt. Verschiedene ältere Orthostaten und ebenfalls
viele Ziegel sind als Bausteine verwandt. Von Ziegelwänden ist nichts mehr vorhanden,
ebensowenig von einem Rost. — In einer Mauer der obersten Erdschichten im südlichen
Teile des Hofes, von etwa 1,5 m Höhe bei sehr geringer Breite, waren mehrere Bruchstücke
von Doleritskulpturen verbaut. — Östlich, etwa über den Orthostaten des Tores Q, lagen
die nur 70 cm starken Fundamente eines späteren Raumes mit einer 1 in breiten Tür-
öffnung.
DAS GEBÄUDE P.
Allgem eines.
Der zweite, außer dem Nordwestbezirk im Jahre 1902 ausgegrabene Komplex des
Hügels umfaßt das Gebäude P und den Hof R. Dieser letztere, in seinem nördlichen Teile
von H II, dem NHB und H III begrenzt, wird im Süden durch drei große Hallen des
Gebäudes P abgeschlossen: durch einen Mittelbau (mit fünf Hinterräumen) und durch je
einen seitlichen Flügel. P kann im Gegensatz zum NHB der „südliche Hallenbau“ genannt
werden. In seiner jetzigen Gestalt ist er jünger als H II und III. Siehe Taf. LI.
Der ganze westliche Teil des Gebäudes war bereits durch frühere Grabungen frei-
gelegt. 1902 waren hier daher nur die bloßen Fundamente zu sehen. Im übrigen stand
noch ein ansehnlicher Teil der Ziegelmauern des Gebäudes aufrecht. Der Grundriß kann
nach dem Zustand der Erhaltung vollständig ergänzt werden, jedoch nicht alle Türen.
Die Außenseite der Rückwand im Osten wurde nicht auf ihre ganze Länge frei-
gegraben. Die Außenseite im Süden deutet darauf, daß hier noch anschließende Bauten zu
erwarten sind: an ihr fand sich zum Teil Kalkmörtelbelag, außerdem der Ansatz einer
schmalen Quermauer (vgl. S. 315). Ob von Süden her ein großes Tor durch P 6 und P 3
zum HofR führte, kann erst eine spätere Grabung lehren.
Gegen den Hof hin zeigen die Frontmauern von P 1 und P 3 rechteckige Pfeiler p
aus Ziegelmauerwerk, ähnlich der Anordnung der Säulen des NHB. Die Eckpfeiler zeichnen
sich durch Orthostaten auf Läufern aus; letztere überragen ein wenig das Fundament. Die
Zwischenpfeiler ruhen auf zwei Schichten von Läufern, über denen erst noch ein Kranz von

i) Vgl. Monumenti ant. dei Lincei XII. Taf. 2 u. 3 (Knossos).
 
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