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Zehntes Kapitel.
cm Schlitten mit zwei Damen ein und ihre Cavaliere und Pagen eilen
zur Hilfe. Auf der Erde erhebt sich ein großer Triumphbogen, wel-
chem der Wagen der Königin vom Dauphin gezogen zufährt. Die
Städte des Reiches, die Länder der Erde nahen sich mit ihrem Besitz,
Göttinnen und Musen, die himmlischen Tugenden fehlen nicht.
Man sieht, das ist dieselbe Form der Darstellung, wie sie in der
berühmten Luxemburggalerie des Rubens uns entgegentritt, aber es
ist ein anderer Geist der Darstellung. Dort bei Rubens ein großarti-
ger Sinn, der die Allegorie sofort überwindet, um das Welthistori-
sche jener Lebensscenen der Maria von Medicis zur Anschauung zu
bringen; hier ein Maler, der höchst geschickt die pikanten Züge jenes
bewegten, kraftvollen, aber ausgelassenen Hoflebens in eine trockene
Allegorie verwebt.
Soll ich noch ein Paar Worte von den andern Bildern der Gale-
rie sagen? Das beste französische, religiöse Bild ist das von Philipp
de Champaigne gemalte und an die Damen St. Charles zu Orleans
geschenkte, das den h. Carl Borromäus auf den Knieen vor einem
Altar betend darstellt. Von den sehr wenigen italienischen Bildern
ist der angebliche Veroechio, ein Pabst in Halbfigur mit gefalteten
Händen, nichtsweniger als diesem Meister des Leonardo angehörig.
Das saftige Colorit, der große Mangel an scharfer Zeichnung sind ent-
schiedener Beweis. Auch der Guercino, die h. Jungfrau das Chri-
stuskind im Lesen unterrichtend, scheint mir ihm nicht anzugehören.
Das Bild hat nichts von der gesunden und lebendigen Bewegung,
von den kräftigen Schatten des Guercino. Dagegen sind drei andere
Bilder aus der Zeit der Manieristen und Eklektiker in ihrer Art aus-
gezeichnet: eine reuige Magdalena mit zwei Engeln, von denen der
eine ein Kreuz, der andere die Wage ihr vorhält, von Lanfranco, die
Auferweckung des Lazarus in sehr sorgfältiger Ausführung von Andr.
Sacchi, endlich die Israeliten zu den Füßen der ehernen Schlange von
Luca Cambiasi, eines von vier großen, einst von den Benediktinern
zu Lyon besessenen Bildern.
Die niederländische Schule ist nur durch Schulbilder, so von Die-
penbeck eine Betrauerung des Leichnams Christi, von Poelenburg, Seg-
hers u. a. vertreten.
Zehntes Kapitel.
cm Schlitten mit zwei Damen ein und ihre Cavaliere und Pagen eilen
zur Hilfe. Auf der Erde erhebt sich ein großer Triumphbogen, wel-
chem der Wagen der Königin vom Dauphin gezogen zufährt. Die
Städte des Reiches, die Länder der Erde nahen sich mit ihrem Besitz,
Göttinnen und Musen, die himmlischen Tugenden fehlen nicht.
Man sieht, das ist dieselbe Form der Darstellung, wie sie in der
berühmten Luxemburggalerie des Rubens uns entgegentritt, aber es
ist ein anderer Geist der Darstellung. Dort bei Rubens ein großarti-
ger Sinn, der die Allegorie sofort überwindet, um das Welthistori-
sche jener Lebensscenen der Maria von Medicis zur Anschauung zu
bringen; hier ein Maler, der höchst geschickt die pikanten Züge jenes
bewegten, kraftvollen, aber ausgelassenen Hoflebens in eine trockene
Allegorie verwebt.
Soll ich noch ein Paar Worte von den andern Bildern der Gale-
rie sagen? Das beste französische, religiöse Bild ist das von Philipp
de Champaigne gemalte und an die Damen St. Charles zu Orleans
geschenkte, das den h. Carl Borromäus auf den Knieen vor einem
Altar betend darstellt. Von den sehr wenigen italienischen Bildern
ist der angebliche Veroechio, ein Pabst in Halbfigur mit gefalteten
Händen, nichtsweniger als diesem Meister des Leonardo angehörig.
Das saftige Colorit, der große Mangel an scharfer Zeichnung sind ent-
schiedener Beweis. Auch der Guercino, die h. Jungfrau das Chri-
stuskind im Lesen unterrichtend, scheint mir ihm nicht anzugehören.
Das Bild hat nichts von der gesunden und lebendigen Bewegung,
von den kräftigen Schatten des Guercino. Dagegen sind drei andere
Bilder aus der Zeit der Manieristen und Eklektiker in ihrer Art aus-
gezeichnet: eine reuige Magdalena mit zwei Engeln, von denen der
eine ein Kreuz, der andere die Wage ihr vorhält, von Lanfranco, die
Auferweckung des Lazarus in sehr sorgfältiger Ausführung von Andr.
Sacchi, endlich die Israeliten zu den Füßen der ehernen Schlange von
Luca Cambiasi, eines von vier großen, einst von den Benediktinern
zu Lyon besessenen Bildern.
Die niederländische Schule ist nur durch Schulbilder, so von Die-
penbeck eine Betrauerung des Leichnams Christi, von Poelenburg, Seg-
hers u. a. vertreten.