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nach dem Augenmaas so genau als möglich darzu-
stellen und man muß daher alle Kräfte aufbieten,
ohne Lineal und Zirkel ebenso richtige Zeichnungen
zu entwerfen, als mit diesen Instrumenten; denn
nur aus der Verbindung beider Mittel, der Wissen-
schaft und der Uebung unseres Auges und unse-
rer Hand entspringt zuletzt die Kunst und das
Talent.
§. 3.
Wie aber alle unsere Sinne durch Uebung zu
einer erhöhteren Fertigkeit und Kraft gebracht wer-
den, so auch das Gesicht. Eine fortdauernde Uebung
des Augenmaases in richtiger Schätzung der Lagen,
und Größenverhaltnisse ist daher das einzige Mittel,
sich diese für das freie Handzeichnen unentbehrliche
Eigenschaft anzueignen. Am sichersten geschieht dies
an schon gemessenen Größen, deren Lagenverhältnisse
dem Zeichner bekannt sind und die er wo möglich
selbst konstruirt hat. Hat der Schüler sich daher mit
Hilfe mathematischer Instrumente eine Zeichnung ent-
worfen, so sühre er sie hernach mit freier Hand
und zwar so oft aus, bis sie dem nach der Reiß-
kunst entworfenen Bild möglichst genau gleicht.
§. 4.
Eben so nothwendig ist es aber hierbei, auch
die Hand so zu üben, daß sie, wie man sagt, dem
Auge folgt, um jeden Punkt, den das Auge sich
auf einer Zeichnung gleichsam im Woraus denkt,
genau zu treffen. Wahrend man aber das Aug?
am besten an größeren Verhaltnissen übt und sich
die Lage und Größe der Haupttheile eines zu zeich-
nenden Gegenstands zuerst zusammenstellt, wird die
Hand umgekehrt an kleineren Linien zuerst geübt
nach dem Augenmaas so genau als möglich darzu-
stellen und man muß daher alle Kräfte aufbieten,
ohne Lineal und Zirkel ebenso richtige Zeichnungen
zu entwerfen, als mit diesen Instrumenten; denn
nur aus der Verbindung beider Mittel, der Wissen-
schaft und der Uebung unseres Auges und unse-
rer Hand entspringt zuletzt die Kunst und das
Talent.
§. 3.
Wie aber alle unsere Sinne durch Uebung zu
einer erhöhteren Fertigkeit und Kraft gebracht wer-
den, so auch das Gesicht. Eine fortdauernde Uebung
des Augenmaases in richtiger Schätzung der Lagen,
und Größenverhaltnisse ist daher das einzige Mittel,
sich diese für das freie Handzeichnen unentbehrliche
Eigenschaft anzueignen. Am sichersten geschieht dies
an schon gemessenen Größen, deren Lagenverhältnisse
dem Zeichner bekannt sind und die er wo möglich
selbst konstruirt hat. Hat der Schüler sich daher mit
Hilfe mathematischer Instrumente eine Zeichnung ent-
worfen, so sühre er sie hernach mit freier Hand
und zwar so oft aus, bis sie dem nach der Reiß-
kunst entworfenen Bild möglichst genau gleicht.
§. 4.
Eben so nothwendig ist es aber hierbei, auch
die Hand so zu üben, daß sie, wie man sagt, dem
Auge folgt, um jeden Punkt, den das Auge sich
auf einer Zeichnung gleichsam im Woraus denkt,
genau zu treffen. Wahrend man aber das Aug?
am besten an größeren Verhaltnissen übt und sich
die Lage und Größe der Haupttheile eines zu zeich-
nenden Gegenstands zuerst zusammenstellt, wird die
Hand umgekehrt an kleineren Linien zuerst geübt