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Steffen, ... [Hrsg.]; Lolling, Habbo G. [Hrsg.]
Karten von Mykenai (nebst einem Anhange Über die Kontoporeia und das mykenisch-korinthische Bergland) (Text): Erläuternder Text mit Übersichtskarte von Argolis — Berlin, 1884

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https://doi.org/10.11588/diglit.4897#0011

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Dritte Hoclistrafse.

Einer dritten Hochstrafse haben vermuthlich die antiken Wegereste angehört, welche sich unter-
halb des Hauptweges nach Korinth am Nordfufse des Burgfelsens von Mykenai zeigen. Nach Über-
schreitung des Kokoretza-Baches muss diese Strafse sich links gewandt haben. Am Plakäs-Bache be-
finden sich die ersten zweifellosen Reste einer kyklopischen Brücke. Ein gröfseres Wegestück
und eine zweite kyklopische Brücke zeigt sich am Bache Agriosykia. Alsdann wandte sich die Strafse
über den Sattel Asprochoma nordöstlich. Zahlreiche Spuren, darunter Trümmer von zwei kyklopischen
Brücken, von denen namentlich die letzte, östlich Punkt 227, aus besonders grofsen Blöcken aufgeschichtet
war, lassen die Strafse bis zum Suleimani verfolgen. Dort hört der felsige Boden auf und mit ihm ver-
schwindet auch jede weitere Spur der Strafse.

Eine von Mykenai in nordwestlicher. Richtung ausgehende Hochstrafse konnte in ihrem
weiteren Verlauf nur zwei Richtungen einschlagen. Entweder sie wandte sich später nordostwärts
um zwischen Treton und Elias hindurch das mittlere Gebirgsthal zu erreichen, oder sie führte zu
dem westlichsten der drei Thäler, d. h. zum Thal des oberen Dervenaki-Baches. Ersteres ist nicht
anzunehmen, da nur ca. 300 Meter von dem nachweisbaren letzten Theil der Strafse entfernt, fast
parallel mit ihr die zweite Hochstrafse am mittleren Hange des Prophet-Elias-Berges in jener
Richtung läuft. Eine von beiden Strafsen wäre dann überflüssig gewesen. Es bleibt also nur
die Richtung nach dem westlichen Gebirgsthal als die einzig wahrscheinliche übrig. Dort fand
diese Strafse bei ihrem Eintritt in das Gebirge Anschlufs an den bereits besprochenen Fahrweg von
Kleonai nach Argos. Sie war zugleich der nächste Verbindungsweg der Mykenaier nach Phlius und
Nemea. Auch eine derartige Führung der Hochstrafse mit den durch die Berghänge bedingten Um-
wegen und Steigungen beweist, dass Rücksichten der Sicherheit bei ihrem Bau mafsgebend waren..
Einfacher und bequemer wäre es gewesen, die Strafse von Mykenai westwärts direct zur Ebene und
dann im Thale des Dervenaki-Baches aufwärts zu führen. Allein dann war die Strafse von Argos her
bedroht. Ihre Sicherung hätte ausgedehnte Befestigungsanlagen erfordert, für welche natürliche Stütz-
punkte in der Ebene nicht vorhanden waren. Bei ihrer Führung am Hange des Elias-Berges jedoch
war in den steilen Vorbergen, mit welchen derselbe zur Ebene abfällt, dieser Strafse schon eine natür-
liche Sicherung gegeben. Es wird späterhin gezeigt werden, wie diese Sicherung noch durch besondere
Anlagen innerhalb der Vorberge und durch solche am Aetolithi erhöht wurde. In strategischer Be-
ziehung gewährte diese Führung der Strafse aber den Vortheil, dass auch der Fahrweg über das Treton
zu einer gesicherten Verbindung zwischen Korinth und Mykenai benutzt werden konnte, — dass für
ein Vordringen von der Basis Korinth aus in Summa also drei Hochstrafsen zu Gebote standen, welche
unter den Mauern der Akropolis von Mykenai ihre Vereinigung fanden.

Vierte Hochstrafse (nach dem Heraion).

Eine vierte Hochstrafse, deren Spuren noch heute nachweisbar sind, führte von Mykenai nach
dem Heraion, dem religiösen Mittelpunkt von Argolis in der heroischen Zeit. Die Strafse lief ver-
muthlich vom Löwenthor auf der Höhe des Bergrückens entlang, welcher die befestigte Unterstadt trug.
Beim Felsen Makry-Lithari hat sie wahrscheinlich die südliche Stadtmauer durchbrochen, die Richtung
auf Hagios-Georgios genommen und sich bei dieser Kapelle in einer flachen Mulde links gewandt in
Richtung auf die grofse kyklopische Brücke am Chonia-Bach, deren östliche Hälfte noch vollkommen
erhalten ist. Jenseits des Baches ist ihre Spur in verschiedenen Blöcken bis zu den Resten einer kleinen
kyklopischen Brücke nachweisbar, mit welcher sie bei Punkt 133 einen kleinen Bach überschritt. Weiter-
hin konnten auf ca. 5 Kilometer keine Spuren nachgewiesen werden. Die antiken Wegereste und die
Trümmer einer kyklopischen Brücke am Plesia-Bach bei Punkt 128 haben einer von Süden kommenden
Strafse angehört. Erst in Nähe des Kuppelgrabes am Heraion, nordwestlich desselben, erscheinen bei
Punkt 107 Reste einer kyklopischen Brücke.

Trümmer von zwei anderen Brücken südöstlich des Kuppelgrabes bei Punkt 112 und 118 am
Alonäki-, resp. Chönika-Bache geben für den Lauf der heiligen Strafse in ihrem letzten Theil sicheren
Anhalt. Danach führte, wie bei dem Kuppelgrabe von Menidi, auch diese Strafse unmittelbar oberhalb
der Grabanlage vorüber, so dafs also der Dromos derselben abgewandt war.
 
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