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— Ausgrabungen in Sendschirli, 4: Berlin: Druck und Verlag von Georg Reimer, 1911

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https://doi.org/10.11588/diglit.49438#0137
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Die große Statue auf der Löwen-Basis.

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noch etwas größere; dahinter, in der dritten Reihe, liegen zunächst nebeneinander drei ähn-
lich große Platten; von diesen ist die am meisten links (südlich) gelegene nicht groß genug,
um den Raum zu füllen; daher liegt hinter ihr eine noch etwas kleinere Platte; außerdem

gehört zur dritten Reihe noch ein weiterer etwas weniger großer Stein, der sich rechts

(nördlich) an das Pflaster anschließt. Dieses Verhältnis ist auch
aus der bereits erwähnten Abb. 194 zu ersehen, die allerdings erst
auf den Kopf gestellt werden muß, wenn sie bequem mit der Photo-
graphie verglichen werden soll. Diese Aufsicht zeigt dann auch, wie
der große Sockel der Statue wesentlich nur auf dem mittleren Steine
der dritten Reihe aufruhte, während die anderen Platten anscheinend
nur den Zweck hatten, ein dauerndes Niveau für den Fußboden
des ganzen Bezirkes zu gewährleisten.
Hier also stand — jeder Wahrscheinlichkeit nach wirklich
in situ und seit Jahrtausenden unberührt — der Taf. LXIV ab-
gebildete Sockel, mit seiner vorderen Front fast genau der auf-
gehenden Sonne zugewendet. In seiner unmittelbaren Nähe fand
sich die große Statue unter Umständen, die eine Zusammengehörig-
keit von Sockel und Bildwerk vollkommen gesichert erscheinen
lassen. Die Statue lag völlig horizontal auf dem Rücken, ringsum
von einer Steinsetzung umgeben und in dunkler Erde, nicht in
gewöhnlichem Bauschutt, so daß für das Bildwerk bewußte und
sorgfältige Niederlegung angenommen werden muß; man möchte
glauben, die Bewohner der Burg hätten ihr großes Götterbild in der
Erde verborgen, um es der Zerstörung durch einen Feind zu ent-
ziehen, vor dem sie die Burg selbst nicht mehr retten konnten.
Der Sockel, dessen Maße aus dei' Abb. 262 hervorgehen
(Höhe 72, Länge 110 cm usw.) ist aus zwei Löwen gebildet, die
von einem bärtigen Mann, nicht wie es zuerst scheinen könnte,


Abb. 261. Die große Statue auf ihrem
Sockel, Dolerit, etwa 1/35 d. w. Gr.
Original iu Konstantinopel.

an Stricken, sondern, wie

ich glauben möchte, einfach an den Mähnen gehalten werden. Das obere Bild auf Tafel LXIV

zeigt diesen Mann mit seinem langen,

weit über die Brust herabfallenden Bart und mit langen


Abb. 262. Sockel der großen Statue an der Ostseite des
Gebäudes J, von Nordosten gesehen. Das Zapfenloch für
die Statue ist punktiert eingezeichnet. Vergl. Abb. 194
und Taf. LXIV. 1:20. G. Jacoby del. 1903.

Locken, aber rasierten Lippen. Er trägt einen kurzen,
nur bis etwa zur Mitte der Oberschenkel herabfallenden,
anliegenden Rock mit kurzen, nur wenig über die
Schultern gehenden Ärmeln, unten mit einem breiten
Faltensaum; um die Mitte ist der Rock mit einem fast
handbreiten Gurt zusammengehalten, an dem auch das
nahezu wagerecht getragene Schwert befestigt ist.
Haltung oder Stellung des Mannes ist nicht ohne
weiteres verständlich. Das linke Bein ist leicht vor-
gestreckt, das andere im Knie in weniger als rechtem
Winkel gebeugt, so daß man zunächst den Eindruck
hat, daß der Mann in halb kniender Stellung gedacht
ist. Soweit die sehr unbeholfene Darstellung überhaupt

einen sicheren Schluß gestattet, wird man aber wohl glauben dürfen, daß der Mann schreitend
und nur deswegen mit so stark gebeugten Beinen dargestellt wurde, damit er die von ihm
gehaltenen Löwen nicht überrage.

Auch diese Löwen zeigen einen ganz altertümlichen Stil, der sich noch am besten
an die Bildwerke des äußeren Burgtores anschließt, also ein sehr hohes Alter annehmen
läßt und jedenfalls weit in die Zeit vor Barrekub zurückweist. In der Vorderansicht fällt
 
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