23
in Siena geboren. Er sei in Avignon angeblich 1558 gestorben. Auf diesen
Peioro verfahe ich, wenn ich den sonderbaren Zirkel im Würzburger Bilde
betrachte, der doch höchst auffallend ist. Darstellungen von Zirkeln und
alte Zirkel selbst sind mir in langen Reihen bekannt, die ich hauptsächlich
als Beigaben zu Bildnissen bemerkenswerter Mathematiker und Baumeister
vorgefunden habe. Gewöhnlich sind es einfache oder wenig verzierte Schar-
nierzirkel, die man da zu sehen bekommt. Die außergewöhnliche Form des
Zirkels auf dem Würzburger Bilde muß irgendeine Bedeutung haben und
scheint denn doch darauf anzuspielen, daß der dargestellte Baukünstler diese
Form erfunden hat. Paßt das nicht trefflich zu Peioro? Sagt doch Vasari
von ihm: „. . . fece di sua mano Bussole, quadranti e molti ferri, e stro-
menti da misurare ..." Beccafumi, ich bleibe bei diesem Namen, hat
gerade für das Künstlerbildnis des Peioro eine besondere Zirkelform ge-
wählt. ln einem anderen Fall bleibt er bei der gewöhnlichen einfachen Ge-
staltung, so auf einem Blatt der Holzschnittreihe mit alchimistischen Dar-
stellungen (Passavant Nr. 5 mit der Metallgießerei). Augenblicklich kaHn
dieser Angelegenheit nicht weiter nachgegangen werden, die bei günstigeren
Verhältnissen wieder hervorgesucht werden möge.
Die oben vermutungsweise angenommenen persönlichen Beziehungen
Beccafumis zu Peioro werden durch einige Angaben Vasaris zur Gewißheit.
Im Leben des Baldassare Peruzzi erzählt der wohlunterrichtete Gewährs-
mann, daß Peioro viele Pläne von Befestigungen gezeichnet hat und daß
die meisten davon beim Sieneser Goldschmied Giuliano, einem nahe-
befreundeten Künstler, sich befunden haben („. . . fece ... le piante di
molte fortificazioni che sono per la maggior parte appresso maestro Giuliano
orefice Sanese amicissimo suo"). Und im Leben des Beccafumi wird der-
selbe Goldschmied Giuliano als nächster Freund auch des Beccafumi
bezeichnet („.. . Giuliano orefice, suo amicissimo .. ."). Nun, da werden
wohl auch Peioro und Beccafumi eng befreundet gewesen sein. — Im
ganzen ist jedenfalls die Vermutung zu wagen, daß in dem Würzburger
Bilde Beccafumi sich selbst und den Sieneser Baukünstler, Mechaniker und
Mathematiker Peioro dargestellt habe. Sie waren im Alter nahe beieinander.
Peioro ist 1483, Beccafumi 1486 geboren. Peioro müßte auf dem Bilde mit
etwa 43 Jahren, Beccafumi mit ungefähr 40 Jahren dargestellt sein. Beim
raschen Hinblicken scheint es, der Maler sei älter als der Architekt. Doch
weiß man aus dem gewöhnlichen Leben, wie trügerisch Altersbestimmungen
sind, wie der eine früh, der andere überhaupt kaum merklich altert, je
nach Anlage, Temperament, Lebensweise, Schicksal. Recht wohl könnte der
Architekt etwas älter sein als der dargestellte Maler.
Selbstverständlich ist es, daß auch andere Zusammenstellungen von
mir versucht worden sind und daß bei der ungewöhnlichen Schwierigkeit
der Aufgabe die Erläuterung des Bildes noch nicht abgeschlossen ist. Immer-
hin möchte ich emsigen Fachgenossen gerade die Peloro-Beccafumi-Ver-
mutung in erster Linie zur Überprüfung vorlegen.
Die Abbildung auf Tafel III dürfte Anregung zu manchem Studium
bieten und überdies jedem Kunstfreunde als Beispiel bester mittelitalienischer
Kunst einen erfreulichen Anblick gewähren.
Für die freundliche Herstellung der Abbildung bin ich dem kunstgeschicht-
lichen Institut der Universität Würzburg zu Dank verpflichtet. Dr. Th. v. Fr.
in Siena geboren. Er sei in Avignon angeblich 1558 gestorben. Auf diesen
Peioro verfahe ich, wenn ich den sonderbaren Zirkel im Würzburger Bilde
betrachte, der doch höchst auffallend ist. Darstellungen von Zirkeln und
alte Zirkel selbst sind mir in langen Reihen bekannt, die ich hauptsächlich
als Beigaben zu Bildnissen bemerkenswerter Mathematiker und Baumeister
vorgefunden habe. Gewöhnlich sind es einfache oder wenig verzierte Schar-
nierzirkel, die man da zu sehen bekommt. Die außergewöhnliche Form des
Zirkels auf dem Würzburger Bilde muß irgendeine Bedeutung haben und
scheint denn doch darauf anzuspielen, daß der dargestellte Baukünstler diese
Form erfunden hat. Paßt das nicht trefflich zu Peioro? Sagt doch Vasari
von ihm: „. . . fece di sua mano Bussole, quadranti e molti ferri, e stro-
menti da misurare ..." Beccafumi, ich bleibe bei diesem Namen, hat
gerade für das Künstlerbildnis des Peioro eine besondere Zirkelform ge-
wählt. ln einem anderen Fall bleibt er bei der gewöhnlichen einfachen Ge-
staltung, so auf einem Blatt der Holzschnittreihe mit alchimistischen Dar-
stellungen (Passavant Nr. 5 mit der Metallgießerei). Augenblicklich kaHn
dieser Angelegenheit nicht weiter nachgegangen werden, die bei günstigeren
Verhältnissen wieder hervorgesucht werden möge.
Die oben vermutungsweise angenommenen persönlichen Beziehungen
Beccafumis zu Peioro werden durch einige Angaben Vasaris zur Gewißheit.
Im Leben des Baldassare Peruzzi erzählt der wohlunterrichtete Gewährs-
mann, daß Peioro viele Pläne von Befestigungen gezeichnet hat und daß
die meisten davon beim Sieneser Goldschmied Giuliano, einem nahe-
befreundeten Künstler, sich befunden haben („. . . fece ... le piante di
molte fortificazioni che sono per la maggior parte appresso maestro Giuliano
orefice Sanese amicissimo suo"). Und im Leben des Beccafumi wird der-
selbe Goldschmied Giuliano als nächster Freund auch des Beccafumi
bezeichnet („.. . Giuliano orefice, suo amicissimo .. ."). Nun, da werden
wohl auch Peioro und Beccafumi eng befreundet gewesen sein. — Im
ganzen ist jedenfalls die Vermutung zu wagen, daß in dem Würzburger
Bilde Beccafumi sich selbst und den Sieneser Baukünstler, Mechaniker und
Mathematiker Peioro dargestellt habe. Sie waren im Alter nahe beieinander.
Peioro ist 1483, Beccafumi 1486 geboren. Peioro müßte auf dem Bilde mit
etwa 43 Jahren, Beccafumi mit ungefähr 40 Jahren dargestellt sein. Beim
raschen Hinblicken scheint es, der Maler sei älter als der Architekt. Doch
weiß man aus dem gewöhnlichen Leben, wie trügerisch Altersbestimmungen
sind, wie der eine früh, der andere überhaupt kaum merklich altert, je
nach Anlage, Temperament, Lebensweise, Schicksal. Recht wohl könnte der
Architekt etwas älter sein als der dargestellte Maler.
Selbstverständlich ist es, daß auch andere Zusammenstellungen von
mir versucht worden sind und daß bei der ungewöhnlichen Schwierigkeit
der Aufgabe die Erläuterung des Bildes noch nicht abgeschlossen ist. Immer-
hin möchte ich emsigen Fachgenossen gerade die Peloro-Beccafumi-Ver-
mutung in erster Linie zur Überprüfung vorlegen.
Die Abbildung auf Tafel III dürfte Anregung zu manchem Studium
bieten und überdies jedem Kunstfreunde als Beispiel bester mittelitalienischer
Kunst einen erfreulichen Anblick gewähren.
Für die freundliche Herstellung der Abbildung bin ich dem kunstgeschicht-
lichen Institut der Universität Würzburg zu Dank verpflichtet. Dr. Th. v. Fr.