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— Ausgrabungen in Sendschirli, 4: Berlin: Druck und Verlag von Georg Reimer, 1911

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https://doi.org/10.11588/diglit.49438#0142
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368

F. von Luschan.

um so mehr zu bedauern, als mit einer genauen Datierung der Statue und ihres Sockels endlich
auch Licht auf das Alter des äußeren Burgtores fallen würde.
Ich habe schon erwähnt, daß die Löwen des Sockels eine nahe Verwandtschaft mit den
Löwen des äußeren und auch mit den älteren Löwen des inneren Burgtores aufweisen; ebenso
aber besteht eine nicht ganz geringe Ähnlichkeit eines der Reliefs vom äußeren Burgtor (Fig.
107, S. 215) mit unserer Statue: Derselbe Stab, dasselbe Schwert, dieselbe übermäßig lange
Quaste und die ausrasierten Lippen sind beiden Bildwerken gemein. Wenn das Relief auch
viel altertümlicher aussieht, als die Statue, so mag das daran liegen, daß die Statue, ihrer
Größe und sacralen Bedeutung entsprechend, sehr viel sorgfältiger gearbeitet wurde, als das
Relief. Immerhin möchte ich glauben, daß nicht viel mehr, als etwa ein Jahrhundert zwischen
den beiden Skulpturen liegen kann, eher weniger.
Ein weiterer Vergleich drängt sich
noch auf, der mit dem großen Götterbild
von Gerdschin, mit der Statue des Hadad;
ich habe eben schon, S. 366, auf die Unter-
schiede aufmerksam gemacht, die in der Haar-
tracht der 'beiden Götter zum Ausdruck
kommen; diese könnten zur Not ja vielleicht
noch als rein individuell aufgefaßt werden,
aber der erste Eindruck, der sich bei näherer
Betrachtung immer mehr vertieft, ist doch,
daß etwa zwei Generationen zwischen den
beiden Bildwerken liegen müssen und daß der
Hadad von Gerdschin wenigstens ein halbes
Jahrhundert jünger ist, als unsere Statue auf
der Löwenbasis. Die Statue von Gerdschin
dürfte nun ungefähr um 790 errichtet sein,
und wir würden also die von Sendschirli auf
Abb. 268. Schräge Scheitelansicht des Kopfes der Fig. 261 ff. abgebildeten •irr
statue. v. Luschan phot. 1902. rund 850 ansetzen, was mit der früheren


Berechnung nach dem Alter des Palastes J
übereinstimmen würde. Demnach würde wahrscheinlich Kalamu, Sohn des Haja, von dem
wir S. 374 ff. noch hören werden, um 850 sowohl den Palast J als auch die große Statue
errichtet haben.

Anhangsweise möchte ich hier noch ein anscheinend sehr rohes, jedenfalls aber bisher
nur ganz ungenügend bekannt gewordenes Bildwerk erwähnen, das Sterrett (1885) und
Ramsay (1886) bei Fassiller in Lykaonien gesehen haben.*) Dieses Denkmal ist 7,32 m
hoch und konnte von den beiden Reisenden weder aufgerichtet noch photographiert werden,
so daß von ihm nur eine recht unvollkommene Skizze vorliegt, die keinerlei Schluß vor
allem auf das Alter des Bildwerks zuläßt. Es scheint aber sicher in den hethitischen Kultur-
kreis zu gehören. Auf einem Postament mit zwei Löwen steht eine 2,75 m breite Platte,
auf der in sehr hohem Relief ein Mann mit spitzer Mütze dargestellt ist; er scheint auf dem
Kopfe einer anderen Figur zu stehen, die sich zwischen den Löwen befindet. Die Analogie
mit unserer großen Statue ist in die Augen springend, aber die Unvollkommenheit der bis-
her allein vorliegenden Skizze gestattet keinen eingehenden Vergleich. Vielleicht nimmt
einer der beiden Entdecker dieses merkwürdigen Bildwerkes aus dem Funde eines verwandten
Denkmals in Sendschirli Veranlassung, sich nochmals und eingehender mit dem Monument

*) Vergl. Ramsay in Mitt. d. D. arch. Inst. Athen. XIV. 1889 p. 171 und Sterrett, Wolfe Expedition to Asia
minor, p. 164.
 
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