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Studien und Skizzen zur Gemäldekunde — 2.1915-1916

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V. und VI. Lieferung
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Frimmel, Theodor von: Ein monogrammiertes Werk von Willem de Poorter
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https://doi.org/10.11588/diglit.27902#0104

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handel auf und wurde vor etwa einem haiben Jahre von Herrn Fabrikanten
Arnoid Skutetzky in Raigern erworben.
Die Entwicklungsgeschichte De Poorters ist noch unklar. Wahrscheinlich
ist eine kräftige Anregung durch Rembrandts frühe Meisterzeit, wohl sogar
durch den Meister selbst, ln Dresden befindet sich eine dem W. de Poorter
mit Recht zugeschriebene Kopie nach Rembrandts Darstellung im Tempel
von 1631. Bramers und Rembrandts Helldunkel sind für De Poorter vor-
bildlich geworden, ln bezug auf das vorliegende Bild bleibt es ebenfalls
unklar, wann und wo es entstanden ist. Nach dem Stil könnte man an
Leidener oder Haariemer Entstehung gegen 1635 denken. Das Künstler-
zeichen „W. D. P." in dunklen Zügen gegen unten rechts erweckt volles
Vertrauen in seine Echtheit, und nach der Malweise kann niemand an der
Zuschreibung zweifeln.
Zur Ergänzung dessen, was ohnedies die Abbildung (Tafel XIX) bietet,
lasse ich einige Angaben über die Farben folgen, die ich der Freundlichkeit
des Galeriebesi-tzers verdanke.
Der Ritter links, der das Schwert zückt, ganz dunkel, fast „schwarz".
Blinkende Rüstung.
Das Kleid der Knienden ist licht karminrot. Der Überwurf, am linken
Arm in der Abbildung, zumeist sichtbar, dunkel blaugrün.
Der Mann, ob Priester ist fraglich, mitten im Mittelgrund, hat dunkles
stumpf rotviolettes Gewand. Auf dem Haupt ein Efeukranz.
Der vorn kniende Diener in dunklem Unterkleid und hell erdbraunem
Oberkleid.
Rechts der Priester steckt in einem Überwurf von ungefähr derselben
erdbraunen Farbe, wie sie am Diener beschrieben wurde.
Von der Figur unmittelbar neben der Knienden ist nur der Kopf
zu sehen.
Die Gefäße vorn am Altar können als goldene Schüssel und silberne
Kanne angesprochen werden.
ln der Abbildung nicht zu unterscheiden ist ebenso die Götterfigur
hinter dem Altar, wie ein dunkelvioletter Vorhang an der Decke des dunklen
Tempelraumes.
Die Farben, soweit ich sie selbst im Gedächtnis habe, entsprechen
durchaus denen, wie sie auf anderen monogrammierten oder signierten
Bildern des W. de Poorter Vorkommen. Desgleichen paßt die harte Formen-
gebung durchaus zu dem, was von unserem Maler bekannt ist. Die scharf
durchgebildeten Harnischbestandteile auf dem Vanitasbild des De Poorter in
Rotterdam seien dazu in Erinnerung gebracht.
Nebstbei möchte ich anmerken, daß W. de Poorter eine Vorliebe für
Efeukränze hat, deren tiefes Grün ihm für die Farbenwirkung dienlich
war. Und ist's nicht Efeu selbst, so bringt der Künstler doch gewöhnlich
irgendwo das etwas stumpfe Grün des Efeus an, z. B. auf den Bildern in der
Dresdner Galerie. Nr. 1392 jener Sammlung hat einen derlei grünen Bett-
vorhang, Nr. 1393 ein grünes Kleid der Sünderin, Nr. 1394 ein grünes
Kleid der Maria und eine grüne Decke des Kindes. Daneben fehlt selten
das gelbliche Erdbraun, das oben erwähnt wurde. Der Efeukranz selbst
kommt auch auf der vorliegenden Opferszene der Sammlung Skutetzky vor.
Mit dieser allgemeinen Benennung wollen wir uns einstweilen begnügen,
 
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