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Ullmann, Martina
König für die Ewigkeit - Die Häuser der Millionen von Jahren: eine Untersuchung zu Königskult und Tempeltypologie in Ägypten — Wiesbaden: Harrassowitz, 2002

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.70779#0101
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Helck gibt noch eine Anzahl nicht einordbarer Fragmente wieder, von denen eines höchst-
wahrscheinlich zu einer weiteren Millionenjahrhaus-Erwähnung gehört.236 Folgender Rest ist
erhalten: hw.t n(.t) hh.

Der rechts von der Inschrift folgende Kalender nennt die Opfer, die Thutmosis III. neu stiftete
für die Feste des Kalenderjahres. Vermutlich waren 54 solcher Feste aufgezählt.

Kontextdiskussion

Identifizierung des Millionenjahrhauses:
In den Zeilen 54 und 55 der Inschrift wird das Achmenu Thutmosis'III. zweimal als Millio-
nenjahrhaus bezeichnet: „Gotteshaus der Million (an Jahren)" bzw. „das 'Große Haus' der
Millionen an [Jahren]" (hw.t-ntr n.t hh (m rnp.wt) bzw. ß hw.t-ß.t n.t hh.w m {rnp.wt]). Der
terminus technicus für „Tempel" variiert dabei von hw.t-ntr zu hw.t-ß.t, dem gleichen Aus-
druck wie er im Text der Referenz Thutmosis III. 1.1 verwendet wurde.
Diese Erwähnung erfolgt beide Male innerhalb von Verfügungen für tägliche Opferstiftungen
zugunsten von Amun. Die betreffenden Opfer, deren Einzelaufstellung jeweils nicht mehr
erhalten ist, sollen ihm im Millionenjahrhaus vorgelegt werden.
Die Identifizierung des hier als Millionenjahrhaus bezeichneten Tempels mit dem Achmenu in
Karnak war von Gardiner bezweifelt worden, da ihm dieser Ausdruck nur für sogenannte To-
tentempel oder Kenotaphe bekannt war.237 Er schlug stattdessen vor, anzunehmen, dass hier
der westthebanische Tempel Hnk.t-'nh von Thutmosis III. angesprochen sei. Diese Interpreta-
tion des Textabschnittes ist zu Recht nicht in die spätere Literatur übernommen worden, denn
der Bezug auf das Achmenu ist hier ganz unzweifelhaft gegeben.238 Bereits der Ausgangs-
punkt von Gardiners Bedenken ist gegenstandslos: Die Belegliste zeigt deutlich, dass vielfach
Anlagen, die nicht zu den sogenannten Totentempeln in Theben-West oder den Kenotaphen in
Abydos gehören, als Millionenjahrhäuser bezeichnet werden. Auch textintern ist es nicht
möglich, die Zeilen 54/55 auf einen anderen Tempel als das Achmenu zu beziehen, dessen
Bau und Ausstattung nicht nur unmittelbar davor beschrieben werden, sondern das darüber
hinaus unzweifelhaft das Hauptthema der gesamten Inschrift bildet.
Mit Sicherheit kein Zufall ist wohl auch die „Beschirmung" der gesamten Szene durch eine
oben an der Wand entlanglaufende monumentale Widmungsinschrift für das Achmenu. In ihr
wird festgestellt, dass Thutmosis III. „ein ['Großes] Haus' (namens) '(Mn-hpr-R') 3h-mnw' im
[pr des Amun]" aufs Neue errichtete und zwar für „seinen [Vater Amun]-Re, [Herr der Thro-
ne der beiden Länder, Erster von Karnak]".
Zusammenfassung und Interpretation der wichtigsten Aussagen zum Achmenu in der
vorliegenden Inschrift:
Laut Datumsangabe am Textanfang erfolgte der Beschluss zur Erbauung des Achmenu „nach"
(m-ht) dem Regierungsjahr 23, am 2.Tag des ersten Monats der ^mw-Jahreszeit. Das m-ht vor
der Jahreszahl 23 kann als archaisierender Verweis auf die Datierungsmethode des Alten Rei-
ches verstanden werden („Jahr nach dem soundsovielten Mal der Zählung"). Dies würde be-
deuten, dass der Gründungsbeschluss in das 24.Regierungsjahr Thutmosis'III. fiel. Allerdings

236 Urk IV, 1274f.

2'7 Gardiner, op. cit., 14 Anm. 8 und 15.

238 So gesehen von Barguet, Temple d'Amon-Re, 284, von Haeny, Basilikale Anlagen, 15 Anm. 53, von Helck,
Materialien, 54 und Stadelmann, Totentempel, 303.

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