Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Steffen, ... [Hrsg.]; Lolling, Habbo G. [Hrsg.]
Karten von Mykenai (nebst einem Anhange Über die Kontoporeia und das mykenisch-korinthische Bergland) (Text): Erläuternder Text mit Übersichtskarte von Argolis — Berlin, 1884

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.4897#0013

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
11 --------

oblonger Blöcke in den oberen Lagen vorwaltet, zeigen die unteren Lagen ähnliche Wasserdurchlässe
wie die Hochstrafsen. Auf diese Weise wurden die nur bei Regenzeiten mit gröfserer Macht füefsenden
Berggewässer durch mehrere nebeneinanderliegende Wasserdurchlässe abgeleitet. Besonders instructiv
sind aufser der grofsen Brücke am Chonia-Bach südlich Mykenai die beiden Brücken an der Hochstrafse
des Agrilo-Vunaki bei Punkt 413 nordöstlich des Berges, und bei Punkt 348 am Hange Drakonera.

Die Einfachheit und Billigkeit des kyklopischen Strafsenbaues an den Hängen der Felsenkegel
hatte zur Folge, dafs die Richtung des Weges sich den Bergformen anschmiegte. Auf diese Weise
wurden Umwege unvermeidlich. Man überbrückte die Schluchten nicht in der Hauptrichtung des
Weges durch senkrecht über dieselben geführte Viaducte, deren Aufbau in der erforderlichen bedeutenden
Höhe und Festigkeit dem kyklopischen Bau ersichtliche Schwierigkeiten bereitete, sondern man hielt
sich im allgemeinen in der Horizontale und umging die Schlucht. Dabei ist es merkwürdig, dafs man
die durch das Terrain gebotenen bedeutenden Steigungen nicht allmählich, sondern ziemlich plötzlich zu
überwinden suchte, mit dem Bestreben, den gröfseren Theil des Weges auf gleichem Niveau zu führen.
So tritt z. B. die Hochstrafse des Agrilo-Vunaki genau nivellirt auf 413 Meter absoluter Höhe in den Ost-
rand des aufgenommenen Terrains ein. Dann fällt sie südlich der zweiten Brücke auf einer Strecke von
350 Metern Länge um 12 Meter ("/„j) und verbleibt nun wieder 470 Meter lang genau horizontal, bis
sie dann auf einer Länge von ca. 500 Metern zur kyklopischen Brücke am oberen Chavos-Bache um
das bedeutende Mafs von 53 Metern fällt (^—Tj10).

Auch die zweite Hochstrafse am mittleren Hange des Elias-Berges fällt von ihrem Eintritt in den
Nordrand der Aufnahme bis in Höhe des Strungiza-Rückens, also auf ca. 1000 Meter Weges um ca. 54 Meter
(z/l8 — 1jig), — um dann weiterhin auf nahezu horizontalem Niveau zu bleiben. —

Die dritte Hochstrafse am Fufse des Elias-Berges erhebt sich vom Plakäs-Bache bis zur kyklopischen
Brücke (256) auf ca. 1000 Meter Weglänge um 70 Meter (r/I4 bis zjIS) und führt dann ebenfalls hori-
zontal weiter. —

Die verhältnismäßig starken Steigungen der Hochstrafsen auf der einen Seite und die geringen
Geleisebreiten auf der anderen lassen die Annahme berechtigt erscheinen, dass auch in jener Epoche,
welcher diese Strafsen angehörten, der Verkehr vorzugsweise zu Pferde, der Lastentransport, wie heute
noch im Peloponnes, durch Saumthiere stattfand.

Gegenüber dem leichten Pferdematerial der antiken Zeit mussten Steigungsverhältnisse der Strafsen
gleich den vorerwähnten für Lastfuhrwerk aufserordentliche Schwierigkeiten bereiten.

Dass wir indessen bei Theilen dieser Hochstrafsen auch den Wagenverkehr für die antike Zeit
anzunehmen haben, beweisen, — obgleich Ausweichestellen nicht nachgewiesen werden konnten —• die
am Nordhange der Akropolis noch vorhandenen Doppelgeleisespuren*).

Der antike Fahrweg von Kleonai nach Argos.

Von der im Thale des Dervenaki-Baches von Kleonai nach Argos führenden antiken Fahrstrafse
konnten direkte Spuren innerhalb des aufgenommenen Terrains nicht nachgewiesen werden. In dem
lehmreichen Boden der Thalniederung mussten Reste einer in Verfall gerathenen Hochstrafse schneller
verschwinden, als da, wo der Untergrund felsig war, wie dies bei den vorerwähnten ersten drei Hochstrafsen
der Fall ist. — Von dieser Strafse kann aufserdem angenommen werden, dass sie als eine der grofsen
Heerstrafsen, welche in allen Zeiten der griechischen Geschichte eine Bedeutung hatten, später im ent-
wickelteren Baustyl der nachfolgenden- Zeit, also nicht kyklopisch, sondern aus oblongen Quadern
ausgebaut worden ist. Dieses Material aber verschwand in späterer Zeit schneller als die kyklopischen
Reste, da es besser zu Neubauten verwerthet werden konnte als die rohen Felsblöcke. —

Diesem Umstände ist es vornehmlich zuzuschreiben, dafs Baureste aus der eigentlichen helleni-
schen Zeit in situ nur in sehr geringem Mafse innerhalb des aufgenommenen Terrains vorgefunden,
desto zahlreicher aber in den Fundamentmauern und Brunnenanlagen der modernen Dörfer angetroffen

*) Man wird indessen in Zweifel ziehen können, ob diese Geleisespuren bei der Burg etwas für die Hochstrafsen selbst beweisen,
und sie mit dem Wege von der Ebene aus in Verbindung setzen dürfen, der vielleicht nur bis zur Perseia fahrbar war.

a*
 
Annotationen