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Steffen, ... [Hrsg.]; Lolling, Habbo G. [Hrsg.]
Karten von Mykenai (nebst einem Anhange Über die Kontoporeia und das mykenisch-korinthische Bergland) (Text): Erläuternder Text mit Übersichtskarte von Argolis — Berlin, 1884

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https://doi.org/10.11588/diglit.4897#0017

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Elias-Hange verbindet. Ueber diese Höhe hinaus konnte es in seiner weiteren Leitung- nicht steigen,
da das hydrostatische Gesetz der communicirenden Gefäfse dem höheren Alterthum unbekannt war. In-
dessen genügte diese Höhe vollkommen, um auf dem Wege der natürlichen Leitung den unteren Theil der
Akropolis, sowie die ganze untere Stadt mit Wasser zu versorgen, da der Fufs des Löwenthors, nur in
241 Meter Höhe, der höchste Punkt des unteren Bergrückens 227 Meter hoch liegt. Vermuthlich hat das
Wasser einst denselben Weg genommen, welchen eine jetzt verfallene türkische Wasserleitung angiebt.
Dieselbe trieb die verfallene Wassermühle nordöstlich der Burg, und führte oberhalb der antiken
Hochstrafse am Fufse der nördlichen Festungsmauer entlang. Sie folgte dann weiter dem unteren Höhen-
rücken und führte durch das Dorf Charväti nach dem Cham'. Am Nordhange der Burg zeigen sich auf
diesem Wege Felsaushöhlungen, welche auch die antike Leitung hier verrnuthen lassen. Namentlich
befinden sich unter der Nordwestspitze der Burg unverkennbare Spuren einer in den Stein gehauenen
antiken Leitung, welche hier im Bogen die Felsspitze in Richtung auf das Löwenthor umgangen zu
haben scheint. Vielleicht lag an dieser Stelle der Wasserausflufs der Quelle Perseia, welchen Pausanias
unter den Trümmern von Mykenai sah. Der Zeit der ersten Gründung kann indessen dieser letzte Theil
der Leitung nicht angehört haben, denn die Steine, in welchen die Wasserrinne ausgehöhlt ist (grofse
Blöcke aus Breccia) gehörten einstmals der darüber befindlichen Festungsmauer an, sie konnten also nur
bei einer Zerstörung dieses Mauerstücks hinuntergeworfen worden sein. Wäre dies erst bei der Zer-
störung durch die Argeier geschehen, so würde dieser Theil der Leitung ein Beweis dafür sein, dass
auch nach jener Katastrophe sich eine antike Ansiedlung hier befunden hat.

Die beiden antiken Brunnen aufserhalb der Stadtbefestigung.

Aufser der vorerwähnten Quelle befinden sich innerhalb des unmittelbaren Vorterrains von Mykenai
noch zwei antike Brunnen, welche, am Südwestfufse des unteren Höhenrückens gelegen, vermuthlich
einst die aufserhalb der mauerumschlossenen Unterstadt befindliche Vorstadt mit Wasser versorgten.
Es sind dies das Epäno-Pigädi (der „Ober-Brunnen") in der Schlucht nordöstlich des Kalkani und das
Käto-Pigädi (der „Unter-Brunnen") in der Schlucht nordöstlich Charväti. Beide Brunnen waren bei
einer Belagerung für die Besatzung nicht mehr benutzbar. Um so mehr Wichtigkeit hatte für solchen
Fall die Leitung der Perseia-Quelle. Auch die Lage dieser Quelle weist somit auf eine Empfindlich-
keit der Nordostfront von Mykenai hin, der gegenüber die Annahme gerechtfertigt erscheint, dafs feind-
liche Unternehmungen von dieser Seite nicht erwartet wurden, hier also die gesicherte Verbindung mit
Korinth zu suchen war.

Andere Befestigungsanlagen in der Umgegend von Mykenai.

Aufser den besprochenen Befestigungsanlagen von Mykenai weist die Aufnahme eine Reihe
fortificatorischer Bauten nach, welche einen offenbaren Zusammenhang mit der Hauptposition bekunden.
Schon der Charakter des Baustyls: kyklopisches oder polygonales Mauerwerk, lässt bei den meisten
dieser Festungslinien oder Befestigungsthürme die Verwandtschaft mit den Mykenischen Bauten er-
kennen. Mehr noch erhellt dieser Zusammenhang aus ihrer Lage.

1. Die Gruppe von Befestigungsanlagen bei Unter-Phichtia.

Unter den von Argos nordwärts führenden Strafsen war die nach Phlius von Mykenai am weitesten
abgelegen. Sollte auch diese beherrscht werden, so war dies nur durch selbständige Befestigungs-
anlagen zu erreichen. Die Strafse nach dem Thale von Phlius muss auch in alter Zeit an dem Ostfufse
des Rachi-Deli vorüber über Ober-Phichtia geführt und den Sattel übeschritten haben, durch welchen
der Aetolithi im Westen mit dem arkadischen Grenzgebirge zusammenhängt. In Nähe von Unter-
Phichtia hat in diesen Weg wahrscheinlich die aus dem Südosten der Argeia, also die von Epidauros
und Nauplia kommende Strafse eingemündet. Zur Beherrschung dieser letzteren kann ein grofser Pyrgos
 
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