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augusteischer Zeit am vollkommensten ausgebildet war. Das Wellenornament
mit den abwechselnden Rankenansätzen stammt schon aus der griechischen
Kunst. Für das Vorkommen in Mals sind selbstredend römische Vorbilder
maßgebend. Zur Vergleichung besonders geeignet ist die reichausgebildete
Form von der Ara pacis Augustae, wie sie bei Eug. Petersen abgebildet ist
(vgl. „Ara pacis Augustae", Wien 1902, S. 18). Wie alle klassischen Zier-
formen hat auch die Rankenwelle im Laufe der Jahrhunderte traurige und
freundliche Schicksale erlebt und sich gelegentlich den plumpen Händen
verständnisarmer Handwerker fügen müssen. Von Ornamentik und ihrer
Geschichte sei übrigens ein andermal die Rede, wobei auch das vielleicht
vorkarolingische Tor im Schloß Tirol zu besprechen sein wird.
Th. v. Fr.
August Schmarsow: „Peruginos erste Schaffensperiode", des XXXI.
Bandes der Abhandlungen der philologisch-historischen Klasse der könig-
lich sächsischen Gesellschaft der Wissenschaften Nr. H, mit 14 Tafeln und
2 Abbildungen im Text (Leipzig, B. G. Teubner, 1915). Kleinfolio.
Neben den beglaubigten Werken Peruginos zieht Schmarsow auch
Werke heran, deren Zuschreibung an den berühmten Umbrier unsicher ist
und deren Stilarten sich nicht leicht auf einen und denselben Maler beziehen
lassen. Es mag sein, daß wiederholt starke Wandlungen im Stil Peruginos
geschehen sind, ehe er zu der Auffassung und Malart gelangte, die allbekannt
ist. Ohne eine solche Annahme wäre eine Zusammengehörigkeit des Sebastian
in Cerqueto und der Anbetung durch die Könige in der Pinakothek zu
Perugia undenkbar. Ich würde dafür sprechen, entweder das eine oder das
andere dieser Werke, nicht aber beide auf Perugino zu beziehen. Viele un-
gelöste Fragen stecken noch im Jugendstil des Perugino verborgen und
die neue Anregung, die Schmarsow ohne Zweifel bei ausgebreiteter Kennt-
nis der einschlägigen Werke zu bieten versteht, wird gewiß vielen will-
kommen sein. Fr.
Dr. Friedrich Sauerhering: „Madonnen mit kunstgeschichtlichen Bei-
namen, alphabetisches Gemäldeverzeichnis mit Erläuterungen und Repro-
duktionsangaben." (Leipzig, Selbstverlag des Verfassers, 1915.) Oktav.
Erwin Panowsky: „Dürers Kunsttheorie, vornehmlich in ihrem Ver-
hältnis zur Kunsttheorie der Italiener." (Berlin, Georg Reimer, 1915.)
Oktav.
Julius v. Vegh: „Die Bilderstürmer, eine kulturgeschichtliche Studie."
(Straßburg, J. H. Ed. Heitz, 1915.) Oktav.
Die deutschen Kunstzeitschriften halten durch. „Die Kunst für
Alle" (München, F. Bruckmann), die „Zeitschrift für bildende Kunst" (Leipzig,
E. A. Seemann), „Der Cicerone", die „Monatshefte für Kunstwissenschaft"
(Klinkhart & Biermann, Leipzig) und viele andere lassen es nicht merken,
daß wir in kriegerischen Zeiten leben.
F. Schmidt-Degener: „Verslag van het Museum Boymans te Rotter-
dam over het jaar, 1914." Oktav. (1915.)
ln diesem Jahresbericht wird in lehrreicher Weise von dem Zustand
der Vorratsbilder gehandelt, an denen der Firnis erneuert worden. Ein
Bildnis des Prinzen Maurits stellte sich dabei als vermutlich eigenhändiges
augusteischer Zeit am vollkommensten ausgebildet war. Das Wellenornament
mit den abwechselnden Rankenansätzen stammt schon aus der griechischen
Kunst. Für das Vorkommen in Mals sind selbstredend römische Vorbilder
maßgebend. Zur Vergleichung besonders geeignet ist die reichausgebildete
Form von der Ara pacis Augustae, wie sie bei Eug. Petersen abgebildet ist
(vgl. „Ara pacis Augustae", Wien 1902, S. 18). Wie alle klassischen Zier-
formen hat auch die Rankenwelle im Laufe der Jahrhunderte traurige und
freundliche Schicksale erlebt und sich gelegentlich den plumpen Händen
verständnisarmer Handwerker fügen müssen. Von Ornamentik und ihrer
Geschichte sei übrigens ein andermal die Rede, wobei auch das vielleicht
vorkarolingische Tor im Schloß Tirol zu besprechen sein wird.
Th. v. Fr.
August Schmarsow: „Peruginos erste Schaffensperiode", des XXXI.
Bandes der Abhandlungen der philologisch-historischen Klasse der könig-
lich sächsischen Gesellschaft der Wissenschaften Nr. H, mit 14 Tafeln und
2 Abbildungen im Text (Leipzig, B. G. Teubner, 1915). Kleinfolio.
Neben den beglaubigten Werken Peruginos zieht Schmarsow auch
Werke heran, deren Zuschreibung an den berühmten Umbrier unsicher ist
und deren Stilarten sich nicht leicht auf einen und denselben Maler beziehen
lassen. Es mag sein, daß wiederholt starke Wandlungen im Stil Peruginos
geschehen sind, ehe er zu der Auffassung und Malart gelangte, die allbekannt
ist. Ohne eine solche Annahme wäre eine Zusammengehörigkeit des Sebastian
in Cerqueto und der Anbetung durch die Könige in der Pinakothek zu
Perugia undenkbar. Ich würde dafür sprechen, entweder das eine oder das
andere dieser Werke, nicht aber beide auf Perugino zu beziehen. Viele un-
gelöste Fragen stecken noch im Jugendstil des Perugino verborgen und
die neue Anregung, die Schmarsow ohne Zweifel bei ausgebreiteter Kennt-
nis der einschlägigen Werke zu bieten versteht, wird gewiß vielen will-
kommen sein. Fr.
Dr. Friedrich Sauerhering: „Madonnen mit kunstgeschichtlichen Bei-
namen, alphabetisches Gemäldeverzeichnis mit Erläuterungen und Repro-
duktionsangaben." (Leipzig, Selbstverlag des Verfassers, 1915.) Oktav.
Erwin Panowsky: „Dürers Kunsttheorie, vornehmlich in ihrem Ver-
hältnis zur Kunsttheorie der Italiener." (Berlin, Georg Reimer, 1915.)
Oktav.
Julius v. Vegh: „Die Bilderstürmer, eine kulturgeschichtliche Studie."
(Straßburg, J. H. Ed. Heitz, 1915.) Oktav.
Die deutschen Kunstzeitschriften halten durch. „Die Kunst für
Alle" (München, F. Bruckmann), die „Zeitschrift für bildende Kunst" (Leipzig,
E. A. Seemann), „Der Cicerone", die „Monatshefte für Kunstwissenschaft"
(Klinkhart & Biermann, Leipzig) und viele andere lassen es nicht merken,
daß wir in kriegerischen Zeiten leben.
F. Schmidt-Degener: „Verslag van het Museum Boymans te Rotter-
dam over het jaar, 1914." Oktav. (1915.)
ln diesem Jahresbericht wird in lehrreicher Weise von dem Zustand
der Vorratsbilder gehandelt, an denen der Firnis erneuert worden. Ein
Bildnis des Prinzen Maurits stellte sich dabei als vermutlich eigenhändiges