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— Ausgrabungen in Sendschirli, 4: Berlin: Druck und Verlag von Georg Reimer, 1911

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https://doi.org/10.11588/diglit.49438#0152
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378

F. v. Lüschan.

den in situ gefundenen Orthostaten mit Bild und Inschrift der Kalamu kann aber ein solches
Bedenken nicht bestehen bleiben, und so wird es wohl auch für die Unterbringung des
Barrekubsteines nicht aufgeworfen werden dürfen. Jedenfalls zeigen die beiden einstigen
Orthostaten, die wir links von der großen Treppe des mit K bezeichneten Baues als Läufer
verlegt in situ gefunden haben, eine unverkennbare Standspur, deren Maße mit denen des
Barrekubsteines stimmen. Auch sind beide Steine auf dem freigebliebenen Teile ihrer Ober-
fläche an mehreren Stellen deutlich geglättet, als ob da oft Leute gesessen hätten. Solche
glatte Stellen sind in sehr viel größerer Ausdehnung auch an den großen Säulenbasen von
K und ganz besonders an den Torlöwen von Q und an ihren Läuferplatten zu beobachten;
da überall sind Menschen gesessen oder haben sich angelehnt. Wenn an den Läufern auf
der NW Seite der großen Treppe von K diese geglätteten Stellen weniger auffallend und
weniger groß sind, darf man vielleicht nicht nur schließen, daß da weniger Menschen ge-
sessen haben, als auf den Läufern der Torlöwen von Q, sondern auch, daß diese Läufer
weniger lange Zeit einem solchen Brauche oder Mißbrauche ausgesetzt gewesen waren. Das
würde mit der Vermutung stimmen, daß sie erst zur Zeit des Barrekub, anläßlich einer
Restaurierung des alten Bauwerkes an ihren neuen Platz verlegt worden waren.
Unser Orthostat nun zeigt einen aufrecht stehenden (oder schreitenden?) Mann nach
rechts gewandt, beide Hände in etwa Kinnhöhe erhoben und zur Faust geschlossen. Die
Linke hält eine stilisierte Blume, die Rechte scheint leer. Der König trägt ein langes, bis
an die Knöchel reichendes Gewand, unten und an einer mit dem rechten Arm hochgehobenen
Schmalseite mit einer Art Anstoßschnur, an der ein fast handbreiter Besatz befestigt ist.
Unten kommt noch ein etwa daumenbreites Stück, wohl von einem Untergewand, zum Vor-
schein, das vorn glatt, hinten in fingerbreite vertikale Falten gelegt ist; auch über beiden
Schultern und dem Vorderleibe liegen recht unbeholfene Gewandfalten.
Barrekub ist bärtig dargestellt, ganz ähnlich wie auf dem Taf. LX abgebildeten Relief,
mit einer langen Schläfenlocke, mit kurzem Schnurr- und Backenbart und langem bis über
den Brustbeinrand hängenden Kinnbart. Unter dem Rand der Kopfbedeckung sind — nicht
ganz deutlich erhalten, da das Relief an dieser Stelle etwas gelitten hat -— Stirnhaare an-
gedeutet, die wahrscheinlich ursprünglich genau ebenso gebildet waren, wie bei dem eben
erwähnten anderen Porträtrelief des Königs. Auch die Kopfbedeckung ist die gleiche, ver-
mutlich ein Metallhelm mit kurzem, breitem Pickel und in breiten Lagen mit dünnem Stoff
umwunden. Nach hinten hängt unter der Basis des Pickels eine kleine Quaste.
Rechts von dem Kopf des Königs sind fünf Symbole angebracht. Von rechts nach
links aufgeführt sind es: 1) ein nach oben offener Halbmond mit Andeutung des Schwarz-
mondes, 2) in derselben Höhe, eine geflügelte Sonnenscheibe mit sehr weit ausgebreiteten
Flügeln. 3) in etwas tieferer Reihe wie die beiden anderen ein in einem doppeltkonturierten
Kreis eingetragener fünfstrahliger Stern, dieser selbst wie die übrigen Symbole im Relief, während
der ihn umgebende Doppelkreis aus vertieften Linien besteht. 4) eine Art Schleife, oben
mit einer langen, quer gestellten Öse, genau wie auf dem Kalamu-Steine, vergl. Abb. 273,
S. 375. 5) eine in Seitenansicht dargestellte Göttermütze mit zwei Hörnern. Die Symbole
sind also die gleichen und in derselben Reihenfolge, wie auf dem Kalamu-Steine, nur ist auf
dem Orthostaten des Barrekub noch dei' fünfstrahlige Stern dazugekommen, der auf dem
älteren Steine vermißt wird. Allerdings ist dieser gerade an der in Frage kommenden Stelle
schlecht erhalten; es kann nicht mit voller Sicherheit gesagt werden, ob nicht auf diesem
ursprünglich ein solches Symbol dargestellt gewesen.
Links ist von dem Steine der ganze Rand abgebrochen und bisher nicht aufgefunden.
Erhalten sind nur die beiden Hände eines Dieners, der wohl genau so ausgesehen hat, wie
der Diener auf der linken Schmalseite des Reliefs mit dem thronenden König. Auch hier
hält die Rechte einen Wedel mit drei großen Straußenfedern. Der verzierte „Becher“ dieses
 
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