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— Ausgrabungen in Sendschirli, 4: Berlin: Druck und Verlag von Georg Reimer, 1911

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https://doi.org/10.11588/diglit.49438#0143
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Die Löwen vom Torgebäude Q und der Löwe aus dem südlichen Hallenbau P.

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von Fassiller zu beschäftigen. Ich hoffe, daß es einmal gelingen wird, auch einen Gipsab-
guß zu beschaffen. Es würde trotz der anscheinend primitiven Behandlung doch ein sehr
eindrucksvolles Museumsstück darstellen — besonders in Zusammenhang mit der Statue von
Sendschirli.
G. DIE LÖWEN VOM TORGEBÄUDE Q UND DER LÖWE AUS DEM SÜDLICHEN
HALLENBAU P.
Der Hauptzugang zu den großen Bauwerken J und K (vgl. Taf. L oder Abb. 175
auf S. 269) erfolgte durch das Torgebäude Q, von dem ich bereits S. 243 erwähnt habe,
daß es mit zwei Löwen geschmückt war. Die Abbildungen 151 und 152 auf S. 244 geben
eine gute Vorstellung von der* ganzen Anlage. Hier habe ich mich nur noch mit den Löwen
selbst kurz zu beschäftigen und verweise zunächst auf die Taf. LXV, wo beide Stücke in
Seitenansicht abgebildet sind, und auf die Zeichnung Fig. 177 auf S. 271, aus der die Maße,
Dübellöcher und andere Einzelheiten zu ersehen sind. Ganz besonders lehrreich ist auch die
Abb. 269 mit einer genauen Vorderansicht des einen der beiden Löwen.
Stilistisch und in ihrer technischen Behandlung stehen diese kleinen nur etwa 1,1 m
hohen Löwen fast genau in der Mitte zwischen den beiden Relief-Löwen des äußeren Burg-
tores und zwischen den großen alten Laibungs-Löwen des inneren Burgtores; wie jene sind
sie aus je zwei Orthostaten zusammengesetzt, aber sie sind wie diese nur mit ihrer hinteren
Hälfte als Wandverkleidung gedacht und springen mit der vorderen frei vor.
Beide Löwen haben sehr stark durch Feuer gelitten und von beiden sind in der
Flankengegend ganz große Stücke der Oberfläche wie Muschelschalen abgesprengt und nicht
aufzufinden gewesen. Die Steine sehen deshalb etwas unscheinbar aus, so daß die kaiserlich
Ottomanische Regierung auf sie verzichtete und ihren Transport nach Berlin gestattete.
Unter den sehr zahlreichen Löwen-Typen, die Sendschirli schon jetzt aus verschiedenen
Jahrhunderten geliefert hat, sind es hauptsächlich die Löwen der großen Statuenbasis (Taf.
LXIV) die zum Vergleiche herangezogen werden können. Besonders in der Vorderansicht
stimmen beide Typen in den meisten Einzelheiten so sehr überein, so daß die Beschreibung
des einen Typus fast auch für die des anderen gelten könnte. Wirkliche Sorgfalt ist nur auf den
Kopf verwandt, vergl. Abb. 269; hingegen sind besonders die Pranken der Vorderbeine sehr
sorglos behandelt. So sind auf dem rechten Vorderfuße zwai* fünf Zehen wie fingerartige Wülste
dargestellt, aber nur drei von ihnen liegen in der Verlängerung des Mittelfußes; zwei andere
sind neben diesen frei und ohne organischen Zusammenhang mit dem Mittelfuße dargestellt.
Die Brust ist glatt und ohne Mähne behandelt; nur zwei kleine leicht erhabene Felder, die
nach unten zu durch eine fast gerade vom Kieferrand zur Ellbogengegend ziehende Linie
abgegrenzt erscheinen, könnten vielleicht auf eine schwache Mähne bezogen werden. Ebenso
ist ein dicker rundlicher Wulst, der von einem Ohr zum andern unter dem Kinn verläuft,
mit viel Wahrscheinlichkeit als Mähne aufzufassen und nicht etwa als Strick, denn ein solcher
würde bei Torlöwen völlig unmotiviert sein. Von dieser Auffassung aus wird man aber auch
die ganz ähnlich gebildeten Wülste bei den Löwen der Statuenbasis als Mähnen betrachten
müssen. Der sie führende Mann würde sie dann einfach bei der Mähne greifen, nicht an
einem Strick, wie aus der recht ungeschickten Darstellung eigentlich geschlossen werden
müßte, wenn man nicht an den Torlöwen sehen würde, daß die da und dort in gleicher
Weise strickähnlich geformten Wülste wohl als Mähnen aufzufassen sind.
Gehören nun die beiden Torlöwen von Q fast an den Anfang der uns bisher bekannten
Baugeschichte von Sendschirli, so ist der hier Fig. 270 abgebildete Löwe aus dem südlichen
Hallenbau an ihr Ende zu setzen. Eine Seitenansicht dieser Löwen ist auf Taf. LVH oben
abgebildet, eine größere Ansicht des Kopfes schräg von der Seite gibt die als Schlußvignette
dieses Kapitels gewählte Abb. 277 auf S. 380, während seine Maße und andere Einzel-
 
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