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Vöge, Wilhelm
Die Anfänge des monumentalen Stiles im Mittelalter: eine Untersuchung über die erste Blütezeit französischer Plastik — Heitz, 1894

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https://doi.org/10.11588/diglit.31188#0270

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‘240

Endlich scheint mir hier auch ein technisches Moment noch
mitzusprechen. Wie nämlich die Abbildungen ergeben,
war das Giebelfeld hier nicht mehr wie in Chartres aus
reliefierten Platten zusammengesetzt, es erscheint viel-
mehr hinter den Figuren der nackte Mauerverbaud ; diese
waren also gewissermassen schon in völliger Rundplastik
gebildet. Das ist die Technik, die Viollet-le-Duc für das
Mittelportal der Fassade von Notre-Dame in Paris er-
wiesen hat, die Technik, die sich z. B. auch an den
Portalen von Amiens findet.
Man möchte fragen, ob nicht das Tympanon viel-
leicht später ist als die Statuen. Aber nach den Abbil-
dungen zu schliessen, zeigten die Figuren desselben die
gleiche Strenge des Stiles wie jene. Das Ganze war aus
einem Gusse; es war ein Werk aus der Zeit der
Reife der Chartrerer Schule.

7. KAPITEL.
DIE SKULPTUREN DER SEITLICHEN PORTIKEN DER KATHE-
DRALE VON BOURGES, IHRE STELLUNG INNERHALB DER
GROSSEN SCHULE UND DIE DEUTUNG DER ZWEI «KÖNI-
GINNEN» .
Das eigentümliche Problem, das sich der Forschung
in den beiden «romanischen» Portalen der Kathedrale von
Bourges * 1 darstellt, harrt noch der Lösung. Es befinden

eine sehr flache Bildung des Wulstes. Die Archivolten des Portales
waren hier nicht in die Mauertiefe eingebettet, sie sprangen vor die
Flucht der Mauer vor, über denselben lag ein Giebeldach, das links
und rechts auf mächtigen Konsolen ruhte.
1 Die gross angelegte Monographie der Kirche von Cahier und
Martin ist bekanntlich auf die Glasgemälde beschränkt geblieben.
Aelteste monographische Beschreibung bei M. J. L. Romclot, Descrip-
 
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