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Studien und Skizzen zur Gemäldekunde — 2.1915-1916

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VII. und VIII. Lieferung
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Frimmel, Theodor von: Künstler der neuesten Zeit, [1]
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Aus der Literatur
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https://doi.org/10.11588/diglit.27902#0136

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126

Josef hat dort mehr als zehn Bilder von unserem Künstler erworben.
Mehrere Preise, welche die Genossenschaft zu vergeben hat, fielen dem
Künstler zu. Bei der Ausstellung in Chicago erhielt er eine Medaille. Manche
Bildnisse von der Hand Zewys befinden sich bei österreichischen Groß-
industriellen.
Die Greuel des Weltkrieges erweckten im vorigen Jahr beim Künstler
den Gedanken zu einem großen Gemälde, auf dem in allegorischer
Weise ein Gegensatz zwischen der Menschenliebe und dem Teufelswerk des
Hinmordens zum Ausdruck kommt. 1915 entstand die Farbenskizze, die als
den Vertreter der Menschenliebe Christum darstellt. Er steht auf einer Fels-
platte, die über eine weite Ebene hervorragt. Umher Leichen, Leichen, ln
der Ferne links ein Riesenbrand. Satan weist nicht ohne Hohn auf all das
Verderben hin, das er mit dem Krieg angerichtet hat. Christus verhüllt das
Antlitz.
Zewy hat für die Ausführung im großen manche passende Änderung
angebracht. Christus erhielt freien Blick.*) Die Gebärde Satans ist geändert
und noch manches andere. Die Farbenskizze und allerlei Studien zu ein-
zelnen Figuren sind neben dem großen Bilde jetzt im Kunstsalon Wawra
zu sehen. Das wurde zum Anlaß, über Zewys Schaffen einiges mitzuteilen.
Fr.

AUS DER LITERATUR.
Wir halten durch! Auch der Buchdruck und Buchhandel ließen sich
bisher von den politischen Feinden rings umher nicht niederbeugen in diesem
lange währenden Weltkrieg. Sogar große Werke auf dem Gebiet der Kunst-
geschichte werden veröffentlicht.
ln erster Linie sei auf das Erscheinen einer umfangreichen, geradeswegs
monumentalen Arbeit aufmerksam gemacht, die sich mit altchristlicher
und mittelalterlicher Malerei in Rom beschäftigt. Seit kurzem sind
reichliche Proben von Tafeln und Aushängebogen davon zu sehen. Es
handelt sich um Joseph Wilpert's: „Die römischen Mosaiken und
Malereien der kirchlichen Bauten vom IV. bis X1M. Jahrhundert."
Die Herdersche Verlagshandlung in Freiburg im Breisgau bringt diese
Foliopublikation mit 297 Farbendrucktafeln und 400 Abbildungen im Text
an die Öffentlichkeit. Die Proben, die ich gesehen habe, machen hohe Er-
wartungen rege ebenso in bezug auf die Ausführungen des berühmten Ge-
lehrten wie bezüglich der Ausstattung durch den gleichfalls berühmten
Verlag. Man darf auf ein Prachtwerk in nicht gewöhnlichem Sinne gefaßt
sein. Sobald eine Übersicht über das Ganze zu gewinnen ist, wird darüber
eingehend berichtet. Das Werk, durch den Deutschen Kaiser angeregt, ist,
jahrzehntelang vorbereitet worden und sollte 1915 erscheinen. Nun ist die
Herausgabe allerdings ein wenig durch die Ereignisse verzögert worden, aber
*) Ganz nebstbei bemerkt, ist an dem Christuskopf auf diesem Bilde die Täu-
schung zu beobachten, als blicke er den Beschauer an, ob dieser nun ganz iinks oder
ganz rechts stehe. Sie kommt bei jedem de face gezeichneten Kopf vor, bei dem die
Blickrichtung gerade nach vorn gewählt ist. Begreiflicherweise liegt das in der Natur
der Darstellung auf der Fläche, und vollrunde Plastik muß auf derlei Wirkungen von
vornherein verzichten. Eines der folgenden Hefte soll näheres darüber bringen.
 
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