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— Ausgrabungen in Sendschirli, 4: Berlin: Druck und Verlag von Georg Reimer, 1911

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https://doi.org/10.11588/diglit.49438#0132
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358

F. v. Luschan.

stilistisch ungleich primitiveren Relief vom äußeren Burgtor, das auf Taf. XXXVII und auf
S. 214, Fig. 104 abgebildet ist.
So können wir aus den Standspuren und aus der Breite der zerstreut gefundenen
Orthostaten eine bis auf die zwei letzten Steine einwandfrei gesicherte Aufeinanderfolge der
Reliefs auf dem großen Pfeiler zwischen dem östlichen und dem westlichen Teile der Prunk-
fa^ade feststellen. Die Reihe begann mit dem nach Norden, also nach dem Innenraum der
Vorhalle gewandten schmucklosen Orthostaten, der noch in situ gefunden wurde. Neben ihm
stand dei’ Block mit dem Bogenträger und der große Eckblock, dessen Schmalseite noch in
derselben Flucht wie die glatte Fläche und die mit dem Bogen träger lag; sie war mit den
beiden aufeinander stehenden Tympanonschlägern geschmückt; von der nach Osten gewandten
größeren Fläche ist bisher nur der Fig. 259a abgebildete Teil mit den zwei Figuren erhalten,
die Messer zu halten scheinen; dann folgte die große nach Süden gewandte Hauptfront des
Pfeilers mit den sechs Musikanten und schließlich die Westseite, vermutlich mit zwei Steinen,
auf denen Leute mit Gazellen dargestellt waren.
Daß gerade die Orthostaten in der Gegend der einspringenden Kanten am meisten
gelitten haben und teilweise fast vernichtet sind, ist wohl nicht bloßer Zufall. Wir werden
annehmen dürfen, daß diese Stellen dem Brande geringeren Widerstand entgegensetzen konnten,
weil sie fünf Kanten hatten, statt einer, und weil ihre Masse im Verhältnis zur Oberfläche
geringer war.
E. DIE DREI GROSSEN SÄULENBASEN DES BAUWERKES K.
Daß die Hauptfront des Bauwerkes K mit drei ganz ungewöhnlich großen Säulen
geschmückt war, ist hier bereits S. 254ff. ausführlich erörtert worden. Die Abbildungen 146
auf S. 237, 152 auf S. 244 und 163 auf S. 255 sowie das obere Bild der Taf. LIH geben
sicher ein genügend klares Bild der ganzen Anlage, so daß wir uns hier nur mit den Basen
selbst zu beschäftigen haben. Sie sind untereinander nicht ganz gleich, aber doch nicht so
abweichend, daß man etwa an sekundäre Verwendung von früher an verschiedenen Bau-
werken verwandten Säulensockeln denken könnte. Die vorhandenen Abweichungen sind alle
unwesentlich und erklären sich aus der technischen Schwierigkeit, derart große Stücke ganz
gleichartig fertigzustellen. Jedenfalls kann das untere Bild der Taf. LIH als eine aus-
reichende Abbildung für alle drei Basen gelten. Sie haben einen Umfang von fast 5 m und
sind im Mittel etwa 85 cm hoch; der Maßstab des Bildes ist fast genau 1/10.
Zum Verständnis dieser in ihrer Art bisher ganz einzig dastehenden Basen ist es nötig,
auf eine kleinere Basis zurückzugreifen, die bereits während einer früheren Kampagne in dei*
Nähe des Asarhaddon-Palastes lose zwischen jüngeren Fundamenten gefunden wurde. Sie
ist auf S. 197 dieser „Ausgrabungen“ und links oben auf Taf. XXXIII abgebildet. Hat man
dieses Stück verstanden, dann erkennt man auch an unseren neuen großen Basen, daß sie
im wesentlichen aus Blattkränzen hervorgegangen sind. Der untere Blattkranz ist mit den
Spitzen seiner Blätter nach oben gerichtet, der obere nach unten; die Spitzen selbst erscheinen
gleichsam eingerollt und außerdem gemeinsam durch den großen mittleren Wulst zusammen-
gehalten.
Über die Form der einzelnen Blätter dieser Kränze kann nicht der geringste Zweifel
bestehen; sie sind symmetrisch spitz zulaufend, jedes mit einer wulstartig vorragenden Mittel-
rippe; unten berühren sich die einzelnen Blätter und laufen eine Zeitlang dicht nebeneinander
her; nach oben zu werden sie schmäler, so daß Zwischenräume entstehen, die dann durch
die Umbiegung der Spitzen oben wieder nahezu geschlossen werden und so eiförmige Ver-
tiefungen entstehen lassen, die mit großer Sicherheit als die Vorläufer eines späteren Eier-
stabes bezeichnet werden können. Auch die Umrahmung der einzelnen Blätter ist ebenso
 
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