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— Ausgrabungen in Sendschirli, 4: Berlin: Druck und Verlag von Georg Reimer, 1911

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https://doi.org/10.11588/diglit.49438#0145
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Die Löwen vom Torgebäude Q und der Löwe aus dem südlichen Hallenbau P.

371

ist kürzer, breiter und durch eine x-förmige Muskelzeichnung belebt, während es beim Hilani-
Löwen lang, schmal und einförmig bis fast an die Nackenmitte hinaufreicht. Der wesent-
lichste Unterschied scheint aber darin zu liegen, daß bei dem Löwen aus dem Hallenbau
bereits Rippen angedeutet sind; das dürfte vor allen für die Zeitbestimmung von Bedeutung-
sein und gestatten, diesen Löwen für jünger zu halten als den von Hilani III und damit auch

für jünger als irgend einen der anderen
Löwen, die bisher in Sendschirli gefun-
den sind. Leider ist dieser Löwe nicht
in situ gefunden und seine Zugehörigkeit
zum Hallenbau ist nicht mit voller Sicher-
heit verbürgt; immerhin wird man sie
als im höchsten Grade wahrscheinlich
bezeichnen können. Von dem Hallenbau
aber haben wir gesehen, daß er jünger
ist als Hilani III und daß er vermutlich
noch an das Ende der Regierungszeit von
Barrekub fällt. Wir werden ihn etwa in
die Zeit um 720 verlegen dürfen und
können daher mit einiger Wahrscheinlich-
keit sagen, daß man um diese Zeit in
Sendschirli begonnen hat, Rippen an den
Löwen anzudeuten. In Assyrien ist dies
sicher schon sehr viel früher geschehen,
aber für die nähere Nachbarschaft von
Sendschirli wird man natürlich ungefähr
dieselbe Zeit annehmen dürfen, wie für
Sendschirli selbst. Damit wäre aber auch
für die GARSTANG’schen Funde von Sakt-
sche-Gözü die Möglichkeit einer Datierung
gegeben. Schon die dortige Sphinxbasis
ist der unseren von Hilani III sicher sehr
nahestehend, aber die Laibungslöwen von
Saktsche-Gözü stimmen mit dem jüngsten
Löwen von Sendschirli bis in alle Ein-
zelheiten überein, wie ein Vergleich der
Abb. 242 und 272 mit Taf. LVH oben
und Abb. 270 überzeugend dartut. So-
lange also für Saktsche-Gözü nicht eine
andere etwa durch Inschriften gegebene
oder sonst gesicherte Datierung vorliegt,
gelegten Anlagen für nicht älter als etwa


Abb. 270. Löwe aus dem Schutte des südlichen Hallenbaues P. Dolerit. Etwa
:i/2o cl. w. Gr. Original in Berlin, v. Luschan phot. 1902. Vgl. die Abb. 271 und 277
sowie Taf. LVH oben.

wird man die dort bisher von Garstang frei-
720 v. Ohr. halten dürfen. Garstang und Sayce

verlegen sie freilich in die Zeit um 850, aber ihre Argumente scheinen mir nicht zwingend.
Daß der Löwe aus dem Schutte des südlichen Hallenbaues noch in die letzten Jahre

der Regierung des Barrekub gehört, würde wohl nur dann nicht zutreffen, wenn auch noch
ein unmittelbarer Nachfolger von Barrekub in Sendschirli gebaut hätte, wovon wir bisher
allerdings keinerlei Nachricht haben. Es scheint vielmehr, als ob Barrekub selbst noch die
Zerstörung seiner Burg durch die Assyrer erlebt hätte und daß dann erst Asarhaddon wieder
in Sendschirli eine nennenswerte Tätigkeit entfaltet hat, die sich abei’ auch auf die Erbauung
des oberen Palastes und auf die Aufrichtung seiner großen Stele beschränkt hat. So würde
 
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