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— Ausgrabungen in Sendschirli, 4: Berlin: Druck und Verlag von Georg Reimer, 1911

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https://doi.org/10.11588/diglit.49438#0136
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362

F. v. Luschan.

ist. Auf Taf. LI ist die Fundstelle genau eingetragen; man wird sie etwa daumenbreit von
der Spitze des Nordweisers entfernt leicht finden können. Die Basis lag nahezu wagerecht
und wie die Abbildung zeigt, auf einer etwas größeren Steinplatte ohne weiteres Fundament,
also vielleicht an der Stelle einer nachträglichen Verwendung, aber keinesfalls an ihrem ur-
sprünglichen Platze. Wo dieser zu suchen, ist einstweilen noch ganz unklar. In dem Hallen-
bau P ist die Basis nicht leicht unterzubringen; sie dürfte auch wohl älter sein, als dieser;
vielleicht gehört sie zu der alten Mauer, in deren Nähe sie gefunden wurde, aber auch dann
würde über ihren alten Platz bei dem gegenwärtigen Stande der Grabung nichts weiter zu
ermitteln sein. Inzwischen verdient das merkwürdige Stück schon an sich Erwähnung und
besonders seine Beziehungen zu den drei großen Basen des Bauwerks K veranlassen mich,
seine Beschreibung gerade hier einzufügen. Ein sehr niedriger trommelförmiger Torus ist mit
einer rechteckigen Plinthe aus einem Stück gearbeitet; diese mißt etwa 60x90 cm bei einer
Höhe von 17 cm, der Torus selbst ist fast ebenso hoch und hat einen Durchmesser von etwa
52 cm. Die Plinthe ist auf ihrer oberen Fläche ringsum von einem breiten, etwas erhabenen
gezöpften Bande eingefaßt; gleiche Bänder verlaufen auch in der Richtung beider Diagonalen,
wie das hier Fig. 260 und auch aus Jacoby’s geometrischer Zeichnung, Fig. 226 auf S. 320
zu sehen ist. Die obere kreisrunde Fläche des Torus ist völlig glatt, ohne Dübelloch und
ohne erhöhten Rand.
Die Mantelfläche des Wulstes ist in der Art eines nach unten fallenden Blattkranzes
gebildet, der in Form und Verzierung an den oberen Blattkranz der drei großen Basen von
K erinnert. Auch hier sind die Rippen der einzelnen Blätter als gedrehte Schnüre behandelt
und auch hier scheint dem Meister der Begriff der ursprünglichen Einheit nicht mehr ganz
gegenwärtig gewesen zu sein. Immerhin kann man sich zur Not noch vorstellen, daß auf
jeder Blatthälfte zur Raumfüllung eine einfache Pahnvolute angebracht ist, bei der die Frucht-
rispen zugleich wie Stiele von der Mittelrippe abgehen; oben wäre der verbleibende leere
Raum durch einen kleinen rhombischen Zwickel ausgefüllt, unten entspricht der Verschmälerung
der Blätter, wie bei den großen Basen, ein eiförmiger Hohlraum.
Säulenbasen dieser Art, bei denen Trommel und Plinthe aus einem Stück gearbeitet
sind, kommen auch in Assyrien vor. Layard hat vier zusammengehörige im Palaste Sanheribs
(705 — 681) in Kujundschük gefunden; seine etwas unvollkommene Abbildung ist bei Puchstein
a. a. O., S. 33 durch eine bessere ersetzt worden, die nach einem Gypsabguß im Berliner
Museum gemacht wurde. Der Wulst hat hier die Form einer nur wenig plattgedrückten
Kugel; die Verzierung dürfte als ein eben sich öffnender Lotuskelch aufzufassen sein. Wenn
diese Stücke, wie sich aus den Fundumständen fast mit Sicherheit zu ergeben scheint,
wirklich erst in die Zeit von Sanherib gehören, sind sie wesentlich jünger als der Sockel von
Sendschirli, der seinerseits mit den drei großen Basen etwa gleichalterig sein muß und deshalb
nur wenig jünger als die Mitte des neunten vorchr. Jahrhunderts sein kann. Es ist nicht
unwahrscheinlich, daß derlei Basen überhaupt zuerst in Nordsyrien „erfunden“ und dann erst
von den Assyrern nachgemacht wurden.

F. DIE GROSSE STATUE AUF DER LÖWEN-BASIS.

Im Grabungsbericht, hier, S. 253 habe ich bereits erwähnt, daß unmittelbar an der
Südost-Mauer des Palastes J, etwa 10 m nordöstlich von dem Torgebäude Q eine männliche
Kolossalstatue gefunden wurde. Näheres über die Art der Auffindung steht auch im Archi-
tekturbericht, S. 288/9, wo Fig. 194 Sockel und Unterbau in Aufsicht abgebildet sind. Eine
gute Vorstellung von dem Unterbau ist auch aus Fig. 162, S. 253 zu gewinnen, wo er in
der Mitte des Vordergrundes sichtbar ist. Man sieht zunächst vorne eine große unregel-
mäßig rechteckige Platte; hinter ihr liegen nebeneinander, recht unordentlich verlegt, zwei
 
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