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Thon, Theodor; Durand, Ferdinand [Hrsg.]
Dr. Theodor Thon's weiland Professor der Philosophie zu Jena Lehrbuch der Reißkunst oder der wahren Grundsätze des theoretischen und praktischen Zeichnens sowohl mit Lineal und Zirkel, als auch aus freier Hand nach Musterzeichnungen, besonders aber nach der Natur: Mit specieller Rücksicht auf Bauhandwerker und Gewerbsschulen, Bildhauer und Maler. Mit einem neu gezeichneten Atlas von 40 erklärenden Tafeln — Weimar, 1840

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https://doi.org/10.11588/diglit.18822#0141
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§. 6.

Der Grund, warum man die entferntern Ge-
genstande undeutlicher sieht, als die nahe liegenden,
liegt auch hauptsächlich darin, daß sich zwischen dem
Auge und jenen Luft lagert, deren Schicht natürlich
um so dichter ist, je weiter der betrachtete Gegenstand
von uns entfernt liegt und daß hierdurch seine Far-
ben immer mehr an Bestimmtheit verlieren und zu-
letzt in eine einzige (das Blauviolet ferner Gebirge)
zusammenfließen. Da nun die Perspektive lehren
soll, wie der Gegenstand dem Beschauer erscheint, so
gehört auch die Theorie der durch die dazwischenlie-
gende Luft veränderten Farben in ihren Bereich und
wird unter dem Namen Luftpersp ektive zum Un-
terschied von den bis jetzt abgehandelten Wahrheiten,
deren Inbegriff man die Linearperspektive nennt,
bezeichnet, gehört jedoch in das Gebiet der Malerei
und kann hier nicht mit abgehandelt werden.

§. 9.

Noch hat man verschiedene Benennungen für
Darstellungen, welche unter unnatürlichen GesichtsWW.
die Wahrscheinlichkeit des Aussehens mit der Richtig-
keit der Maase vereinigen will, als Theile der Per-
spektive eingeführt. Die gewöhnlichste Darstellungs-
weise, deren wir uns auch auf unfern Tafeln bedient
haben, ist die sogenannte Kavalierperspektive,
wo man die Augenll. alle^i der Diagonale des Qua-
drats der Bildfläche gehen laßt, wo also eine Ver-
kürzung (und zwar um die Hälfte) entsteht und da-
durch die Darstellung sich der äußern Erscheinung
nähert, jedoch die Senkrechten und Wagerechten (auf
die Grundlinie bezogen) sich alle gleich bleiben und
die Senkrechten auf die Bildfl. als halbirte Grundll.
 
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