Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
132

Fünftes Kapitel.

sich als ein gewaltiger Riegel vor und öffnet nur an der nordöstlichen
Seite den schmalen Eingang, welchen bei heftigem Wind oder in der
Dunkelheit zu treffen für Schiffe große Schwierigkeit macht. Auf der
Spitze des äußern Hafendammes steht der Leuchthurm, zugleich mili-
tärisch befestigt, mit seinem feststehenden, weitleuchtenden Licht. Es
war ein gewaltiger Anblick, auf der Spitze des einen innern Armes
stehend, hinter sich die schroffen Felsen des Berges, an dem Eette liegt,
mit der Citadelle, links die schwarzen, großen Massen der ruhig liegen-
den Schiffe, rechts den zwischen den Felsblöcken noch hoch aufspritzen-
den weißen Schaum der Welle zu sehen; dazu die vielen kleinen und
großen, zum Theil auf dem Wasser schwimmenden Lichter und das Ge-
töse des aufgeregten Meeres, in dessen Mitte scheinbar die schlanke Ge-
stalt des Leuchtthurms sich erhob.
Ein Morgenspaziergang bei windigem, aber Hellem Wetter gab
ein interessantes Gegenbild dazu. Der Canal, auf den ich unmittel-
bar von meinem Zimmer aus sah, leuchtete im reinsten Grün und ward
ruhig von einzelnen Fahrzengen durchschnitten, welche Fische, Gemüse,
Früchte vom Festland zu dem Morgenmarkt brachten, der sehr belebt
in der Nähe der Kirche St. Louis sich drängte. Unser Ziel war die
Spitze des Berges von Cette, welcher ganz isolirt sich über 500 Fuß
(179 Metres) auf der flachen Landzunge erhebt, zum Theil in steilen
Felsmassen, die durch Steinbrüche noch schroffer geworden sind. Es
ist Kalkstein mit sehr schönen Feldspathadern und starken Oxydationen, so
daß ein brennendes Ockerroth massenweis zu Tage tritt. Man hat dem
nackten Boden doch überall Raum zur Cultur abgewonnen: die Wein-
gärten decken ihn ganz, über der Stadt unmittelbar erheben sich auch
einige mannichfaltigere Anlagen, so vor dem College. Hier sieht man
Gesträuch, während sonst kein Baum die Bergmasse ziert. Es muß die
Hitze im Sommer furchtbar zurückprallen, und doch ist es der einzige
Erholungsort der Bewohner von Cette; hier wird auf geebneter Bahn
zwischen Steinmauern Poccia gespielt.
Auf der Spitze befindet sich eine kleine, niedrige Capelle und da-
neben ein Steinaufbau mit platter Oberfläche, durch seine weiße Farbe
als weit gesehener Augenpunkt der Schiffer dienend. Von hier hat
man eine großartige Rundsicht über Meer und Land. Das letztere tritt
 
Annotationen