Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Studien und Skizzen zur Gemäldekunde — 2.1915-1916

DOI Heft:
V. und VI. Lieferung
DOI Artikel:
Frimmel, Theodor von: Mitteilungen aus der alten Galerie Saint-Saphorin
DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.27902#0101

DWork-Logo
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
91

lüge die Akzente bei, die bei Bemard ausgelassen sind. Der Dipiomat Saint-
Saphorin dürfte vom Kupferstecher-Französisch nicht gerade entzückt gewesen
sein]. Bernards Blatt trägt das Datum „Vienne en 1797" und den Hinweis
„d'apres !e tableau original de Rembrand van Ryn qui est dans le Cabinet
de S. E. M. de S* Saphorin envoye extraordinaire".
Auf Tafel XVH ist das Bernardsche Schabkunstblatt stark verkleinert
nachgebildet. (Für die Erlaubnis zur Nachbildung dieses Blattes und der
Stiche nach Oiordano und Danhauser auf Tafel XVIH und XXI bin ich
dem Professorenkollegium, dem Sekretariat und der Bibliothek der Wiener
Akademie der bildenden Künste zu Dank verpflichtet.)
Unser Sammler hatte spätestens 1795 damit begonnen, Bilder aus seiner
Galerie durch den Stich verewigen zu lassen. Mit dem Datum „Viennae
1795" ist das Blatt: Bacchus und Ariadne von J. Spiegl nach Gavin
Hamilton versehen. 1796 hatte J. Bemard aus Saint-Saphorins Besitz ein
Gemälde von Luca Giordano geschabt: Venus, Adonis und Amor (5'und
1" hoch, 4' breit). 1797 folgte dann der Rembrandt, der schon besprochen
ist, 1798 schabte wieder Bemard ein Brustbild des Galeriebesitzers, den er
in der Beischrift nennt „Armand F. Louis de Mestral de S'-Saphorin, Chevalier
des Ordres de Dannebrog, de l'aigle blanc et de S^ Stanislas, Chambellan,
Conseiller prive et Envoye extraord. de Sa Majeste Danoise succesivement
en Pologne, en Espagne, en Heilande et aupres des Cours Imperiales de
Russie et de Vienne".
Wieder 1798 war es, daß Jos. Clarot aus der Sammlung Saint-Saphorin
einen G. Schalcken schabte: Knabe, ein angeschlagenes Ei haltend, unter
dem Namen „Le petit policon", womit doch sicher ein kleiner „polisson",
d. i. Gassenjunge, gemeint ist (hoch 1' 9", breit P 4%")- Auch dieses Bild
ist in die polnische Adelsfamilie Lubomirski gelangt und wird (übrigens
ohne Hinweis auf den alten Stich und auf die Herkunft aus der Sammlung
Saint-Saphorin) als Lubomirskischer Besitz erwähnt im De Grootschen: Ver-
zeichnis (Band V, S. 363, Nr. 141). Wie es scheint (nach Hoets Katalog-
sammlung, H, S. 475, und nach den Angaben De Groots), war das Bild
bis mindestens 1783 noch in Holland. Saint-Saphorin mag es zurZeit seiner
diplomatischen Mission (1780—1788)*) dort angekauft haben.
Jos. Clarot in Wien schabte 1798 noch ein weiteres Gemälde aus der
Sammlung Saint-Saphorin, und zwar eine Kleopatra von Cignani. 1799 ar-
beitete abermals J. Clarot für den Grafen Saint-Saphorin, und zwar eine
sterbende Kleopatra nach Canlassi (Cagnacci). Die Darstellung ist nebstbei
bemerkt verschieden von der Kleopatra des Cagnacci im Hofmuseum. Das
Blatt ist datiert mit »Wienne" [sic!] „1799".
Ein angeblicher Lionardo: Weiblicher Kopf folgte 1800 alsClarotsche
Arbeit für den Grafen.
In die Zeit bald nach 1800 muß der R. Mart. Freysche Stich nach dem
angeblichen Raffael fallen, nach einem Bilde, das später als F. Francia er-
kannt wurde und seit lange zu den berühmtesten Bildern der Münchner
Pinakothek gehört.**)
*) Diese Ziffern nach einer freundlichen schriftiichen Mitteilung des Herrn
Direktors Emil Bloch in Kopenhagen.
**) Dazu vergl. meine Angaben in der „Geschichte der Wiener Gemäldesammlungen",
Kap. 111, S. 195, und den seither ausgegebenen Katalog der Münchner Pinakothek.
1*
 
Annotationen