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Vöge, Wilhelm
Die Anfänge des monumentalen Stiles im Mittelalter: eine Untersuchung über die erste Blütezeit französischer Plastik — Heitz, 1894

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https://doi.org/10.11588/diglit.31188#0147

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117

abgesehen von den Daten; wir haben versucht, unmittel-
bar den Kunstwerken selbst ihre Geschichte abzufragen,
ohne zu berücksichtigen, ob die gewonnenen Resultate
auch im Einklang stehen mit der sonstigen Ueberlieferuug.
Noch eine Vorbemerkung, ehe wir daran gehen, diese
zu prüfen. Ist in der That die südliche Schule der
gebende Teil, die Schule von Chartres der empfangende,
so ist jedenfalls die letztere jünger als jene. Das Arier
Atelier stand in Blüte, als sein befruchtender Einfluss
nach dem Norden drang. Werden wir auch den wei-
teren Schluss machen: das Portal von Chartres ist dann
notwendiger Weise jünger als der Arier Portikus? Ich
gestehe, dass es allerdings sehr wertvoll wäre, wenn
sicli das mit festen Daten belegen Hesse. Wäre das aber
auch nicht der Fall, ja erwiese selbst jemand das Gegen-
teil, so wäre damit unsere These noch nicht widerlegt.
Wir haben ausgeführt, dass die Plastik des Arier Portales
auf der des älteren heimischen Ateliers beruht. Nun,
zwischen diesem älteren Atelier und den nordfranzösischen
Skulpturen fehlte es nicht an verbindenden Fäden. Es
könnten also die Verwandtschaften, die wir zwischen
den zwei Fassaden nachweisen konnten, auch darin ihren
Grund haben, dass beide aus derselben Quelle schöpften:
eben aus dem Motivenscliatze der älteren Arier Schule.
Und wenn wir die auffallendsten Berührungspunkte zwi-
schen den zwei Schulen gerade an den beiden Fassaden
erläutern mussten,' so könnte das auch an den Zu-
fälligkeiten der Erhaltung liegen.
Leider vermögen wir nun auf Grund litterarischer
Ueberlieferung oder mit Hülfe archäologischer Indicien zu
einer sicheren Chronologie unserer zwei Werke nicht zu
gelangen. Das Necrologium der Chartrerer Kathedrale,1
so reich an gleichgültigen Sliflernamen, hat uns die un-

1 Publiciert von E. de Löpinois et Lucien Merlet, Cartulaire de
Notre-Dame de Chartres, Chartres 1865, Bd. III.
 
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