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stellen Heß, und zwar auf Leinwand. Dieses ungeheure Biid wurde, wohi
seiner Fläche wegen, ais etwas Neues gepriesen. Es hatte ein nur kurzes
Leben, denn es verbrannte baldigst durch Blitzschlag.
Um 330 nach Christi Geburt entstanden in Byzanz große Stofflächen,
die mit Malereien bedeckt waren.*) Sie stellten die Taten Konstantins des
Großen dar.
Aus spätantiker Zeit sind Reste von Malereien auf Leinwand erhalten,
die von Gayet in Anlinoe 1899 auf 1900 gefunden worden sind. Eine Ab-
bildung wird (nach den Annales du musee Guimet XXX) geboten in den
„Denkschriften der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften in Wien"
(philosophisch-historische Klasse, Bd. LI, A. Bauer und J. Strzygowski: „Eine
Alexandrinische Weltchronik", Wien, 1905, S. 165). Mit der dankenswerten
Erlaubnis der genannten Akademie wird die Abbildung anbei wiederholt.
Für das hohe Mittelalter ist Leinwand als Malgrund beglaubigt durch
Heraclius: De coloribus et artibus Romanorum (cap. XXVI). Theophilus
kennt Leinen als Überzug der Holzunterlage und im späten Mittelalter häufen
sich die Beispiele.
Um 1400 schreibt Cennino Cennini in seinem weitbekannten Traktat
von Leinwand, mit der die Malbretter überzogen wurden.
An die gemalten Hungertücher, Fastentücher, aus dem späten Mittel-
alter sei erinnert, wie sich solche aus dem 14. Jahrhundert z. B. in den
Museen zu Bozen, Graz und Klagenfurt erhalten haben.
Die größten Tücher dieser Art sind die in Zittau und in Güglingen
aus der zweiten Hälfte"des 15. Jahrhunderts. Im Münster zu Freiburg i. Br.
ein weiteres Beispiel. Ein weit älteres in der Apostelkirche zu Köln. (Nach
Otte: Handbuch der christlichen Kunstarchäologie, wo ältere Literatur ge-
nannt wird. Bezüglich des Güglingen Tuches weist das Förster-Kuglersche
Kunstblatt [1847, S. 200] auf den „H. Jahresbericht über den Altertums-
verein im Zabergau" hin.) Bemaltes Leinengewebe aus gotischer Stilperiode
findet sich abgebildet beiR. Eorrer: „Von alter und ältester Bauernkunst" (1906).
Daß schon sehr frühzeitig Fahnen, Kirchenfahnen und Kriegsbanner
bemalt wurden, die wohl zumeist aus Leinwand gefertigt waren, steht fest.
Ch. Dalbon hat in seinem Buch „Les Origines de la peinture ä l'huile"
(1904) eine Menge Urkunden nach den Forschungen von Dehaisnes, De
Busscher und Scourrion zusammengestellt, Urkunden, aus denen hervorgeht,
daß z. B. der Genter Maler Jacques Compere 1338 auf 1339 in seiner
Werkstatt eine Reihe von Kirchenfahnen und andere Banner ausgeführt hat,
die mit dem Wappen von Gent verziert waren. 1344 auf 1345 werden an
Lievin de Srivere mehrere Banner bezahlt, von denen eines wieder mit dem
„Genter Wappen" auf Leinwand in Öl gemalt war.**)
Bilder für Kirchenfahnen aus dem späten Mittelalter haben sich in
mehreren Beispielen erhalten, wobei ich hauptsächlich an die in der Pina-
O Vgl. „Studien und Skizzen zur Gemäldekunde", Bd. 1, Heft VH1 und IX.
**) Die Entwicklung der Kirchenfahnen aus der Konstantinischen Kriegsfahne,
dem Labarum, sei an dieser Steile übergangen unter Hinweis auf Otte: Handbuch der
christlichen Kunstarchäologie im Abschnitt: Prozessionsgeräte. Vgl. auch die Artikel
Fahne und Fahnen in J. S. Ersch und Gruber: Allgemeine Enzyklopädie, Bd. XXXX1
(1845), und die Abschnitte Fahnen und Labarum in F. X. Kraus: Realenzyklopädie der
christlichen Kunstarchäologie seien beachtet. Die Konversationslexika von Brockhaus und
Meyer bieten beachtenswerte Winke.
stellen Heß, und zwar auf Leinwand. Dieses ungeheure Biid wurde, wohi
seiner Fläche wegen, ais etwas Neues gepriesen. Es hatte ein nur kurzes
Leben, denn es verbrannte baldigst durch Blitzschlag.
Um 330 nach Christi Geburt entstanden in Byzanz große Stofflächen,
die mit Malereien bedeckt waren.*) Sie stellten die Taten Konstantins des
Großen dar.
Aus spätantiker Zeit sind Reste von Malereien auf Leinwand erhalten,
die von Gayet in Anlinoe 1899 auf 1900 gefunden worden sind. Eine Ab-
bildung wird (nach den Annales du musee Guimet XXX) geboten in den
„Denkschriften der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften in Wien"
(philosophisch-historische Klasse, Bd. LI, A. Bauer und J. Strzygowski: „Eine
Alexandrinische Weltchronik", Wien, 1905, S. 165). Mit der dankenswerten
Erlaubnis der genannten Akademie wird die Abbildung anbei wiederholt.
Für das hohe Mittelalter ist Leinwand als Malgrund beglaubigt durch
Heraclius: De coloribus et artibus Romanorum (cap. XXVI). Theophilus
kennt Leinen als Überzug der Holzunterlage und im späten Mittelalter häufen
sich die Beispiele.
Um 1400 schreibt Cennino Cennini in seinem weitbekannten Traktat
von Leinwand, mit der die Malbretter überzogen wurden.
An die gemalten Hungertücher, Fastentücher, aus dem späten Mittel-
alter sei erinnert, wie sich solche aus dem 14. Jahrhundert z. B. in den
Museen zu Bozen, Graz und Klagenfurt erhalten haben.
Die größten Tücher dieser Art sind die in Zittau und in Güglingen
aus der zweiten Hälfte"des 15. Jahrhunderts. Im Münster zu Freiburg i. Br.
ein weiteres Beispiel. Ein weit älteres in der Apostelkirche zu Köln. (Nach
Otte: Handbuch der christlichen Kunstarchäologie, wo ältere Literatur ge-
nannt wird. Bezüglich des Güglingen Tuches weist das Förster-Kuglersche
Kunstblatt [1847, S. 200] auf den „H. Jahresbericht über den Altertums-
verein im Zabergau" hin.) Bemaltes Leinengewebe aus gotischer Stilperiode
findet sich abgebildet beiR. Eorrer: „Von alter und ältester Bauernkunst" (1906).
Daß schon sehr frühzeitig Fahnen, Kirchenfahnen und Kriegsbanner
bemalt wurden, die wohl zumeist aus Leinwand gefertigt waren, steht fest.
Ch. Dalbon hat in seinem Buch „Les Origines de la peinture ä l'huile"
(1904) eine Menge Urkunden nach den Forschungen von Dehaisnes, De
Busscher und Scourrion zusammengestellt, Urkunden, aus denen hervorgeht,
daß z. B. der Genter Maler Jacques Compere 1338 auf 1339 in seiner
Werkstatt eine Reihe von Kirchenfahnen und andere Banner ausgeführt hat,
die mit dem Wappen von Gent verziert waren. 1344 auf 1345 werden an
Lievin de Srivere mehrere Banner bezahlt, von denen eines wieder mit dem
„Genter Wappen" auf Leinwand in Öl gemalt war.**)
Bilder für Kirchenfahnen aus dem späten Mittelalter haben sich in
mehreren Beispielen erhalten, wobei ich hauptsächlich an die in der Pina-
O Vgl. „Studien und Skizzen zur Gemäldekunde", Bd. 1, Heft VH1 und IX.
**) Die Entwicklung der Kirchenfahnen aus der Konstantinischen Kriegsfahne,
dem Labarum, sei an dieser Steile übergangen unter Hinweis auf Otte: Handbuch der
christlichen Kunstarchäologie im Abschnitt: Prozessionsgeräte. Vgl. auch die Artikel
Fahne und Fahnen in J. S. Ersch und Gruber: Allgemeine Enzyklopädie, Bd. XXXX1
(1845), und die Abschnitte Fahnen und Labarum in F. X. Kraus: Realenzyklopädie der
christlichen Kunstarchäologie seien beachtet. Die Konversationslexika von Brockhaus und
Meyer bieten beachtenswerte Winke.