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Die Höhenverhältnisse der einzelnen noch vorhandenen ganzen Platten sowohl als die Durchschnitte,
welche überall rechte Winkel zeigen, lassen keinen Zweifel darüber, dass die Platten einst vertikal
standen. Sie scheinen mit ihrem oberen Rande in derselben Horizontalebene gelegen zu haben.
Der Plattenring hat nur einen Eingang, welcher nicht geschlossen werden konnte. Dieser
Eingang befindet sich auf der dem Löwenthor zugewandten Seite. Von dem Mauerstück östlich davon,
welches gegenwärtig die Passage vom Löwenthor nach diesem Ringeingange unterbricht, sahen wir
bereits, dass es erst in einer späteren Zeit als der heroischen erbaut sein konnte. Wir haben also im
heroischen Zeitalter kein Hinderniss zwischen dem Eingange zum Plattenringe und dem Thor an-
zunehmen.
Diese exponirte Lage des Einganges macht die Annahme, der Plattenring könne eine Defen-
sions - Anlage, eine Art Reduit auf der unteren Terrasse gewesen sein, zur Unmöglichkeit. Aber
auch, wenn der Eingang zum Plattenringe verschliefsbar und selbst auf der entgegengesetzten Seite
angelegt gewesen wäre, eine fortificatorische Bedeutung könnte dem Ringe doch nicht beigelegt werden.
Grade die Platten, welche einem vom Löwenthore aus nach der unteren Burgterrasse vordringenden
Gegner zunächst liegen, sind, da der Felsen nach Nordosten ansteigt, so niedrig, dass sie leicht über-
klettert werden konnten. Die Platten selbst sind so dünn und aus so zerbrechlichem Material (feinster
Muschelkalk oder Sandstein) gefertigt, dass sie ohne grofse Kraftanstrengung eingestofsen oder nach
aufsen umgerissen werden konnten.
Es bleibt für den Plattenring also kaum eine andere Erklärung als die der Abgrenzung eines
durch die Tradition geweihten Gräberbezirkes. —
Die Ringmauer dem Plattenringe gegenüber und ihr Zusammenhang
mit demselben.
Es ist nun in hohem Grade wunderbar, dass die innere Ringmauerlinie aus ihrer ursprünglichen
Richtung mit einer scharfen Kante abweicht, um den Plattenring genau in einem koncentrischen Bogen
zu begleiten. Wir sahen, dass annähernd diesem Bruchpunkte gegenüber auf der auswendigen Seite
der Mauer die Bekleidung mit polygonalen Blöcken ihren Anfang nimmt, — ein Umstand, der auf eine
spätere Bauperiode, d. h. auf einen späteren Ausbau der Mauer an dieser Stelle schliefsen liefs. Es
macht nun den Eindruck, als habe die Mauer in ihrer ursprünglichen Führung diese koncentrische
Ausbiegung nicht gehabt, sondern sei am Rande des natürlichen Felsens, in welchen die Gräber ein-
geschnitten sind, verlaufen. Erst als man den Gräberbezirk durch den Plattenring abgrenzte, und zwar,
— wie das Uebergreifen des inneren Plattenkreises über die Gräberecken bekundet, sehr eng ab-
grenzte, — war man genöthigt, einen Theil der Ringmauer nach Westen zu verschieben, weil ohne diese
Verschiebung zwischen äufserer Plattenreihe und innerer Mauerfläche kein Platz für die so nothwendige
Passage aus der unteren Terrasse nach dem Löwenthor blieb. Da nun der Felsenrand nach Westen
ziemlich steil abfiel, so war man genöthigt, dem Plattenring nach dieser Seite hin eine ziemlich hohe
Stützmauer zu geben. Diese Stützmauer bildete zugleich die äufsere Bekleidung des natürlichen Felsens
nach dem neugeschaffenen Rondengange hin. Die Mauerzüge, welche diesen Rondengang gegenwärtig
versperren, sind elendes Machwerk eines späteren Geschlechtes, welches mit den Bautrümmern der zer-
störten Burg sich seine Hütten baute, wie die zu diesen Fundamentmauern benutzten Stücke zerbrochener
Platten des Ringes bekunden.
Vermuthung über das Alter der Schliemann sehen Gräber.
Aus den geschilderten Zusammenhängen zwischen der grofsen Stützmauer, dem Plattenringe
und dem demselben koncentrisch geführten Ringmauerbogen lässt sich für die Altersbestimmung der
Schliemann'schen Gräber allgemein nur die Vermuthung aussprechen, dass dieselben älter sind als der
Plattenring, und das von diesem unzertrennliche koncentrische Stück der Ringmauer aber jünger als
die ursprüngliche Anlage der Burg, dass sie mit gröfserer Wahrscheinlichkeit also der Epoche der
Persei'den angehören als der der Pelopiden.
Die Höhenverhältnisse der einzelnen noch vorhandenen ganzen Platten sowohl als die Durchschnitte,
welche überall rechte Winkel zeigen, lassen keinen Zweifel darüber, dass die Platten einst vertikal
standen. Sie scheinen mit ihrem oberen Rande in derselben Horizontalebene gelegen zu haben.
Der Plattenring hat nur einen Eingang, welcher nicht geschlossen werden konnte. Dieser
Eingang befindet sich auf der dem Löwenthor zugewandten Seite. Von dem Mauerstück östlich davon,
welches gegenwärtig die Passage vom Löwenthor nach diesem Ringeingange unterbricht, sahen wir
bereits, dass es erst in einer späteren Zeit als der heroischen erbaut sein konnte. Wir haben also im
heroischen Zeitalter kein Hinderniss zwischen dem Eingange zum Plattenringe und dem Thor an-
zunehmen.
Diese exponirte Lage des Einganges macht die Annahme, der Plattenring könne eine Defen-
sions - Anlage, eine Art Reduit auf der unteren Terrasse gewesen sein, zur Unmöglichkeit. Aber
auch, wenn der Eingang zum Plattenringe verschliefsbar und selbst auf der entgegengesetzten Seite
angelegt gewesen wäre, eine fortificatorische Bedeutung könnte dem Ringe doch nicht beigelegt werden.
Grade die Platten, welche einem vom Löwenthore aus nach der unteren Burgterrasse vordringenden
Gegner zunächst liegen, sind, da der Felsen nach Nordosten ansteigt, so niedrig, dass sie leicht über-
klettert werden konnten. Die Platten selbst sind so dünn und aus so zerbrechlichem Material (feinster
Muschelkalk oder Sandstein) gefertigt, dass sie ohne grofse Kraftanstrengung eingestofsen oder nach
aufsen umgerissen werden konnten.
Es bleibt für den Plattenring also kaum eine andere Erklärung als die der Abgrenzung eines
durch die Tradition geweihten Gräberbezirkes. —
Die Ringmauer dem Plattenringe gegenüber und ihr Zusammenhang
mit demselben.
Es ist nun in hohem Grade wunderbar, dass die innere Ringmauerlinie aus ihrer ursprünglichen
Richtung mit einer scharfen Kante abweicht, um den Plattenring genau in einem koncentrischen Bogen
zu begleiten. Wir sahen, dass annähernd diesem Bruchpunkte gegenüber auf der auswendigen Seite
der Mauer die Bekleidung mit polygonalen Blöcken ihren Anfang nimmt, — ein Umstand, der auf eine
spätere Bauperiode, d. h. auf einen späteren Ausbau der Mauer an dieser Stelle schliefsen liefs. Es
macht nun den Eindruck, als habe die Mauer in ihrer ursprünglichen Führung diese koncentrische
Ausbiegung nicht gehabt, sondern sei am Rande des natürlichen Felsens, in welchen die Gräber ein-
geschnitten sind, verlaufen. Erst als man den Gräberbezirk durch den Plattenring abgrenzte, und zwar,
— wie das Uebergreifen des inneren Plattenkreises über die Gräberecken bekundet, sehr eng ab-
grenzte, — war man genöthigt, einen Theil der Ringmauer nach Westen zu verschieben, weil ohne diese
Verschiebung zwischen äufserer Plattenreihe und innerer Mauerfläche kein Platz für die so nothwendige
Passage aus der unteren Terrasse nach dem Löwenthor blieb. Da nun der Felsenrand nach Westen
ziemlich steil abfiel, so war man genöthigt, dem Plattenring nach dieser Seite hin eine ziemlich hohe
Stützmauer zu geben. Diese Stützmauer bildete zugleich die äufsere Bekleidung des natürlichen Felsens
nach dem neugeschaffenen Rondengange hin. Die Mauerzüge, welche diesen Rondengang gegenwärtig
versperren, sind elendes Machwerk eines späteren Geschlechtes, welches mit den Bautrümmern der zer-
störten Burg sich seine Hütten baute, wie die zu diesen Fundamentmauern benutzten Stücke zerbrochener
Platten des Ringes bekunden.
Vermuthung über das Alter der Schliemann sehen Gräber.
Aus den geschilderten Zusammenhängen zwischen der grofsen Stützmauer, dem Plattenringe
und dem demselben koncentrisch geführten Ringmauerbogen lässt sich für die Altersbestimmung der
Schliemann'schen Gräber allgemein nur die Vermuthung aussprechen, dass dieselben älter sind als der
Plattenring, und das von diesem unzertrennliche koncentrische Stück der Ringmauer aber jünger als
die ursprüngliche Anlage der Burg, dass sie mit gröfserer Wahrscheinlichkeit also der Epoche der
Persei'den angehören als der der Pelopiden.